Julia Extra Band 362
Desinteresse fühlte sich wie eine Ohrfeige an. „Was auch immer …“
„Nein.“ Zara ließ sich nicht einfach den Mund verbieten, sondern wollte ihr Verhalten so gut wie möglich erklären. „Ich hatte gleich in London vor, Sergios mitzuteilen, dass ich ihn nicht mehr heiraten kann. Ich habe ihn nicht hinter seinem Rücken betrogen. So bin ich nicht. Nachdem ich dir begegnet war, hatte ich bereits beschlossen, dass ich unsere Hochzeitspläne absagen würde.“
„Das spielt für mich keine Rolle …“
„Du wusstest von Sergios und hast nichts gesagt?“, hakte sie nach, denn sie bemühte sich krampfhaft, zu verstehen. Über Vitales letzte Aussage wollte sie lieber nicht nachdenken.
„Wenn du deinen Flug noch erwischen willst, dann musst du dich jetzt auf den Weg machen“, erinnerte er sie völlig emotionslos.
„Ich nehme einen späteren Flug“, versetzte sie mit leichtem Kopfschütteln. „Im Moment interessiert mich viel mehr, was hier vorgeht. Gesten Abend bin ich mit einem Mann ins Bett gegangen und heute Morgen mit seinem bösen Alter Ego aufgewacht. Wenn du von Sergios wusstest, warum hast du dann nichts gesagt?“
Vitale widerstand dem Drang, sie zu fragen, warum sie nichts erwähnt hatte. Was kümmerte es ihn? Schließlich bedeutete sie ihm nichts. Er atmete langsam ein und aus, wobei er sich jegliche emotionale Reaktion untersagte. Da er das Gespräch schnell beenden wollte, entschied er, dass es das Beste war, ihr die Wahrheit zu sagen. „Ich war bereit, alles zu tun, um deine Heiratspläne zu vereiteln, denn ich glaube, dass sich so auch die Hoffnungen deines Vaters zerschlagen werden, seine Hotelgruppe an Demonides zu verkaufen.“
Zara war so überrascht, dass ihre Beine zu zittern begannen und sie sich gegen die Mauer fallen ließ, die die Frontveranda einfasste. „Wovon in aller Welt redest du?“
„Ich habe dich in eine Falle gelockt“, gab er unumwunden zu. „Vom Anfang bis zum Ende. Ich habe ganz bewusst deine Gartenbaufirma kontaktiert, habe dich hierher gebracht …“
Zara wurde leichenblass. „Mit mir geschlafen?“, unterbrach sie ihn schneidend. „Wenn du darauf abgezielt hattest, dass Sergios mich sitzen lässt, wäre es von Vorteil, wenn anzügliche Fotos seiner zukünftigen Braut in der Öffentlichkeit auftauchten.“
„Das dachte ich mir auch“, stimmte er zu, „aber ob du mir nun glaubst oder nicht, ich hatte nie vor, dich persönlich zu verletzen. Dein Vater war von Anfang an mein Ziel …“
„Mein Vater?“ Zara versteifte sich vor Schock. Sie stand da mit geschlossenen Füßen und kerzengeradem Rücken wie ein Kind, das man ermahnt hatte, sich nur ja ordentlich zu benehmen. „Warum war mein Vater dein Ziel?“
Sein Blick schien sich nach innen zu richten. „Vor sechzehn Jahren hat dein Vater meine Schwester Loredana auf ein Segelwochenende mitgenommen. Als die Yacht in Seenot geriet, hat er seine eigene Haut gerettet und sie ertrinken lassen. Sie war gerade erst zwanzig und von ihm schwanger.“
Schockiert schüttelte Zara den Kopf. Vor sechzehn Jahren war ihr Vater zwar von Bees Mutter geschieden, aber bereits mit Ingrid zusammen gewesen. Zara war einige Jahre, bevor ihre Eltern geheiratet hatten, geboren worden. Allerdings hatten weder Ehering noch Kind ihren Vater je davon abgehalten, fremdzugehen. Dennoch konnte sie nicht fassen, dass Vitale sie für einen Racheplan benutzt hatte, mit dem er Monty Blake treffen wollte.
„Also kennst du jetzt die Wahrheit.“
Sie biss die Zähne fest zusammen, um nicht impulsiv loszuschreien. Ja, sie hatte sich erneut von einem Mann zum Narren halten lassen. Vielleicht hatten all die Leute, einschließlich ihrer Eltern, die ihr Dummheit vorwarfen, recht. Sich nach einem Julian Hurst mit Vitale Roccanti einzulassen, zeugte von einem unheimlich schlechten Urteilsvermögen. Zweimal schon war sie nun auf einen Mann hereingefallen, der sie nur für seine eigenen amoralischen Zwecke benutzte. Sie hatte das Gefühl, als wäre ihr der Boden unter den Füßen entzogen worden. Hatte sie tatsächlich geglaubt, dass sie sich in diesen Mann, der sie schamlos missbraucht und benutzt hatte, verlieben könnte? Das war wirklich der absolute Tiefschlag. Ihr Stolz lag in Scherben.
„Ruf mir ein Taxi, das mich zum Flughafen bringt“, sagte sie brüsk.
„Das ist nicht nötig.“ Vitale öffnete die Tür zum Beifahrersitz, so als erwartete er, dass sie immer noch wie ein folgsamer Hund ins Auto steigen würde.
Zara funkelte
Weitere Kostenlose Bücher