Julia Extra Band 356
erkundigte sich Tinas Mutter besorgt.
„Aber nein, Mrs Savalas. Ihre Zimmer befinden sich auf der ersten Terrasse, von wo aus das Restaurant und die Snackbar am Pool besonders bequem zu erreichen sind. Wenn Sie noch irgendwelche Wünsche haben, brauchen Sie sie nur auszusprechen, und sie werden umgehend erledigt.“
„Wirklich sehr freundlich“, erwiderte Helen Savalas erleichtert.
„Mr Zavros hat uns angewiesen, dafür zu sorgen, dass es Ihnen an nichts fehlt. Wenn ich recht verstanden habe, sind Sie anlässlich einer großen Hochzeit innerhalb der Familie hier?“
„Ja, aber …“ Ein wenig verwirrt blickte sie sich nach Tina um, die bei der Nennung des Namens Zavros ein ungutes Gefühl beschlich. „Es … ist wirklich sehr freundlich von Ari Zavros …“
„Nein, nein, Maximus Zavros hat diese Anweisung erteilt“, korrigierte der Manager sofort. „Sein Neffe heiratet Ihre Tochter. Ja, und Familie ist Familie, weshalb Sie für Ihren Aufenthalt im El Greco nichts bezahlen. Die Rechnung geht komplett an Mr Zavros. Also stecken Sie Ihre Kreditkarte wieder weg, Mrs Savalas, denn Sie werden sie hier nicht brauchen.“
Tinas Mutter schüttelte fassungslos den Kopf. „Aber ich bin diesem Maximus Zavros doch noch nie begegnet!“
„Das werden Sie bestimmt auf der Hochzeit, Mrs Savalas“, versicherte der Manager ungerührt.
„Ich … weiß wirklich nicht, ob ich das annehmen kann.“
„Oh, aber Sie müssen!“ Der Manager sah sie entsetzt an. „Mr Zavros ist ein sehr reicher und mächtiger Mann. Ihm gehören viele Ländereien und Immobilien auf Santorin. Wenn Sie seine Gastfreundschaft zurückweisen würden, wäre er gekränkt, und ich wäre schuld, weil es mir nicht gelungen ist, Sie zu überzeugen. Bitte, Mrs Savalas, ich flehe Sie an, genießen Sie einfach, was wir Ihnen bieten. Er wünscht es so.“
„Nun ja …“ Helen Savalas zögerte unschlüssig, als ihr plötzlich ein Gedanke kam. Entschlossen schaute sie Tina an. „Wir können ja morgen mit Ari darüber reden.“
Tina nickte resigniert und gab jede Hoffnung auf, dass Ari Zavros noch einmal aus ihrem Leben verschwinden würde. Nicht einen Moment glaubte sie, dass es hier nur um die Gastfreundschaft eines reichen, mächtigen Griechen ging. Drei Worte des Managers hatten sie wie ein Faustschlag getroffen: Familie ist Familie. Jetzt wurde sie den schrecklichen Verdacht nicht los, dass Ari gegenüber seinem Vater geplaudert hatte. Nur das erklärte diesen außerordentlichen Akt von Großzügigkeit.
Der Manager ließ es sich nicht nehmen, sie persönlich auf ihre Zimmer zu führen, um sich zu vergewissern, dass es ihnen an nichts fehlte. Ihre nebeneinanderliegenden Zimmer waren mit allen erdenklichen Annehmlichkeiten ausgestattet und besaßen jedes eine vor neugierigen Blicken geschützte Terrasse. Eine Platte mit frischem Obst war sicher ebenso eine Aufmerksamkeit des Hauses wie die wundervollen Blumenarrangements. Helen Savalas war begeistert, Tina begutachtete das alles mit ziemlicher Skepsis, und Theo interessierte nur, wann er endlich zu den anderen Kindern in den Kinder-Pool durfte.
Ein Träger brachte das Gepäck, und Tina ließ ihre Mutter in dem Zimmer allein, das diese in der Nacht vor der Hochzeit mit Cassandra teilen würde. Nur kurz ging sie mit Theo in das andere Zimmer und suchte aus dem großen Koffer ihren Badeanzug und seine Badehose hervor. Minuten später waren sie schon auf dem Weg zum Pool.
Während Theo ausgelassen in dem flachen Wasser planschte, setzte Tina sich an den Beckenrand und hing düsteren Gedanken nach. Nur dann und wann schenkte sie ihrem Sohn ein Lächeln. Aris Sohn. Maximus Zavros’ Enkel.
Ob sie beabsichtigten, offiziell Anspruch auf ihn zu erheben? Menschen wie sie kümmerten sich vermutlich nicht darum, wie sehr sie das Leben anderer auf den Kopf stellten. Wenn sie etwas, gleichgültig aus welchen Gründen, begehrten, beanspruchten sie es einfach für sich. Und bekamen es auch. Wie diese bevorzugten Zimmer im Hotel. Fast alles ließ sich mit Geld beeinflussen.
Angst stieg in ihr hoch. Die nächsten fünf Tage befand sie sich auf dieser Insel … der Insel der Zavros, und es würde unmöglich sein, Aris Familie auf der Hochzeit aus dem Weg zu gehen. Selbst wenn sie in Dubai nicht den Fehler gemacht hätte, ihn über die Vaterschaft aufzuklären, spätestens auf der Hochzeit wäre er selbst darauf gekommen. Von dem Moment an, als Cassandra den Heiratsantrag von Aris Cousin angenommen
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