Julia Extra Band 356 - Ebook
sodass die letzten Worte wie ein peinliches Quieken klangen. Doch Carlos lachte nicht.
„Ja …? Die eine Nacht im Hotel?“, hakte er nach.
„Die eine Nacht, in der wir … Der Schutz hat versagt … Ich bin schwanger … mit deinem Baby.“
Absolute Stille. Die Worte hingen in der Luft. Martha fühlte, das ihre Worte irgendwie nicht richtig waren. Sie hatte es nicht so plump und hastig ausstoßen wollen. Es hätte eine ruhige und überlegte Erklärung werden sollen, hätte eine sachliche Begründung für ihr Hiersein liefern sollen. Stattdessen hatte sie die Nachricht gar nicht schnell und hektisch genug herausposaunen können. Schlimmer hätte es nicht laufen können, selbst wenn sie es geplant hätte.
Carlos schien wie zu Stein geworden. „Baby?“ Er sprach das einzelne Wort zutiefst angewidert aus. „Wie, zum Teufel, konnte das passieren?“
„Nun, wohl auf die übliche Art“, gab sie zurück – und wusste, dass sie mit der schnippischen Erwiderung genau den falschen Weg beschritten hatte, als er düster die Stirn runzelte. „Das Kondom muss gerissen sein. Ich schwöre, dass das Kind von dir ist. Du weißt, dass ich noch …“
„Ja, ich weiß.“ Er hob die Hand, um sie davon abzuhalten, es auszusprechen. „Du warst noch Jungfrau.“ Unruhig marschierte er jetzt auf und ab. „Ich weiß auch, dass das Kondom gerissen ist. Warum, glaubst du wohl, brauchte ich frische Luft? Ich musste aus dem engen Zimmer raus.“
„Du wusstest es!“ Martha war fassungslos. „Und hast nichts gesagt! Du bist einfach gegangen.“
„Ich bin nicht stolz darauf“, gab er zu. „Ich hätte besser mit der Situation umgehen müssen. Allerdings hatte ich damit gerechnet, dass du noch da sein würdest, wenn ich zurückkomme. Dann hätten wir reden können.“
„Und dann? Wärst du vor mir auf ein Knie niedergegangen? Hättest mir versichert, dass ich mir keine Sorgen zu machen brauche, falls ich schwanger sein sollte?“ Sie sah, wie die Falte auf seiner Stirn tiefer wurde. „Nein, natürlich nicht, das dachte ich mir schon.“
Er kam vor ihr zum Stehen, und nie zuvor war er ihr so groß, so einschüchternd, so düster vorgekommen – der Mann, der ihr erster Liebhaber und der Vater ihres Kindes war.
„Nein. Aber wir hätten reden und gemeinsam beschließen können, wie es weitergehen soll, falls sich Konsequenzen aus unserem Fehler ergeben.“
Das machte Martha seine Einstellung endgültig klar. Sie liebte ihr ungeborenes Baby schon jetzt und hatte Carlos mitteilen wollen, dass er Vater wurde. Er dagegen sprach von „Konsequenzen“ und „Fehler“.
„Nun, die Konsequenzen, wie du es nennst, sind eingetreten.“ Sie wünschte, sie hätte Stimme und Emotionen besser unter Kontrolle.
„Und du bist ganz sicher schwanger?“
„Ganz sicher. Vier Monate, drei Tage und …“, sie sah auf ihre Armbanduhr, musste entsetzt feststellen, dass sie nichts erkennen konnte, weil Tränen ihr die Sicht verschleierten, „… fünf Stunden. Es ist dein Baby, Carlos“, wiederholte sie fest, denn plötzlich hatte sie Angst, dass er ihr nicht glauben würde.
„Es hat keinen anderen gegeben?“
„Glaubst du, die Männer hätten bei mir angestanden, damit ich mit ihnen ins Bett hüpfe? Das kannst du nicht ernst meinen! Nach der Erfahrung mit Gavin und dann dir habe ich für eine ganze Weile genug von chaotischen Beziehungen.“
„Wirf mich nicht mit diesem Mistkerl in einen Topf!“, brauste er auf. „Was immer ich sein mag – ich bin kein Lügner und Betrüger wie er. Und ich weiß, dass du Jungfrau warst. Ich könnte trotzdem auf einen Vaterschaftstest bestehen“, fügte er tonlos an.
„Von mir aus gern.“ Darauf war sie vorbereitet, sie hatte damit gerechnet. „Ich habe nichts zu verheimlichen.“
Sein grüner Blick bohrte sich in ihre Augen. Er schien ihr bis in die Seele sehen zu wollen. Sie hätte nicht sagen können, was er in ihrem Gesicht fand, das ihn überzeugte, aber schließlich schob er die Hände in die Hosentaschen und nickte.
„Ich glaube dir. Du würdest nicht so bestimmt klingen, wenn du lügen würdest. Und ich würde es auch in deinem Gesicht erkennen. Nun gut, es gibt also ein Kind. Mein Kind. Und du hast mich gesucht und bist hergekommen, um …? Was genau willst du?“
„Ich wollte dir nur von dem Baby berichten. Mehr nicht.“ Sie hatte noch nicht verdaut, wie schnell er akzeptierte, dass es sein Kind war. Sie hatte sich auf eine heiße Debatte eingestellt, und so war ihr der
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