Julia Extra Band 357
in Gefahr geglaubt, so war dieses charmante Grinsen ihr Untergang.
„Auf jeden Fall. Aber zurück zu Ihrer Frage. Es war doch eine Frage, oder?“ Er sprach mit einem leichten griechischen Akzent, den sie absolut hinreißend fand.
Sie sollte wirklich häufiger unter Menschen gehen, dann wäre sie vielleicht geübter im Umgang mit Männern. Sicher, als ob das passieren würde! Sie unterdrückte den Seufzer. „Ja. Und wahrscheinlich eine neugierige dazu.“
„Ihre Neugier stört mich nicht. Wenn die Paparazzi allerdings die Maße meiner letzten Freundin wissen wollen … die Art Neugier stört mich.“
Hitze schoss ihr in die Wangen. „Nun, ich kann Ihnen garantieren, dass ich eine solche Frage niemals stellen würde.“
„Nein, dazu sind Sie viel zu unschuldig.“ Und seltsamerweise gefiel ihm das. „Man schafft kein riesiges Vermögen, indem man sein Geld für unsinnige Sachen ausgibt. Designeranzüge sind notwendig, um Investoren und Käufern die entsprechende Fassade zu bieten. Meine Armbanduhr ist genauso präzise wie eine Rolex, kostet aber nur ein paar Hundert Dollar anstatt ein paar Tausend. Mein Wagen ist teuer genug, um Eindruck zu machen, aber nicht zu teuer für einen Gebrauchsgegenstand, der lediglich dazu dient, mich von Punkt A nach Punkt B zu bringen.“
„Anders als andere Männer sehen Sie Ihr Auto also nicht als Spielzeug an.“
„Mit Spielzeugen habe ich schon nicht mehr gespielt, als ich das Waisenhaus verließ.“
Cassandra hatte gelesen, dass er in einem Kinderheim aufgewachsen war, bevor er Athen verlassen hatte. Wenn man bedachte, wie viel ansonsten über ihn berichtet wurde, rankten sich um seine Jugendjahre unzählige Rätsel.
Aber das kannte sie aus eigener Erfahrung. In ihrer offiziellen Biografie stand nur, dass ihre beiden Eltern tot waren. Die langwierige Krankheit ihrer Mutter wurde mit keinem Wort erwähnt. Auch nicht das stille Haus, angefüllt mit der Angst, die Person zu verlieren, die sie und ihr Vater über alles liebten.
Der plötzliche Tod ihres Vaters durch einen massiven Herzinfarkt hatte damals Schlagzeilen gemacht, vor allem, weil das der Paukenschlag gewesen war, mit dem die brillante Konzertkarriere Cassandra Bakers ihr Ende fand. Es war der Rückzug von der Bühne, der die Presse monatelang in Aufruhr versetzt hatte.
„Manche Männer beschließen, die verlorene Kindheit nachzuholen.“
„Dazu bin ich zu beschäftigt. Sie hatten auch keine wirkliche Kindheit.“
Er sagte es so nüchtern, als wäre es nicht von Bedeutung. Aber hatte Cass nicht tatsächlich schon vor langer Zeit entschieden, dass es keine Bedeutung hatte? Die Vergangenheit ließ sich nicht mehr ändern.
„Warum Klavierstunden?“, lenkte sie ab. Sie wollte nicht über die jämmerlichen prägenden Jahre ihrer Kindheit reden.
„Ich habe eine Wette verloren.“
„Eine Wette mit Ihrem Geschäftspartner?“ Das ergab mehr Sinn als alles, was sie sich ausgedacht hatte.
„Ja.“
„Wenn das, was Sie über Sparsamkeit sagen, stimmt, dann verstehe ich nicht, wieso er als ebenso reich gilt wie Sie. Er hat hunderttausend Dollar für Meisterklassen ausgegeben, die Sie nicht wollen. Das ist in meinen Augen ziemlich unsinnig.“
„Ich will den Unterricht doch.“ Neo schockierte sich selbst mit dem Geständnis. „Als Junge wollte ich unbedingt Klavier spielen lernen. Damals hatte ich nicht die finanziellen Möglichkeiten, und heute ist meine Zeit noch knapper als damals das Geld.“
„Trotzdem nehmen Sie sich Zeit für den Unterricht.“
„Weil Zephyr die Ausgabe nicht als unsinnig ansieht. Er ist der Überzeugung, dass ich auch etwas anderes tun sollte, als nur zu arbeiten.“
„Wenigstens eine Stunde pro Woche.“ Ihrer Meinung nach war das nicht gerade viel. „Dann hätte er Ihnen sicherlich einen wesentlich günstigeren Klavierlehrer beschaffen können.“
„Sowohl Zephyr als auch ich stellen immer nur die Besten an. Sie sind die Beste.“
„Das hat man mir gesagt, ja.“ Oft. Seit sie im Alter von drei Jahren als Wunderkind entdeckt worden war.
„Jetzt sind Sie dran, meine Fragen zu beantworten.“
„Wenn Sie möchten …“ Und wenn sie konnte.
„Warum spenden Sie einer Wohltätigkeitsorganisation ein Jahr lang Ihre Dienste als Klavierlehrerin, obwohl Sie eine berühmte Komponistin und Konzertpianistin sind?“
Sie hatte mit der Frage gerechnet, die jeder stellte – warum sie keine Konzerte mehr gab. Sie selbst konnte sich diese Frage nicht beantworten. So war
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