Julia Extra Band 358
mitkommen.“
„Oh.“
„Ich werde dich nicht allein lassen, damit du grübeln kannst.“
Der Mann kannte sie zu gut. „Hat irgendjemand was von Grübeln gesagt?“
„Wir sind Freunde.“
„Und deshalb kannst du jetzt meine Gedanken lesen?“
„Manchmal würde ich das zu gern.“ Er grinste. „Also, wie sieht’s aus? Dinner bei Cass und Neo?“
„Einverstanden.“ Sie sah zum Fenster hinaus. „Weißt du eigentlich, dass Cass und ich uns gar nicht kennen?“
„Dann wird es Zeit.“
„Warum? Weil ich schwanger sein könnte?“
„Weil du mein Freund bist, so wie die beiden meine Freunde sind.“
„Und deshalb sollten wir uns alle kennen?“
„Selbstverständlich.“
„Da zeigt sich wieder deine Arroganz.“
„Die du doch so charmant findest, oder?“
„Da kannst du von Glück sagen.“
„Musst du heute arbeiten?“
Sie sah ihn an. „Ich könnte ein paar kleinere Sachen zu Ende bringen, bevor ich keine Zeit mehr dafür habe, wenn der große Auftrag für dich anfängt.“
„Ist es das, was du tun willst?“
„Nein.“
„Was dann?“
Piper kehrte zu ihrem ersten Plan zurück. „In meinem Kühlschrank steht ein Becher Schokoladeneis mit meinem Namen.“
„Ich wusste gar nicht, dass du ‚Dunkle Schokoladenträume‘ heißt.“
„Du hast mein Kühlfach durchwühlt?“ Sie wollte empört klingen und schaffte doch nicht mehr, als sich das Grinsen zu verkneifen.
„He, selbst griechische Tycoons mögen Eiscreme.“
„Hast du etwa meine Schokoladenträume gegessen?!“ Dieses Mal war sie wirklich entrüstet.
„Natürlich nicht. Ich habe mir lediglich eine Portion von dem Kirsch-Vanille-Eis genommen, das du hinter den vegetarischen Fertiggerichten versteckst – die du zwar nie isst, aber dennoch kaufst, damit du dir einreden kannst, dass du dich gesund ernährst.“
Sie dachte an die vielen gebrochenen Vorsätze. „Na schön, ich bin also ein Schokoholic. Ist das ein Verbrechen?“
„Nicht in Seattle, der Stadt, in der es mehr mit Schokolade aromatisierte Kaffeesorten gibt als irgendwo sonst.“ Er klang richtig zufrieden, und sie liebte es, wenn er in dieser Stimmung war.
„Oooh, ein Mocca-Eiskaffee wäre jetzt genau das Richtige!“ Durfte man überhaupt Kaffee trinken, wenn man schwanger war? Vielleicht besser entkoffeiniert.
„Wir besorgen uns einen in einem Drive-in.“
„Warum setzen wir uns nicht in ein Café?“
„In Athen habe ich dir deine Obsession gegönnt und die Museen mit dir durchwandert, jetzt gönne du mir meine.“
„Du hast andere Obsessionen als Geld verdienen? Davon wusste ich gar nichts.“
Zephyr hielt bereits vor dem Bestellschalter. „Außer Neo bist du wahrscheinlich der einzige Mensch auf der Welt, der die Wahrheit kennt.“ Er gab die Bestellung auf und schaute sie dann vielsagend an. „Du bist eine meiner Obsessionen.“
„Du hast schon immer deine geschliffene Zunge eingesetzt, um zu überzeugen.“
„Ja, ich bin gut mit dem Mund. Das müsstest du doch wissen.“
Prompt wurde Piper rot, aber sie stimmte zu. „Ja, das bist du wirklich.“
Der junge Mann hinter dem Schalter reichte Zephyr die beiden Kaffeebecher – mit noch dunkleren Wangen als Piper.
Zephyr lenkte den Wagen zurück auf die Straße. „Du bist aber nicht das einzige Interesse, das ich habe.“
„Weißt du, jetzt könnte ich mich wirklich verletzt fühlen – du hast mich gerade von einer ‚Obsession‘ zu einem ‚Interesse‘ herabgestuft.“
„Ich schaue mir gerne Fische an. Wie wär’s mit dem Seattle Aquarium?“
Mit dem Vorschlag konnte sie nun überhaupt nichts anfangen. „Das Aquarium? Das ist doch was für Kinder!“
„Ich sehe das anders. Ich gehe immer zum Nachdenken hin. Es beruhigt mich, die Fische zu beobachten.“
„Selbst, wenn all die vielen Kinder herumrennen?“
„Es macht mir auch Spaß, glückliche Familien zu sehen.“
Während des Flugs über den Atlantik war die Überzeugung in Zephyr gewachsen, dass Piper schwanger war, ungeachtet aller statistischen Wahrscheinlichkeiten. Deshalb musste er sie davon überzeugen, dass eine Heirat mit ihm die beste Lösung für die Zukunft war, auch ohne Liebe.
Liebe konnte er ihr nicht geben, aber er konnte ihr mehr von sich zeigen. Zwar widerstrebte es seinem Bedürfnis nach Selbstschutz, doch inzwischen erachtete er es als geradezu brillanten Schritt, dass er ihr von seiner Vergangenheit erzählt hatte. Piper musste sich den Menschen, die sie mochte, emotionell verbunden
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