Julia Extra Band 356 - Ebook
eine Energiespritze. Der Anblick des flachen roten Sportwagens, der wie ein Spielzeug zwischen den Trucks wirkte, beflügelte ihre Reiselust.
„Lass uns das Verdeck wieder öffnen“, rief sie voller Enthusiasmus. „Oder stört es dich beim Schlafen?“
„Nein, ganz und gar nicht“, erwiderte Damon und betätigte bereits den entsprechenden Hebel.
Bella nahm hinter dem Lenkrad Platz, justierte den Rückspiegel und startete den Motor, der leise zu schnurren anfing.
Cool.
Freudige Abenteuerlust erfasste sie.
Die Morgenluft war noch frisch und die Sonne schickte ihre ersten schwachen Strahlen vom Himmel. Bald lag Rockhampton hinter ihnen. Vor ihnen öffnete sich die endlose Fläche des Weidelandes, durchzogen von geraden Straßen und wenigen Bäumen. Am blassblauen Himmel flatterte eine Schar Rosenkakadus, deren rosafarbenes Gefieder am Körper einen schillernden Kontrast zu den hellgrauen Flügeln bildete.
Bellas Laune wurde immer besser. Vergnügt trat sie aufs Gaspedal und verlangsamte nur ungern, als der Wagen die Höchstgeschwindigkeit überschritt.
Ihre Gedanken wanderten zu Kent. Durch ihren ausgiebigen Schlaf hatte sie ihn noch gar nicht anrufen können.
Wie es ihm jetzt wohl ging, nach ihrer Trennung?
Wenigstens litt er nicht an gebrochenem Herzen! Sie hatte nur ein schlechtes Gewissen, dass sie ihn mit den Absagen an die Gäste und die Cateringfirma allein gelassen hatte. Doch er hatte ja darauf bestanden, diese unangenehme Aufgabe zu übernehmen.
Heute Morgen war sie sehr erleichtert gewesen, dass Kent und sie noch rechtzeitig zur Besinnung gekommen waren. Sie verstand es inzwischen als nützliche Warnung. Von nun an würde sie gründlich überlegen, bevor sie sich in eine neue Beziehung stürzte. Und was den Mann, der neben ihr im Auto saß, anbetraf, war sie megavorsichtig.
Es war gut, diese innerliche Klarheit zu haben, und sie fühlte sich wesentlich wohler als all die Wochen zuvor.
Zu ihrer Erleichterung fielen Damon endlich die Augen zu. Er schien sich ihren Fahrkünsten anzuvertrauen, und sie atmete auf. Gut gelaunt summte sie vor sich hin, als sie im Rückspiegel den blau-weißen Wagen erblickte.
Polizei.
Nervös sah sie auf den Tacho, der eine leicht überhöhte Geschwindigkeit anzeigte. Ups! Schuldbewusst trat sie auf die Bremse, in der Hoffnung, dass es nicht schon zu spät war. Doch offenbar war das Glück nicht auf ihrer Seite. Blaurote Lichter flackerten hinter ihr auf. Das Polizeiauto kam näher, und Bella blieb nichts anderes übrig, als an den Fahrbahnrand zu fahren.
Neben ihr rührte sich Damon. „Was ist los?“
„Polizei“, murmelte sie kleinlaut. War das nicht typisch für ihr Leben? Immer wenn sie auch nur das kleinste Abenteuer wagte, schlug das Schicksal zu.
Damon sah, wie der Polizeiwagen hinter ihnen anhielt. „Bist du zu schnell gefahren?“
„Nicht wirklich.“
Bella hatte ein Fluchen von Damon erwartet, doch er stieß nur einen resignierten Seufzer aus. Ihr wurde ganz übel, als sie die schweren Schritte auf dem Asphalt hörte. Im Rückspiegel sah sie eine große Gestalt in blauer Uniform herankommen. Sie setzte sich aufrecht und hob das Kinn.
Der Polizist war jung und machte einen aufgeblasenen Eindruck. „Guten Morgen“, sagte er mit gespielter Freundlichkeit.
„Morgen, Wachtmeister“, erwiderte Damon.
Der junge Mann ignorierte die Begrüßung und taxierte Bella mit seinen kühlen blauen Augen.
Sie machte eine unschuldige Miene. „Ich bin doch nicht zu schnell gefahren, oder?“
Der Polizist zuckte die Achseln. „Kann ich Ihren Führerschein sehen, Madam?“
„Ja, natürlich. Er ist in meiner Tasche.“
Die Tasche befand sich zu Damons Füßen, und ihre Hände berührten sich kurz, als sie beide gleichzeitig danach griffen. Ihre Blicke trafen sich, und Damon lächelte ihr komplizenhaft zu. Mit zitternden Händen zeigte Bella den Führerschein und der junge Polizist notierte stirnrunzelnd ein paar Daten in seinem Notizbuch.
„Wie wäre es mit einer Erklärung?“, fragte Damon verärgert.„Was ist denn das Problem?“
„Ich benötige auch Ihre Papiere, Sir.“
Bella hätte gedacht, dass Damon spätestens jetzt protestieren würde, schließlich war er nur der Beifahrer. Doch zu ihrer Überraschung zog er kommentarlos seinen Ausweis hervor.
Langsam bekam sie es mit der Angst zu tun. Warum verlangte der Polizist auch Damons Papiere? Hier ging es offenbar nicht nur um zu schnelles Fahren!
Erinnerungen an Damons wilde Teenagerjahre und
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