Julia Extra Band 358
bevor du aufgetaucht bist, gebetet, dass du es nicht tust. Du bist süchtig nach Gefahr, Danny, nicht ich. Ich weiß, dass es für dich keine Rolle spielt, wen du rettest …“
„Was?“ Er presste die Lippen zusammen und nickte dann. „Geh jetzt.“
„Ich denke nicht …“ Als er einen Schritt auf sie zu machte, wich Jo einen zurück. „Wag es ja nicht!“ Doch er hob sie kurzerhand hoch. „Lass mich sofort runter, Danny!“
„Wo steht euer Wagen?“, wandte er sich unwirsch an seine Schwester.
„Dahinten“, erwiderte diese mit einem amüsierten Unterton.
Ohne auf Jos lautstarke Proteste zu achten, ging er weiter. „Du hast mich vielleicht für eine Weile zum Narren gehalten, du Steinzeitmensch, aber jetzt weiß ich wieder, was mich immer an dir gestört hat“, fauchte sie.
„Ist es der Jeep an der Ecke?“, fragte er Blake, der ihnen zusammen mit Liv folgte.
„Ja.“
War denn niemand auf ihrer Seite?
„Gib dich bloß nicht der Illusion hin, dass wir uns nachher küssen und wieder vertragen“, tobte Jo, sobald Daniel weitermarschierte.
„Hat sie gerade küssen gesagt?“, erkundigte sich Liv.
„Ja“, meinte Blake.
Nachdem Daniel sie vor dem Jeep abgesetzt hatte, warf er Jo einen finsteren Blick zu. „Na super!“
„Als hätten sie es nicht längst gemerkt“, konterte sie, bevor sie Liv ansah. „Vielen Dank für deine Hilfe.“
„Was hast du denn erwartet, wenn du Geheimnisse vor mir hast?“
„Lass sie in Ruhe“, warnte Daniel seine Schwester, woraufhin diese lachte.
„Falls du glaubst, ich würde dich nicht fragen, wie deine Absichten gegenüber meiner besten Freundin sind …“
„Von diesem Punkt an halte ich mich immer raus“, sagte Blake leise zu Jo.
„Warte mal.“ Kurzerhand steckte sie sich zwei Finger in den Mund und stieß einen gellenden Pfiff aus.
Als die beiden Streithähne sich zu ihr umwandten, sah sie zuerst Daniel an. „Wenn du nicht so ein Idiot wärst, wäre dir klar, was ich am meisten gebraucht hätte, als du den Laden verlassen hast.“ Dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf Liv. „Und wenn du eine Idee hast, wie ich dir beibringen sollte, dass ich die Schokoladentheorie bei einem deiner Brüder anwende, sag mir Bescheid.“ Nachdem sie beide wütend angefunkelt hatte, hob sie das Kinn. „Habt ihr mir noch etwas zu sagen?“
„Ich nicht. Du?“, fügte Liv an Daniel gewandt hinzu.
„Habe ich mich je dafür bei dir bedankt, dass du sie mit zu uns genommen hast?“
„Keine Ursache.“
Als er sie wieder anschaute, spürte Jo, dass er immer noch wütend war. Sechzehn Jahre lang hatte sie auf eigenen Füßen gestanden und war mit allen Problemen fertig geworden. Nur er schaffte es, ihr so auf die Nerven zu gehen. Eigentlich hätte sie ihn dafür hassen müssen, aber das tat sie nicht. Und genau das war das Problem. Sie konnte ihre Gefühle einfach nicht einordnen.
„Bist du jetzt fertig, oder willst du mich weiter anschreien?“, erkundigte er sich jetzt schroff.
„Du willst also, dass ich gehe? Herzlichen Glückwunsch, Daniel, du hast gewonnen.“ Ohne nachzudenken, fügte sie hinzu: „In sechs Tagen fliege ich nach Paris.“
Nun wirkte er verblüfft. „Wie bitte?“
„Du hast richtig gehört. Keine große Sache, nicht? Es bringt nur unseren Zeitplan etwas durcheinander.“ Da sich ihr die Kehle zuschnürte, drehte Jo sich zu dem Jeep um. „Würde mir bitte jemand die Tür öffnen?“
Auf der Rückfahrt schwieg sie und blickte aus dem Fenster. So hatte sie es Daniel nicht beibringen wollen, aber sie konnte es jetzt nicht mehr rückgängig machen.
„Wohin fahren wir?“, erkundigte sie sich nach einer Weile irritiert.
„Zu uns“, erwiderte Liv.
Jo schüttelte den Kopf. „Nein, Liv, ich möchte nach Hause.“
Ohne lange zu widersprechen, kehrten die beiden um. Aber nachdem Jo darauf bestanden hatte, sie in ihre Wohnung zu bringen, betrachtete Liv sie im Wohnzimmer besorgt. „Es geht dir nicht gut, stimmt’s?“
Wieder schüttelte Jo den Kopf.
„Die Brannigans können ziemlich dickköpfig sein. Aber Danny …“
Jo schnitt eine Grimasse. „Bitte nicht, Liv …“
„Ich bin gleich fertig.“ Liv atmete tief durch. „Als Kind war Danny wahnsinnig geschickt. Die anderen haben mir erzählt, dass er schon als Kleinkind ein perfektes Ballgefühl hatte. Dad dachte, er müsste ihm seine Grenzen aufzeigen, damit er nicht übermütig wird. Damit hatte er letztendlich aber nur erreicht, dass Danny doppelt so entschlossen
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