Julia Extra Band 358
intensiv und zärtlich, dass Piper ihm fast ihre Liebe gestanden hätte.
Sie hatte dringend Zeit und Abstand gebraucht, um ihre Emotionen wieder unter Kontrolle zu bekommen. Also hatte sie Zephyr unter die Dusche geschickt – allein. Sie hatte vorgegeben, dass sie sich in Bewegung setzen sollten, wenn sie sich den Tempel des Poseidon am Kap Sounion noch ansehen wollten, und er hatte sich anstandslos gefügt. So hatte Piper wertvolle Minuten für sich allein erhalten, erst während er geduscht hatte und jetzt während sie unter der Dusche stand.
Nur schien es nicht viel zu nutzen, ihre Gefühle wirbelten noch immer durcheinander. Die Sehnsucht, Zephyr zu sagen, was sie für ihn fühlte, brannte unverändert in ihr, allerdings befürchtete sie, dass ihr Geständnis ihm nichts als eine Last wäre. Andererseits blühte in ihr die Hoffnung auf, dass er vielleicht sein Herz aus der selbst auferlegten Gefangenschaft befreite, wenn er erst erkannte, dass sie ihn nicht im Stich lassen würde, so wie andere es in der Vergangenheit getan hatten.
Vorsichtig führte Piper ihre Hand an die Stelle, wo das Hormonpflaster saß. Oder besser, wo es sitzen müsste.
Nein! Nein, nein, nein! Es musste einfach da sein!
Piper verrenkte sich, um auf ihre rechte Hüfte sehen zu können. Da müsste es sitzen, aber da war nur nackte Haut. Auch die Hoffnung, dass sie es sich dieses Mal vielleicht auf die linke Seite geklebt hatte, erwies sich als irrig.
Oh Gott! Sie hatte sich so an das Pflaster gewöhnt, dass sie es überhaupt nicht mehr bemerkte. Verzweifelt versuchte sie sich daran zu erinnern, wann sie es zum letzten Mal auf ihrer Haut gesehen hatte. Genau … unter der Dusche in dem Hotel im Mittleren Westen, an dem Morgen, bevor sie nach Griechenland abgeflogen war.
Es konnte nicht einfach abgefallen sein! Doch so wild, wie Zephyr und sie sich bei ihrem Wiedersehen nach wochenlanger Enthaltsamkeit geliebt hatten … Wenn es sich tatsächlich bei diesem ersten Mal gelöst haben sollte, dann hatten sie mehrere Male ohne jeglichen Schutz …
Sie spürte ihr Herzklopfen bis in die Kehle, ihr Puls begann zu rasen. Nein, so grausam konnte das Schicksal nicht sein! Und was jetzt?! Wie sollte sie Zephyr den Rücken kehren können, falls sie schwanger mit seinem Kind war? Würde er ihr überhaupt abnehmen, dass sie es nicht geplant hatte? Es war sein Vorschlag gewesen, auf Kondome zu verzichten, aber würde er sich auch noch daran erinnern, wenn er sich ungewollten Konsequenzen gegenübersah?
Am liebsten würde sie ihm einfach verschweigen, dass die Möglichkeit einer Schwangerschaft bestand. Das würde nur zu Spannungen führen. Aber wenn sie nichts sagte … wie sollte sie ihm dann erklären, dass sie wieder Kondome benutzen mussten? Und wie sollte sie vor sich selbst rechtfertigen, dass sie ihm die Wahrheit verschwieg?
Und wollte sie Zephyr nicht beweisen, dass er ihr in jeder Hinsicht vertrauen konnte? Das würde nie gelingen, wenn sie etwas so Wichtiges nicht mit ihm besprach. War es da nicht besser, von vornherein offen und ehrlich zu sein, anstatt so zu tun, als wäre alles in bester Ordnung?
Hatte Art ihr nicht genau das angetan? Und vor ihm ihre Eltern, die immer bis zum allerletzten Moment gewartet hatten, um den nächsten Umzug anzukünden? Gerechtfertigt hatten sie das damals damit, dass sie genug um die Ohren hätten, ohne sich auch noch das Jammern und Quengeln ihrer Kinder anhören zu müssen. Sie hatten den drei Kindern immer nur gerade genug Zeit gelassen, um sich von den engsten Freunden zu verabschieden, bevor die ganze Familie zum nächsten Militärstützpunkt weiterzog.
Fatalistische Entschlossenheit breitete sich in Piper aus. Zum ersten Mal konnte sie ihre Eltern verstehen, aber sie würde dieses Spiel nicht mit Zephyr spielen.
Sie stellte das Wasser aus, trocknete sich ab und zog sich schnell an. Das Haar band sie zu einem einfachen Pferdeschwanz zusammen, auf Make-up verzichtete sie.
Zephyr schloss gerade die Tür hinter dem Zimmerservice. „Frühstück ist serviert“, sagte er mit einem sexy Lächeln.
„Perfektes Timing.“ Sollte sie es ihm jetzt gleich sagen oder bis nach dem Frühstück warten?
„Du siehst irgendwie verstört aus. Ist dir in der Dusche eine Spinne begegnet?“
„Ich habe keine Angst vor Spinnen.“ Aber „verstört“ beschrieb es ziemlich genau.
„Gut zu wissen.“
„Ja. Äh … nun …“
Er hörte auf, die Teller zurechtzurücken, und sah sie mit gerunzelter Stirn an.
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