Julia Extra Band 363
Natürlich hatte Maria auch Stacey eingeladen. Erst hatte sie abgelehnt, weil sie es unpassend fand, doch dann hatte sie sich überreden lassen. Später wünschte sie, es nicht getan zu haben. So wäre ihr erspart geblieben zuzusehen, wie Luis seine ganze Aufmerksamkeit Marios Tochter widmete.
Sobald die ersten Gäste Abschied genommen hatten, zog sich auch Stacey zurück. Bevor sie in ihr Zimmer ging, sah sie noch nach den Zwillingen. Liebevoll zog sie die verrutschte Decke über Juan. Selbst im Schlaf war er unruhig. Ob er wohl immer ein so lebhaftes Kind bleiben würde?
Sanft strich sie Pablo das Haar aus dem Gesicht. Sein Selbstbewusstsein wuchs mit jedem Tag. Das Zusammensein mit den anderen Kindern hatte ihn mutiger gemacht. Der süße kleine Junge würde immer einen besonderen Platz in Staceys Herzen einnehmen. Mit einem schmerzlichen Seufzer beugte sie sich zu ihm und küsste ihn auf die Wange. Dann gab sie auch Juan einen Kuss.
Zwei Tage noch, dann würden sie nach New York zurückfliegen. Sie würde die Zwillinge schrecklich vermissen. Mehr, als alle anderen Kinder, die sie jemals betreut hatte. Und sie würde deren Vater vermissen!
Viel zu schnell vergingen die letzten Tage. Am Morgen ihrer Abreise goss es in Strömen. Als würde der Himmel vor Trauer über unsere Abreise weinen, dachte Stacey, als sie die Koffer der Zwillinge packte. Ihr eigener Koffer stand bereits fertig gepackt an ihrer Schlafzimmertür. Sie trug wieder das Kostüm, das sie auf dem Hinflug getragen hatte, was das Ende dieses wunderbaren Urlaubs unterstrich und sie daran erinnerte, dass der Geschäftsalltag auf sie wartete. In weniger als vierundzwanzig Stunden würde sie wieder in ihrem Apartment sein, und die Zeit in Spanien wäre nur noch Erinnerung wie ihre übrigen Reisen auch.
„Müssen wir wirklich fort?“ Pablo saß auf dem Bett und kickte mit den Füßen gegen den Rahmen.
„Vielleicht kommt euer Daddy nächstes Jahr wieder her und nimmt euch mit“, stellte Stacey in Aussicht. Sie sagte es auf Spanisch. Die Zwillinge hatten die Sprache schon ziemlich gut gelernt, und sie hoffte, dass sie in New York weiterlernen würden.
Juan kam ins Zimmer gestürmt. Er hielt verschiedenes Spielzeug in die Höhe. „Kann ich das mitnehmen?“
„Nein. Lass es hier, bis ihr wiederkommt.“ Stacey hatte Mühe, die Koffer zu schließen. „Wo sind die Sachen, die ihr ins Flugzeug mitnehmen wollt?“
„Ich will aber die Spielsachen mitnehmen!“, rief Juan bockig.
Stacey schüttelte lächelnd den Kopf. „Keine Chance, kleiner Mann. Such deine Sachen zusammen und lasst uns nach unten gehen. Euer Dad erwartet uns um neun Uhr.“
Das Herz wurde ihr schwer, als sie einen Blick auf die Uhr warf. Der Zeitpunkt ihrer Abreise rückte unaufhaltsam näher. Sie hätte viel darum gegeben, die Zeit stoppen zu können. Der Aufenthalt hier hatte ihr so viel bedeutet. In wenigen Minuten würde er der Vergangenheit angehören.
Sie würde diese wunderschöne Zeit niemals vergessen. Hier hatte sie sich zum ersten Mal ernsthaft in einen Mann verliebt. Ihre unerfüllte Liebe tat sehr weh. Hoffentlich merkte Luis nicht, wie ihr ums Herz war. Zumindest konnte sie sich damit trösten, dass sie das beste Kindermädchen war, das er jemals gehabt hatte.
Ihnen blieb immer noch der Rückflug, die letzten Stunden, die sie miteinander verbringen würden. Stacey hoffte, dass ihre Schwester da sein würde, wenn sie nach Hause kam, damit sie mit jemandem über ihre Gefühle und ihren Kummer sprechen konnte.
Beim Abschied wollten die Zwillinge ebenso ungern nach New York zurückfliegen, wie sie vor drei Wochen nach Spanien fliegen wollten. Alli, Paloma und Pedro versprachen zu schreiben oder mal anzurufen, wenn die Eltern es erlaubten. Noch eine letzte Umarmung, dann stiegen Luis, Stacey und die Zwillinge ins Auto und fuhren zum Flughafen.
Der Rückflug über den Atlantik verlief ruhiger als der Hinflug. Die Zwillinge waren müde und schliefen bald ein. Auch diesmal teilten sie sich den Sitz neben Stacey, während der neben ihrem Vater leer blieb. Stacey beobachtete Luis verstohlen, wie er konzentriert an seinem Laptop arbeitete. Ihr Herz wurde weit vor Liebe zu ihm. Zu gern hätte sie den Arm nach ihm ausgestreckt und ihm die Stirnfalten geglättet. Doch sie hatte kein Recht dazu. Sie schloss die Augen. Vielleicht konnte sie ein bisschen schlafen.
Luis starrte auf seinen Laptop, ohne etwas bewusst zu sehen. Er spürte, wie Stacey zu ihm herüberschaute. Am
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