Julia Extra Band 363
jetzt auftauchte, wollte sie den Platz neben seinen Söhnen lieber ihm überlassen.
Die ersten Raketen wurden in die Luft geschossen und explodierten in einer Kaskade von funkelnden Lichtern. Die Zuschauermenge jubelte begeistert, überall waren bewundernde Ahs und Ohs zu hören. Stacey sah, wie Pablo seinem Vater auf den Schoß kletterte und sich an seine Brust schmiegte. Juan war zu aufgeregt, um lange still zu sitzen. Doch hin und wieder lehnte er sich an die Schulter seines Vaters, während er dem Feuerwerk zusah, das in einem farbenprächtigen Finale endete.
Anschließend bot Theresa an, die Zwillinge mit nach Hause zu nehmen und zu Bett zu bringen. Sie war zu müde, um noch länger zu bleiben. José klappte die Stühle zusammen.
Während Stacey überlegte, ob sie mitkommen oder noch bleiben sollte, waren die Kinder und älteren Familienmitglieder schon gegangen. Nur die Paare blieben. Stacey hatte plötzlich Hemmungen. Sie hätte ebenfalls gehen sollen. Luis’ Verhalten gestern Abend nach zu schließen hatte er gewiss kein Interesse daran, dass sie sich ihm anschloss.
„Lasst uns sehen, ob wir im Strandcafé noch einen Platz bekommen“, schlug Sebastian vor, während er seine Frau zärtlich an sich zog. „Dort findet ein Tanz statt.“
„Da bin ich sofort dabei“, erwiderte Anna.
Luis trat zu Stacey. „Wie sieht es mit dir aus?“
„Ich komme gern mit. Und du?“
„Es ist Fiesta, die Nacht, in der sich alle amüsieren wollen.“
Deutlich glaubte Stacey die Warnung aus seinen Worten herauszuhören. Eine Nacht zum Amüsieren, ohne sonstige Erwartungen …
Sie fanden einen Tisch für zwei Personen, an den sie noch zwei weitere Stühle schoben. Es wurde ziemlich eng, aber niemand störte sich daran. Die Musik war das Beste, was Stacey seit Langem gehört hatte, und sie ließ keinen Tanz aus. Flüchtig bedauerte sie, dass kein einziges langsames Stück gespielt wurde, doch es war besser so. Luis war ganz offensichtlich nicht in romantischer Stimmung.
Als Anna und Stacey müde waren und zurückfahren wollten, rief Sebastian in der Villa an und bat um einen Wagen. Er und Luis wollten jedoch noch bleiben. Stacey überspielte ihre Enttäuschung mit einem gezwungenen Lächeln. Das war’s wohl mit einem Gutenachtkuss. Es sei denn, überlegte sie kurz, ich warte so lange, bis Luis kommt. Doch das verbot ihr der Stolz.
Wehmütig dachte sie an die wundervollen Küsse, die sie getauscht hatten. Sie hatte in einer Fantasiewelt gelebt. Jetzt, wo ihr Aufenthalt in Spanien sich dem Ende zuneigte, hatte Luis offenbar beschlossen, die Zügel anzuziehen, damit sie sich keine falschen Hoffnungen machte. Zurück in New York würde jeder seinem gewohnten Leben nachgehen, und vermutlich würden sie sich nie wiedersehen, auch wenn er zunächst davon gesprochen hatte.
Als sie in der Villa ankam, sah sie kurz nach den Zwillingen und ging dann hinauf in ihr Zimmer. Nachdem sie rasch geduscht hatte, ging sie zu Bett. Die Schiebetüren ließ sie offen. Eine frische Brise wehte ins Zimmer und brachte die Geräusche der Festlichkeiten mit, die immer noch im Gang waren.
Stacey schloss die Augen, doch sie konnte nicht einschlafen. Stattdessen dachte sie über ihre Gefühle für Luis nach. Noch nie zuvor hatte ein Mann sie so tief berührt und eine alles verzehrende Sehnsucht in ihr geweckt. Und nicht nur das: Durch Luis bekam sie plötzlich völlig neue Vorstellungen, wie sie ihr Leben in Zukunft gestalten wollte.
Sie klammerte sich an die Hoffnung, dass er doch noch ein Wiedersehen vorschlagen würde, wenn sie in New York gelandet waren. Sie würde alles daransetzen, um Zeit für ein Date mit ihm zu finden. Und sollte er ihr einen Heiratsantrag machen, würde sie nicht Nein sagen. Wie wundervoll es wäre, Juan und Pablo eine Mutter zu sein – und vielleicht sogar noch eigene Kinder zu haben!
Ein Geräusch im Zimmer nebenan riss sie aus ihren Träumereien. Stacey hielt den Atem an. Luis war zurück und mit ihm die Realität. Mit einem Seufzer drehte sie sich zur Seite und versuchte zu schlafen.
Doch es war sinnlos. Stunde um Stunde verging, ohne dass der ersehnte Schlaf kam. Schließlich warf sie die Decke zurück und stand auf. Leise ging sie auf den Balkon hinaus. Sie trat an die Brüstung und blickte über die Gartenanlagen, deren Wege noch erleuchtet waren. Blumenduft erfüllte die Luft.
„Kannst du auch nicht schlafen?“, fragte Luis hinter ihr.
Stacey fuhr herum und sah ihn in der offenen Tür zu seinem
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