Julia Extra Band 363
liebsten hätte er den Kopf gewandt. Er sehnte sich danach, ihr Lächeln und das Aufblitzen in ihren blauen Augen zu sehen. Doch er widerstand der Versuchung. Auch diese letzten Stunden würden vorübergehen, dann konnte er sich wieder auf sein gewohntes Leben konzentrieren. Er kannte Stacey erst seit Kurzem, also sollte es für ihn nicht allzu schwer sein, sie ebenso rasch zu vergessen. Das hoffte er jedenfalls.
Nun riskierte er doch einen Blick. Sie schlief. Luis schloss ebenfalls die Augen und versank in seinen Erinnerungen. Im Geist sah er sie wieder, wie sie damals in sein Büro gekommen war, ganz in Rosa gekleidet und so unglaublich attraktiv. Es schien ihre Lieblingsfarbe zu sein, denn sie trug sie oft. Sie passte aber auch bestens zu ihrem blonden Haar und den blauen Augen.
Luis blickte erneut zu ihr hinüber. Die zahlreichen Stunden am Strand hatten ihre leichte Sonnenbräune intensiviert.
Stacey hatte nicht nur den Zwillingen, sondern auch den anderen Kindern viel Zeit gewidmet. Seltsam, wie rasch sie sich im Gegensatz zu Melissa in seine Familie eingefügt hatte. Wahrscheinlich lag es hauptsächlich daran, dass sie Spanisch sprach. Und wie rasch die Zwillinge die Sprache so weit gelernt hatten, dass sie sich verständigen konnten! Er wollte dafür sorgen, dass sie es nicht wieder verlernten. Vielleicht konnte er nächsten Sommer doch ein paar Wochen Zeit für einen Besuch bei seiner Großmutter aufbringen. Wenn Sebastian und José mit ihren Familien zur gleichen Zeit kommen konnten, würden die Zwillinge ihre Cousins und Cousinen wiedersehen. Und vielleicht, vielleicht konnte Stacey sie dann wieder begleiten, wenn er sie rechtzeitig buchte …
Er würde sie vermissen. Ob es einen Weg gab, sie auch in Zukunft in sein und das Leben der Zwillinge einzubeziehen? Er konnte zum Beispiel häufiger auf Flugreisen gehen, wo Hannah sie nicht begleiten würde. Schnorcheln auf den Virgin Islands oder Bermuda würde den Jungen sicher Spaß machen.
Luis runzelte die Stirn. Wieso suchte er nach einem Vorwand, um Stacey wiederzusehen? Wenn er sie privat treffen wollte, brauchte er sie nur anzurufen und sie zum Essen einzuladen! Oder ihr vorzuschlagen, ihn und die Zwillinge zu den Festlichkeiten am Unabhängigkeitstag zu begleiten.
Unaufhaltsam näherte die Maschine sich New York. Ihr Ziel kam näher und näher, und bevor Luis es sich versah, verkündete die Lautsprecherstimme, dass sie in Kürze landen würden.
9. KAPITEL
Stacey erwachte von der Durchsage. Rasch weckte sie die Zwillinge und schickte Juan auf den Sitz neben seinem Vater, damit er sich für den Landeanflug anschnallen konnte. Sie lächelte etwas verunglückt, als sie Luis’ Blick begegnete. Ein paar Minuten noch, und ihre Wege würden sich trennen.
„Gleich landen wir“, erklärte sie Pablo.
„Ich will aber wieder in Spanien sein. Mir hat das Meer so gefallen.“
„Mir auch. Vielleicht fährt Hannah mal mit euch zum Strand. Oder euer Vater.“
„Warum nicht du?“ Hoffnungsvoll schaute Pablo sie an.
„Das geht leider nicht, mein Schatz. Ich war nur euer Reisekindermädchen.“
„Und was machst du dann?“ Traurig schaute der Kleine sie an.
„Das weiß ich noch nicht. Ich fahre immer wieder woanders hin. Den Sommer über bin ich selten zu Hause. Aber vielleicht können wir uns doch mal wieder treffen.“
Die Vorstellung, den ganzen Sommer unterwegs zu sein, hatte plötzlich überhaupt nichts Verlockendes mehr für sie. Wie gern würde sie mit den Zwillingen ans Meer fahren! Besonders, wenn Luis mitkam.
Unter ihnen kam Land in Sicht. Stacey machte Pablo darauf aufmerksam, doch ihn interessierte nur, wann sie ihn besuchen kam. „Warum kannst du nicht bei uns wohnen?“
„Ihr habt doch schon Hannah. Sie wird froh sein, euch wieder zurückzuhaben.“
„Aber ich will dich“, beharrte Pablo, den Tränen nahe.
„Weißt du was? Wenn dein Daddy mit euch wieder nach Spanien fliegt, möchte er vielleicht, dass ich euch begleite. Dann sehen wir uns wieder.“
Pablo wandte sich seinem Vater zu. „Daddy, können wir wieder nach Spanien fliegen, damit Stacey mit uns kommt?“
Luis warf Stacey einen kurzen Blick zu. „Vielleicht in ein paar Monaten. Wir kommen ja gerade erst aus Spanien zurück.“
„Aber Stacey kommt nicht mit uns nach Hause“, klagte Pablo.
„Warum nicht?“, wollte Juan wissen.
„Weil Hannah euer reguläres Kindermädchen ist“, erklärte sein Vater ihm.
Juan verschränkte die Arme vor der Brust und
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