Julia Extra Band 358
Büro.
Weder hatte Piper angerufen, noch hatte er sie erreichen können, obwohl er es zu jeder vollen Stunde versucht hatte.
Zephyr schloss die Tür zu seinem Apartment auf und ärgerte sich, dass die Putzfrau schon wieder das Licht im Wohnzimmer angelassen hatte. Die Stromrechnung interessierte ihn nicht, aber unnötige Energieverschwendung störte ihn.
Inzwischen war es fast eine Woche her, dass Piper ihn hätte anrufen sollen. In ihrem Studio war sie nicht gewesen, zumindest nicht laut Aussage von Brandi, der Assistentin. Bei ihr zu Hause hatte Zephyr vor verschlossener Tür gestanden. Ihr Handy war abgestellt, daher hatte er irgendwann aufgehört, die Nummer zu wählen. Alte Ängste waren wieder in ihm aufgelebt – das Gefühl, verlassen worden zu sein, das Gefühl von Hilflosigkeit. Er verabscheute es. Hatte er seine Freundin verloren? Hatte sie vor, sein Kind vor ihm zu verheimlichen, falls sie tatsächlich schwanger sein sollte?
Nun, er mochte sich hilflos fühlen, aber er war es nicht! Falls sein Kind in ihr heranwuchs, würde er um das Sorgerecht kämpfen. Sie würde sich mit Wochenendbesuchen zufriedengeben müssen, wenn sie ihn nicht heiraten wollte. Sie baute ja noch immer ihr Geschäft auf und hatte keine Zeit. Das hatte sie selbst gesagt. Er hatte viel mehr Zeit und Möglichkeiten als sie, um der bessere Elternteil zu sein. Jeder Richter würde das anerkennen.
Angewidert von der Richtung, die seine Gedanken nahmen, riss Zephyr sich die Krawatte vom Hals, marschierte ins Wohnzimmer … und blieb wie vom Donner gerührt stehen.
Piper lag zusammengerollt auf dem Sofa, zugedeckt mit einer Decke, die er vor langer Zeit aus Griechenland mitgebracht hatte. Als hätte sie seine Anwesenheit gespürt, flatterten ihre Lider.
Sie öffnete die Augen und sah ihn schlaftrunken an. „Hi.“
„Du hast gesagt, du rufst an.“
„Ich konnte nicht. Ich musste nachdenken.“
„Also lässt du mich fast eine ganze Woche lang in der Luft hängen?“
Bei seinem eisigen Ton krümmte sie sich leicht, aber das war ihm im Moment gleich. „Ich fand es besser, das nicht übers Telefon zu besprechen, aber … vielleicht hätte ich anrufen und dir das sagen sollen.“
„Hättest du. Ich habe mir Sorgen gemacht. Ich bin zu deiner Wohnung gefahren. Du hast nicht aufgemacht.“
„Ich war nicht da. Ich bin an meinen Lieblingsort gefahren, nachdem ich es ohne Erfolg an deinem versucht habe.“
„Und wo ist der?“
„Der Strand.“
„Du hältst es nicht für nötig, mich wissen zu lassen, dass du die Stadt verlässt?“
„Hätte ich dir Bescheid gesagt, hättest du mich zu überreden versucht, mich mit dir zu treffen.“
„Vielleicht wäre es genau das gewesen, was wir beide gebraucht hätten.“ Frust und Ärger machten seine Stimme hart. „Zumindest hättest du Bescheid sagen können, dass du heute kommst.“
„Ja, das hätte ich vielleicht tun sollen.“ Sie strich sich das Haar aus dem Gesicht. Der Strand mochte ihr Lieblingsplatz sein, aber Ruhe hatte sie dort nicht gefunden. „Ich war so müde. Ich dachte, du würdest gleich nach Büroschluss herkommen. Ich konnte nicht wissen, dass du bis in die Nacht arbeitest.“
„Hätte ich gewusst, dass du hier bist, wäre ich sofort gekommen.“ Er musste an sich halten, um nicht laut zu werden. „Ich habe mir Sorgen gemacht, verstehst du das?“ Interessierte es sie überhaupt? „Ich hab immer wieder versucht, dich auf dem Handy zu erreichen.“
Schuldbewusst senkte sie den Blick. „Ich hab’s abgestellt.“
„Das war mir klar.“
Sie stand auf und kam zu ihm, hob den Kopf. Emotionen wirbelten in ihren Augen, die er nicht verstand.
„Sag es mir.“ Sein Ton war milder als erwartet. Aber wie konnte er kein Mitgefühl empfinden? Sie sah grässlich mitgenommen aus.
„Ich entschuldige mich, dass ich nicht angerufen habe. Ich habe hin und her überlegt und keine Antworten gefunden. Heute Nachmittag war ich schließlich wieder hier. Ich dachte, ich würde mich nur kurz hinlegen, solange ich auf dich warte. Damit wir reden können.“
„Stattdessen habe ich bis spät in der Firma gesessen und mich mit Arbeit abgelenkt, um nicht daran denken zu müssen, dass du dein Versprechen nicht gehalten hast.“
Sie nickte. „Es ist beängstigend, Zephyr.“
„Stimmt. Nur dachte ich, für zwei Freunde ist es zusammen leichter, der Angst Herr zu werden.“
„Du hast recht.“ Sie wandte das Gesicht ab. „Ich … ich wusste, du würdest heiraten wollen, aber
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