Julia Extra Band 356 - Ebook
hätten doch in einem Motel übernachten können.“
Er zog fragend die Augenbraue hoch. „Bist du erpicht darauf, ins Motel zu gehen?“
„In unterschiedliche Zimmer, natürlich.“
„Natürlich“, erwiderte er mit leicht amüsiertem Blick.
Bella spürte, wie Zorn in ihr aufstieg. „Jeder mit gesundem Menschenverstand weiß, dass man Pausen machen muss auf so langen Reisen.“ Sie hätte wissen müssen, dass so etwas passieren würde! Damon Cavello hatte schon immer das Risiko geliebt. Sie sah auf das endlose flache Weideland, das sich vor ihnen erstreckte, von der Morgensonne sanft beschienen. Hier und da sah man Kühe grasen. „Wo sind wir eigentlich?“
„Südlich von Rockhampton.“
„Rockhampton? Das ist doch lächerlich, Damon. Warum rasen wir den Highway hoch, wenn wir nicht einmal genau wissen, wo sich Violet und Paddy aufhalten? Vielleicht haben wir sie schon längst überholt.“
„Wie ich sehe, bist du nicht gerade ein Morgenmensch“, bemerkte er genüsslich.
Bella blinzelte. Okay, sie war vielleicht ein bisschen schnippisch gewesen, aber das war völlig gerechtfertigt! Immerhin waren sie ein Team, und er hätte sie wenigstens fragen können, bevor er die ganze Nacht durchfuhr. „Ich brauche bloß einen Kaffee!“
„Es müsste gleich ein Coffeeshop auftauchen.“
„Also, ich finde, ich hatte doch recht! Australien ist schließlich kein Kriegsgebiet, Mr Cavello!“
„Das habe ich schon bemerkt.“
„Ich meine, wir müssen keine Risiken eingehen. Ich habe keine Lust, an irgendeinem Baum zu landen, nur weil du die ganze Nacht durchfahren willst.“
„Mir ging es gut, Bella.“
„Das ist nicht der Punkt. Von jetzt an entscheiden wir gemeinsam. Und wenn mal eine Nachtfahrt nötig ist, dann will ich meinen Teil dazu beitragen!“
„Schon klar.“
Verärgert über seine Selbstgefälligkeit, zog Bella noch einmal ihre Trumpfkarte. „Und wie ich schon gesagt habe, macht es überhaupt keinen Sinn herumzurasen, ohne zu wissen, wo sich die beiden befinden. Wir sollten öfter anhalten und fragen, ob jemand sie gesehen hat.“
„Die Umstände haben sich geändert.“
Erstaunt sah sie ihn an. „Inwiefern?“
„Brenda Holmes von Greenacres hat angerufen. Sie haben eine Nachricht von Violet gefunden.“
„Und warum hast du mir nicht gleich davon erzählt?“
„Ich fand es recht schwierig, zu Wort zu kommen …“
Warum musste er sie wie ein kleines Kind behandeln? Bella fing bereits an, ihre gemeinschaftliche Suchaktion zu bereuen. Sie atmete tief durch und sprach betont langsam. „Wo war die Nachricht, Damon, und warum hat man sie erst jetzt gefunden?“
„Sie war unter die Fußmatte der Zimmernachbarin gerutscht. Jedenfalls hat man sie erst letzte Nacht bemerkt.“
„Und was stand drin?“
„Nicht sehr viel. Wie es scheint, gab es irgendeinen Notfall in Port Douglas, und Paddy meinte, dass er sofort dorthin fahren müsste. Violet hat ihm ihr Auto geliehen und sich in letzter Minute entschlossen, mitzufahren.“
Bella schloss kurz die Augen, während sie diese Neuigkeit verdaute. „Aber vielleicht sind sie nach Brisbane gefahren und haben ein Flugzeug genommen.“
„Das glaube ich nicht. Der Typ an der Tankstelle war sicher, dass sie nach Norden gefahren sind.“
„Stimmt. Außerdem darf Paddy nicht fliegen, wegen seines Herzens.“
Sie stieß einen langen Seufzer aus. Es war eine viel zu weite Strecke für ein älteres Paar. „Port Douglas ist sogar noch weiter nördlich als Cairns.“
„Richtig. Deshalb bin ich auch die ganze Nacht durchgefahren.“
„Ich frage mich, um was für einen Notfall es sich handelt.“ Plötzlich erinnerte sie sich, dass Paddy einmal Port Douglas erwähnt hatte. „Ich glaube, ein alter Kamerad von Paddy aus dem Koreakrieg wohnt in Port Douglas!“
„Erinnerst du dich an seinen Namen?“
„Nein.“ Sie seufzte. „Dad weiß ihn vielleicht. Ich rufe ihn nachher an.“ Wenigstens war sie jetzt hellwach. „Ich sollte jetzt mal fahren, Damon. Du musst doch völlig erledigt sein.“
„Wir werden in Rockhampton frühstücken und danach setzt du dich ans Steuer.“ Er warf ihr einen verschmitzten Blick zu. „Nachdem du deinen Kaffee gehabt hast.“
Bei dem Gedanken an Frühstück knurrte ihr der Magen. Sie hatte gestern kaum etwas zu Mittag gegessen und das Abendessen war auch ausgefallen. „Ich bin fürchterlich hungrig!“
„Das ist ein gutes Zeichen.“
Sein Lächeln brachte für Sekunden den alten Damon zum Vorschein.
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