Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Julia Extra Band 0350

Julia Extra Band 0350

Titel: Julia Extra Band 0350 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Jordan
Vom Netzwerk:
zuversichtlich, aber Molly schüttelte den Kopf.
    „Nein, jetzt hängt alles von ihr ab. Wenn sie sich nicht umdreht, weiß er, dass sie ihn nicht liebt.“
    In diesem Augenblick kam ein roter Doppeldeckerbus ins Bild und steuerte die Haltestelle auf der Brücke an.
    „Oh nein!“, protestierte Karli, als die Frau auf den Bus zulief und eilig einstieg. „Bitte sag mir, dass dieser Film nicht traurig ausgeht.“
    Molly presste fest die Lippen zusammen, um nicht das Ende zu verraten. Langsam entfernte sich die Kamera von dem Paar und schwenkte immer höher, bis man London aus der Vogelperspektive sah: die Themse, die sich wie ein silbriges Band dahinschlängelte, die Parlamentsgebäude, Big Ben, die einsame Gestalt des Helden und den davonfahrenden roten Bus.
    Karli runzelte die Stirn. Molly umschlang mit beiden Armen ihre Knie und machte sich für das furiose Finale bereit. Sie hatte diesen Film schon mehr als ein Dutzend Mal gesehen, und noch immer trieb er ihr am Ende die Tränen in die Augen.
    Die Kamera stieg noch ein wenig höher. Die Verkehrsgeräusche gingen in eine herzzerreißende, dramatisch anschwellende Musik über, und dann endlich – der Bus hielt nach wenigen Metern wieder an, und jemand stieg aus.
    Die Kamera schwenkte wieder nach unten und zoomte die Brücke immer dichter heran, während die Liebenden mit ausgebreiteten Armen aufeinander zuliefen, bis sie sich schließlich weinend und lachend zugleich in den Armen lagen.
    Als der Abspann begann, zog Karli ihre sommersprossige Stupsnase kraus. „Okay“, räumte sie ein. „Das war nicht schlecht.“
    „Nicht schlecht?“, schniefte Molly. „Gib zu, dass es einfach gigantisch war! Der Augenblick, in dem Christian glaubt, dass er Vanessa für immer verloren hat, ist eindeutig die emotionalste Szene der Filmgeschichte. Und London ist die romantischste Stadt der Welt“, fügte sie mit einem wehmütigen Seufzer hinzu.
    Karli zuckte die Schultern und schob sich noch eine Handvoll Popcorn in den Mund. „Ich dachte, das wäre Paris.“
    „Nie im Leben!“, begehrte Molly auf. „Jedenfalls nicht für mich. Paris ist …“ Sie machte eine unbestimmte Handbewegung. „Ach, ich weiß auch nicht. Paris ist einfach nicht London.“
    „Gib es zu, Molly“, neckte Karli sie. „Du hast eine Schwäche für Engländer und glaubst, dass es in London nur so von perfekten Gentlemen wimmelt.“
    In ihrem Innern wusste Molly, dass mehr als nur ein Körnchen Wahrheit darin steckte, aber sie beschloss, nichts darauf zu erwidern. Stattdessen stellte sie den Fernseher ab, ging zum Fenster und blickte in die Nacht hinaus. Der Mond war beinah voll. Sein Licht versilberte die hohen Kiefern auf der Landzunge und die spiegelglatte Oberfläche des Korallenmeers.
    „Eins ist sicher“, murmelte sie. „Auf dieser Insel wird mir nie im Leben etwas so Romantisches passieren.“
    Karli zuckte die Schultern. „Ach, ich weiß nicht. Wir haben zwar keinen Big Ben und auch keine Westminster Bridge, aber ein lauschiger Abend in der Picknickbucht ist auch nicht zu verachten. Ich hatte jedenfalls keinen Grund zur Klage, als Jimbo mir dort einen Heiratsantrag gemacht hat.“
    Mit einem reumütigen Lächeln drehte Molly sich wieder zu ihrer Freundin um. „Tut mir leid, Karli. Ich hatte dich und Jimbo ganz vergessen. Ihr seid wirklich das Paradebeispiel für eine romantische Liebe. Unzertrennlich seit dem Kindergarten und bis heute ein Herz und eine Seele. Ich glaube, jedem hier war klar, dass aus euch einmal ein Paar wird.“
    „Na ja, so romantisch ist es auch wieder nicht, wenn dein Ehemann sein halbes Leben auf einem Fischkutter verbringt“, stellte Karli trocken fest.
    „Wahrscheinlich nicht.“ Molly ging in die Küche und stellte einen Topf auf den Herd, um Kakao zu machen. „Ich sollte wirklich aufhören, mir immer wieder diesen Film anzusehen. Danach fühle ich mich jedes Mal so ruhelos, dass ich am liebsten meine Koffer packen und den nächsten Flieger nach London besteigen würde.“
    „Muss es denn unbedingt London sein?“, fragte Karli, die ihr gefolgt war. „Wenn du nur von der Insel weg willst, könntest du dir doch auch Sydney oder Brisbane ansehen. Oder Cairns.“
    Molly verdrehte die Augen. Als ob irgendeine Stadt in Australien es mit ihrer Vision von Englands berühmter Hauptstadt aufnehmen könnte! Solange sie denken konnte, schwärmte sie schon für London. Für dessen Geschichte, die Gebäude, die Pracht, die Kultur. Schon allein die Worte Portobello

Weitere Kostenlose Bücher