hineinzuversetzen.
Mit anderen Worten: Tun Sie sich keinen Zwang an, mir weiterhin Ihre Entdeckungen und Einsichten mitzuteilen. Positiv oder negativ – Sie werden meine Gefühle nicht verletzen.
Mit den wärmsten Wünschen,
Patrick
An: Patrick Knight
Von: Molly Cooper
Betrifft: mein Blick auf London
Lieber Patrick,
was für eine Ehre!
Ich bin überglücklich, mich weiter über meine Londoner Abenteuer auslassen zu können, und Sie dürfen gern alles für Ihren Roman verwenden.
Aber wenn die Pferde zu sehr mit mir durchgehen, müssen Sie es mir sagen!
Ihr Angebot, mir bei der Suche nach meinen familiären Wurzeln zu helfen, hat mich riesig gefreut, zumal ich so gut wie keine Informationen über meinen Vater habe. Das Einzige, was ich definitiv weiß, ist, dass er 1956 geboren wurde. Ich glaube, seine Eltern wohnten damals in Clapham, aber ganz sicher bin ich mir da nicht.
Molly
PS: Wenn Sie wollen, können Sie mir eine Liste mit Fragen über Ihre Romanheldin schicken. Vielleicht helfen Ihnen die Antworten ja dabei, sich in ihre Gedankenwelt hineinzufühlen.
An: Molly Cooper
Von: Patrick Knight
Betrifft: Fragen
Liebe Molly,
wie großzügig von Ihnen, mir beim Erschaffen meiner weiblichen Hauptfigur Ihre Hilfe anzubieten! Ich habe ein etwas schlechtes Gewissen, Ihre Zeit sosehr in Anspruch zu nehmen, aber da ein Autor genauestens über das Innenleben seiner Charaktere Bescheid wissen muss, wäre ich für jeden Input Ihrerseits dankbar.
Meine Heldin heißt Beth Harper. Sie arbeitet als Kassiererin bei einer Bank und ist ungefähr in Ihrem Alter, aber:
Welche Kleidung bevorzugt sie?
Welchen Schmuck?
Welche Farben, Musik, Tiere etc. liebt sie?
Welche kann sie nicht ausstehen?
Welches sind ihre Gewohnheiten und Talente?
Hat sie irgendeinen nervösen Tick?
Alles, was Ihnen dazu einfällt, ist mehr als willkommen. Wann immer Sie also Zeit haben …
Ihr dankbarer Patrick
PS: Wenn Sie mir den vollen Namen Ihres Vaters mitteilen, werde ich einige Leute kontaktieren, die möglicherweise etwas für Sie herausfinden können.
An: Patrick Knight
Von: Molly Cooper
Betrifft: Fragen
Sorry, Patrick, es kommt mir so vor, als würde ich mich ununterbrochen bei Ihnen bedanken, aber schon der bloße Gedanke, dass sie etwas über meinen Vater in Erfahrung bringen könnten, lässt mir die Knie weich werden. Also tausend Dank für Ihr Angebot!!!
Mein Vater hieß Charles Torrington Cooper, was, wie ich finde, sehr vornehm klingt, aber mir wurde gesagt, dass man ihn in Australien nur als Charlie Cooper kannte. Falls es hilft, können Sie Ihren „Kontakten“ auch gern das Foto von ihm und meiner Mutter zur Verfügung stellen, das auf meinem Nachttisch steht. (Finden Sie nicht, dass er ein umwerfendes Lächeln hat?)
Doch nun zu Ihrem Buch. Zuerst eine Warnung: Falls Sie sich Beth sehr kapriziös und ungewöhnlich vorstellen, bin ich möglicherweise nicht die richtige Ratgeberin. Ich bin nämlich ziemlich bodenständig und kein bisschen exzentrisch. Und bitte strafen Sie sie auf keinen Fall mit meinem Haar! Auch meine Lieblingsbekleidung – Bikini und Sarong – würde ich für eine Londoner Bankangestellte nicht empfehlen.
Gestern Abend habe ich eine Weile so getan, als wäre ich Beth, und dabei versucht, Ihre Fragen zu beantworten. Und da habe ich plötzlich Ihr Dilemma verstanden. Es ist unheimlich schwer, sich eine Person auszudenken. Aber es macht auch riesigen Spaß!
Wenn ich Beth wäre und einen Job in einer Bank hätte, würde ich bei der Arbeit wahrscheinlich schlichte Kostüme und hochgeschlossene Blusen tragen, aber darunter sexy Seidendessous (um den Leser an meine wilde Seite zu erinnern und wegen des himmlischen Gefühls von Seide auf nackter Haut). An den Wochenenden würde ich gewagtere Outfits bevorzugen (regenbogenfarbene Leggins oder knallrote Stiefel zu superkurzen Miniröcken). Ich besäße eine Unmenge an Schals (für jedes Wetter und jede Gelegenheit) und würde im Winter einen Mantel mit einem riesigen Kunstpelzkragen tragen.
Beth würde jede Woche ihre Lieblingsfarbe wechseln. Ihr Umgang mit Geld liegt ziemlich genau in der Mitte zwischen Sparsamkeit und Sorglosigkeit (sie will das Leben genießen, ist aber auch eine vernünftige Bankkassiererin).
Ihr wertvollster Besitz ist ein sündhaft teures rotes Kleid, das