Julia Extra Band 358
klang ihre Stimme heiser. „Glaubst du etwa, es wäre einfach für mich? Ich gehe nach Paris, das steht fest. Aber wenn du mir vorher noch etwas sagen möchtest …“
Daniel riss sich zusammen und blickte ihr in die Augen. „Nein.“
Die Sekunden schienen sich hinzuziehen, während Jo offenbar überlegte, ob sie ihm glauben sollte oder nicht. Das Herz klopfte ihm bis zum Hals, während er seine Gefühle unter Kontrolle zu halten versuchte.
„Das war’s dann also.“ Für einen Moment glaubte er, Tränen in ihren Augen zu erkennen, doch als sie weitersprach, klang ihre Stimme ausdruckslos: „Ich muss jetzt gehen.“
Vielleicht hätte er die Kraft aufgebracht, es dabei zu belassen, wenn sie ihn beim Aufstehen nicht angeblickt hätte. Der verletzliche Ausdruck in ihren Augen zerriss ihm allerdings das Herz. In dem Moment, als sie ihn am meisten gebraucht hatte, hatte er sie im Stich gelassen. Plötzlich wurde Daniel klar, was sie nach dem Raubüberfall von ihm erwartet hatte.
Und das bewirkte, dass die Mauer, die er um seine Seele errichtet hatte, einstürzte. Er konnte Jo zwar nicht auf Knien bitten zu bleiben oder von ihr verlangen, dass sie ihren Traum für ein vages Vielleicht aufgab, aber eins konnte er tun.
Im Flur holte er sie ein und legte die Hand auf die Tür. „So kann ich dich nicht gehen lassen. Komm her.“
„Warum kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen?“, brachte sie hervor. „Ich hasse dich.“
„Ich weiß.“
Sie versuchte ihn wegzustoßen, indem sie sich mit ihrem ganzen Gewicht gegen ihn stemmte. „Und ich weine nie !“
„Der Schock macht sich jetzt bemerkbar“, erklärte er, während er die Arme um sie legte.
Nachdem sie noch einige Male undeutlich protestiert und ihn beschimpft hatte, krallte sie die Finger in sein T-Shirt und schmiegte sich an ihn. In diesem Moment war er nahe daran, ihr spontan seine Gefühle zu gestehen.
„Ich halte dich fest“, sagte er schroff.
Ihr erster herzzerreißender Schluchzer riss ihm förmlich das Herz aus der Brust. Daniel presste sie an sich, während der Schmerz ihn übermannte. Sie brauchte es nur herauszulassen, und danach würde es ihr gut gehen. Sie würde ihre Lebensfreude wiederfinden, und wenn sie in Frankreich wäre und ihren Traum lebte, würde er zumindest wissen, dass sie glücklich war.
So hielt er sie eng umschlungen, während sie all ihre aufgestauten Gefühle herausließ – die Trauer um ihre verstorbene Mutter, die Angst und die Besorgnis um ihren Vater und das Entsetzen, als sie mit achtzehn ihre erste Nacht auf der Straße verbracht und miterlebt hatte, wie ein guter Bekannter in den Armen einer Polizistin verblutet war, die danach ihre beste Freundin geworden war.
Er hielt sie fest, damit die Welt niemals erfuhr, dass Jo einmal Schwäche zeigte, nachdem sie ihr Leben lang stark gewesen war. Es war ihr Geheimnis. Eins, das er bis zu seinem Tod bewahren würde.
„Sag mir, dass ich bleiben soll“, sagte sie schließlich kaum hörbar.
„Das kann ich nicht“, erwiderte Daniel genauso leise.
Wenn sie bleiben wollte, brauchte er es ihr nicht zu sagen. Er liebte sie unter anderem deswegen so sehr, weil sie eine Kämpferin war. Sie nahm sich, was sie wollte. Und es bestätigte ihn vollends darin, dass er es nicht war. Nicht für sie.
Allmählich gewann Jo die Fassung wieder. „Jetzt geht es mir besser.“ Sie lehnte sich zurück und wischte sich die Tränen von den Wangen.
Da er der Versuchung nicht widerstehen konnte, neigte er den Kopf, um sie zärtlich zu küssen – und ihr so ohne Worte zu verstehen zu geben, was er für sie empfand.
Er liebte sie – er würde sie immer lieben –, und wenn sie einmal eine Schulter zum Anlehnen brauchte, würde er immer für sie da sein.
Als er sich schließlich von ihr löste, strich sie ihm ganz leicht mit den Fingerspitzen über die Wange und schmiegte das Gesicht in seine Hand.
Er sah ihr in die Augen. „Geh, und verwirkliche deinen Traum, Baby.“
„Und du versuch, deine Albträume loszuwerden.“ Sie lächelte mit bebenden Lippen, als sie die Hand zu seiner Brust gleiten ließ.
„Das werde ich“, versprach er.
Als sie den Arm sinken ließ und ging, blieb er stehen, unfähig, ihr nachzublicken.
13. KAPITEL
Eine beste Freundin erkennt man daran, dass sie einem sagt, wenn man in einer Jeans dick aussieht. Man gibt es vielleicht nicht gern zu, aber manchmal braucht man einfach einen Rat.
Am Sonntag zum Mittagessen zu den Brannigans zu gehen war
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