Julia Extra Band 363
schmollte. „Ich will aber Stacey. Sie kann Spanisch, Hannah nicht.“
Luis musste lächeln. Vor drei Wochen hatten die Zwillinge noch nicht einmal gewusst, dass es noch eine andere Sprache außer Englisch gab. Nun war es angeblich der Grund, warum sie Stacey wollten. Anscheinend war ihnen jeder Grund recht. Aber wollte er selbst Stacey nicht ebenso?
Das Flugzeug setzte auf der Landebahn auf. Sobald es zum Stehen gekommen war, holte Stacey ihre Reisetasche und die Rucksäcke der Kinder aus dem Gepäckfach. In wenigen Minuten stand die Trennung bevor. Besser, sie verabschiedeten sich noch am Flughafen, als den Abschied unnötig auszudehnen.
„Ich verabschiede mich gleich hier“, sagte Stacey, als sie durch die Passkontrolle gegangen waren. „Dann gehe ich erst mal zu den Toiletten.“
„Wir können warten“, meinte Luis, während die Zwillinge sie ganz entgeistert anschauten.
„Das ist nicht nötig. Vielen Dank auch für alles. Es war eine tolle Zeit.“ Stacey versuchte, so neutral wie möglich zu klingen, obwohl ihr die Tränen locker saßen.
„Tschüss, mein Kleiner.“ Sie umarmte Pablo und gab ihm einen Kuss auf die Wange, dann tat sie dasselbe mit Juan. Lächelnd wandte sie sich an Luis. „Ich würde mich freuen, wenn du dich wieder an Vacation Nannies wendest, bevor du die nächste Reise ins Ausland planst.“
„Stacey, warte.“
Für den Bruchteil einer Sekunde dachte sie, er hätte seine Meinung geändert und wollte sie um ein Wiedersehen bitten.
„Ich finde es schrecklich, wenn wir uns hier verabschieden, einfach so“, sagte er.
Forschend schaute sie in sein vertrautes Gesicht. Der Blick seiner grauen Augen würde ihr für immer im Gedächtnis bleiben. Es brach ihr beinahe das Herz. Mühsam schluckte sie die Tränen hinunter.
„Ob hier oder vor deinem Apartment, es spielt keine Rolle“, sagte sie. „Alles Gute für dich und die Zwillinge.“ Damit drehte sie sich um und betrat einen Moment später den Waschraum für Damen. Dort schloss sie sich in einer der Toiletten ein und ließ ihren Tränen freien Lauf.
Wie sehr hatte sie gehofft, er würde im letzten Moment noch sagen, dass er sie brauche, dass er sie wiedersehen wolle – privat. Doch kein Wort war ihm über die Lippen gekommen. Nicht einmal ein Abschiedsgruß.
Unterdessen stand Luis mit den Zwillingen im Terminal und wartete. Er war wie vor den Kopf gestoßen, dass Stacey einfach so verschwunden war.
„Können wir jetzt gehen, Daddy?“, fragte Juan.
„Lass uns noch eine Minute warten.“ Plötzlich konnte Luis den Gedanken, Stacey nicht mehr wiederzusehen, nicht ertragen. Vielleicht gab es doch eine Möglichkeit, dass sie sich auf unverbindlicher Basis regelmäßig sahen.
Pablo zerrte ungeduldig an seiner Hand, doch er achtete nicht darauf. Er wollte auf Stacey warten. Es gab noch so viel zu sagen.
„Daddy, ich muss mal!“, drängte Pablo und zog wieder an seiner Hand.
Ausgerechnet jetzt! Luis drehte sich zu dem Gepäckträger um und sagte ihm, dass er gleich wieder zurück sei. Dann ging er mit den Zwillingen rasch zu den Herrentoiletten hinüber.
Es dauerte mehr als fünf Minuten, bis die beiden endlich fertig waren. Eilig schob Luis sie nach draußen und schaute hinüber zu den Damentoiletten. War Stacey noch dort drin? Vermutlich nicht. Luis überflog die Menschenmenge im Terminal. Doch es war aussichtslos, sie zu finden.
Vielleicht war sie am Taxistand. Er hätte ihr vorschlagen sollen, zusammen ein Taxi zu nehmen. Er bedeutete dem geduldig wartenden Gepäckträger, ihm zu folgen, und ging voraus zum Taxistand.
Zehn Minuten später gab er auf. Von Stacey war weit und breit nichts zu sehen. Und wenn – was hätte er ihr sagen sollen? Dass ihre Bekanntschaft ihm mehr bedeutet hatte als ein geschäftlicher Auftrag?
„Fahren wir nach Hause“, sagte er zu seinen beiden Jungen.
Mit leerem Blick schaute Stacey aus dem Fenster, während das Taxi in die Stadt fuhr. In Gedanken war sie immer noch im Flughafenterminal bei Luis und den Zwillingen. Als sie die Damentoilette verlassen hatte, waren sie nicht mehr dagewesen.
Energisch drängte sie die Tränen zurück. Gut, es war passiert, und sie hatte ihr Herz an ihren Auftraggeber verloren. Aber sie würde ebenso schnell wieder in die Wirklichkeit zurückfinden. Ein neuer Auftrag, ein anderes Land, und sie hätte Luis Aldivista und seine Küsse bald wieder vergessen.
Als ob mir das jemals gelingen würde …
Ihre Schwester war nicht zu Hause, als Stacey das
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