klein wenig mulmig zumute gewesen sei, was sie vollauf verstand. Sie meinte, dass es ihr im australischen Outback vermutlich ebenso ginge, und dann fragte sie mich, ob ich nicht Lust habe, mit ihr zusammen bis Paddington zu fahren, wo sie in eine andere Linie umsteigen müsse.
Im ersten Augenblick wollte ich kneifen, aber dann habe ich mich ganz nüchtern gefragt, ob ich mir die Rückfahrt allein zutraute, und die Antwort lautete JA! Ich stieg also tatsächlich in den Zug ein, und von da an lief alles wie geschmiert.
Ich glaube, ich bin geheilt, Patrick!!!
Wie soll ich Ihnen bloß danken (denn Sie waren ja der Anstifter dieser Aktion)? Ich wünschte, ich könnte Ihnen im Gegenzug ebenfalls helfen, aber leider habe ich keinen Schimmer vom Romanschreiben.
Herzliche Grüße von Molly
PS: Bitte nehmen Sie kein Blatt vor den Mund, wenn ich mich zu weit vorwage, aber ist es auch möglich, ein Buch tot zu planen? Haben Sie noch nie den Drang verspürt, einfach loszulegen und die Worte fließen zu lassen?
4. KAPITEL
An: Patrick Knight
Von: Felicity Knight
Betrifft: Mission erledigt
Lieber Patrick,
wie schade, dass du dich am anderen Ende der Welt befindest, und deine Rettungsaktion nicht persönlich durchführen konntest. Molly Cooper ist nämlich eine ganz entzückende junge Frau, und ich habe den Nachmittag mit ihr sehr genossen.
An dieser Stelle ein kleiner Vorschlag: Da sich dein Frauengeschmack erheblich zu verbessern scheint, sobald du deine Auswahlkriterien änderst, solltest du deine nächste Freundin vielleicht nach ihrem Wohnort wählen. Molly ist zwar keine superschlanke Blondine wie die meisten deiner Verflossenen, aber es ist ein Genuss, sich mit ihr zu unterhalten. Sie ist intelligent und witzig, und das Funkeln in ihren blauen Augen ist wirklich sehenswert.
Mein Schatz, ich danke dir, dass du mir diesen höchst erfreulichen Auftrag erteilt hast. Ich war zugegebenermaßen sehr neugierig auf die Frau, der du so bedenkenlos dein Haus anvertraut hast, und diese Neugier ist jetzt aufs Angenehmste befriedigt.
Hoffentlich hast du beim Schreiben deines Romans genauso viel Spaß, wie Molly hier in London zu haben scheint.
In Liebe,
deine Mum
Persönliche Aufzeichnungen von Patrick Knight. Magnetic Island, 30. April
Vielleicht sollte meine Heldin an einer persönlichen Angst leiden, die sie im Laufe der Geschehnisse überwinden muss.
An: Molly Cooper
Von: Patrick Knight
Betrifft: Zu Ihrer Information
Hi Molly,
Ihre Karte von den Riffs ist heute angekommen. Ich bin Ihnen sehr dankbar und fühle mich geehrt, dass Sie Ihre Inselgeheimnisse mit einem hergelaufenen Fremden teilen. Besonders hinreißend fand ich Ihre Darstellung der bizarren Meeresgeschöpfe, denen ich möglicherweise bei meinen künftigen Tauchgängen begegnen werde. Haben Sie je über eine Karriere als Comiczeichnerin nachgedacht?
Ich bin schon ganz wild auf mein erstes Rendezvous mit dem Kupferstreifen-Pinzettfisch, aber noch mehr fasziniert mich der Anemonenfisch. Mit dem Krokodil hatten Sie übrigens recht. Es wurde in Florence Bay eingefangen und von sechs furchtlosen Mitarbeitern des Nationalparks weiter nach Norden gebracht. Angeblich soll es vorerst nicht zurückehren, da es ihm hier im Winter zu kalt ist.
Molly, ich freue mich riesig, dass Sie Ihre U-Bahn-Angst besiegt haben, und kann Ihnen berichten, dass meine Mutter die Begegnung mit Ihnen in vollen Zügen genossen hat.
Gut gemacht!
Falls Sie irgendwelche Hilfe bei der Suche nach dem Geburtsort Ihres Vaters brauchen, lassen Sie es mich wissen.
Mit den besten Wünschen,
Patrick
An: Molly Cooper
Von: Patrick Knight
Betrifft: Zu Ihrer Information
Gerade ist mir noch etwas eingefallen. Es überrascht Sie vielleicht, aber ich denke, Sie könnten mir tatsächlich bei meinem Roman helfen, indem Sie mir weiter Ihre Eindrücke von London schildern. Haben Sie keine Angst, dass Ihre Mails zu ausufernd werden könnten – bisher fand ich sie alle höchst amüsant und erhellend.
Wie Sie wissen, befinde ich mich noch in der Vorbereitungs- und Einstimmungsphase, sodass gerade jetzt ein „frischer“ Blick auf meine Heimatstadt extrem nützlich wäre. Ebenso interessieren mich Ihre Gedanken über das Leben im Allgemeinen, da es für mich als Mann recht schwierig ist, mich in den Kopf meiner weiblichen Hauptfigur