Julia Extra Band 358
Frauen schüttelten nur lachend den Kopf.
„Möchtest du deinen Freund sehen, wie er Tourist spielt und mit einem Juwelier in der Plaka handelt?“ Piper rief das Foto auf und hielt es Neo hin.
„Ich dachte immer, man handelt nur an den Ständen, nicht aber in einem richtigen Geschäft“, warf Cass ein.
Zephyr winkte ab. Ein Athener Straßenjunge handelte sogar mit dem Steuereintreiber, wenn es nötig wurde. „Ein Versuch kann nie schaden. Ich war bereit, ein teures Stück zu kaufen, und wenn er es noch an dem Tag umsetzen wollte, sollte er mir ruhig einen kleinen Anreiz geben.“
„Und? Hat er?“, wollte Cass wissen.
Piper ließ ein Lachen hören. „Natürlich hat er. Niemand gibt dem milliardenschweren Tycoon Zephyr Nikos eine abschlägige Antwort!“
„Hoffentlich denkst du morgen auch so“, murmelte Zephyr in sich hinein.
Doch jeder hörte es und sah erwartungsvoll zu Zephyr hin.
Der zuckte nur mit den Schultern. „Hast du Cass schon die Bilder von der Akropolis gezeigt?“, versuchte er abzulenken.
Doch so leicht ließ Cass sich nicht beirren. „Weißt du, was er meint, Piper?“, fragte sie neugierig.
„Ja, und ich habe keine Lust, darauf einzugehen.“ Piper warf Zephyr einen bösen Blick zu.
„Hat das etwas damit zu tun, dass du den Firmensitz auf die Insel verlegen willst?“, fragte jetzt auch Neo.
Zephyr krümmte sich leicht und verkniff sich den Fluch. Die beiden Frauen hielten sich jedoch nicht zurück.
„Du willst was?“, kam es entgeistert von Piper.
Und Cass schaute verwirrt zu Neo: „Du sagtest doch, wir sollten damit warten, bis wir mindestens ein Jahr verheiratet sind!“
„Du und Cass habt schon darüber gesprochen?“, wollte Zephyr verdattert von Neo wissen. Dann schaute er zu Piper, wollte herausfinden, wie sie die Diskussion verarbeitete.
Die himmelblauen Augen lagen unverwandt auf ihm. „Du wirst ohne Rücksicht vorpreschen, sollte der Test positiv ausfallen, oder?“
„Hattest du etwas anderes erwartet?“ Er war skrupellos, aber kein Lügner.
„Eigentlich nicht. Nur wollte ich heute Abend nicht daran denken.“
War das nun gut oder schlecht? „Tut mir leid.“
„Dass du deine Karten zu früh auf den Tisch gelegt hast?“
„Nein, dass du daran denken musst.“
„Worum genau geht es hier?“, fragte Neo und erhielt einen Ellbogenstoß von Cass, die bemerkt hatte, wie Piper die Augen schloss.
„Lass die beiden in Ruhe, Neo.“ Sie seufzte. „Wenn Piper nicht darüber reden will, bevor sie sich sicher ist, sollte niemand sie drängen.“
Der Rest des Abends verlief alles in allem genommen gut. Cass achtete darauf, dass Neo sich zügelte, und Piper tat ihr Bestes, alle Anspielungen oder fragenden Blicke zu ignorieren. Nach dem Dinner jedoch ging sie durch das Foyer nicht auf Zephyrs Apartment zu, sondern auf den Lift.
Zephyr legte ihr die Hand auf die Schulter, als sie den Rufknopf drückte. „Wohin willst du?“
„Nach Hause.“ Mit einem Seufzer drehte sie sich zu ihm um. „Ich brauche ein wenig Zeit für mich allein, Zephyr.“
Ihre Antwort traf die nie verheilte Wunde, die seine Mutter ihm vor so vielen Jahren zugefügt hatte. „Bist du sicher? Du schläfst doch immer gut in meinen Armen.“
„Ich weiß nicht, ob ich überhaupt schlafen kann.“
Dabei sah sie aus, als bräuchte sie nichts dringender als einen anständigen Nachtschlaf – in seinem Bett, an seiner Seite. „Noch ein Grund, heute nicht allein zu sein.“
Traurig schüttelte sie den Kopf. „Nein, ich möchte allein sein.“
Schon früh hatte er die Lektion gelernt, dass Betteln nichts half. Trotzdem kostete es ihn Überwindung, die Hand von ihrer Schulter zu nehmen und andere Worte auszusprechen als die, die er sagen wollte.
Er trat einen Schritt zurück. „Rufst du mich an, wenn du Bescheid weißt?“
„Ja, natürlich.“
Sie rief nicht an.
Zephyr zwang sich zu warten. Bis er es nicht mehr aushielt. Er wählte Pipers Handynummer. Nur die Voicemail meldete sich. Er rief bei ihr zu Hause an. Niemand nahm ab. In ihrer Firma bekam er von ihrer Assistentin zumindest die Auskunft, dass Piper heute nicht im Büro erwartet wurde.
Als Neo am Nachmittag in Zephyrs Büro kam, hatte der gerade ein weiteres Mal versucht, Piper zu erreichen.
„Du siehst miserabel aus“, meinte Neo unverblümt. „Was ist los?“
Und ohne groß nachzudenken, erzählte Zephyr dem Freund alles.
„Seit Monaten schläfst du mit Piper und seit über zwei Jahren seid ihr befreundet? Wieso
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