Julia Extra Band 365
aus, bevor sie es behutsam zurück auf den Couchtisch legte. Sie konnte es immer noch kaum glauben, dass Markos wirklich bereits auf dem Weg zu ihr war.
Sie hatte die ganze Nacht damit verbracht, in ihrer Wohnung hin und her zu laufen, während sie überlegt hatte, was jetzt am besten zu tun war. Mit Markos reden. Nicht mit ihm reden. Und am Ende hatte sie sich zu der Erkenntnis durchgerungen, dass ihr gar nichts anderes übrig blieb, als mit ihm zu reden.
Würde ihr jetzt das, was sie ihm mitzuteilen hatte, erleichtert oder erschwert werden durch die Tatsache, dass er ebenfalls beschlossen hatte, Kontakt mit ihr aufzunehmen? Nun, in einer Viertelstunde würde sie schlauer sein.
„Ich habe Kaffee mitgebracht.“ Als Eva fünfzehn Minuten später die Tür öffnete, hielt Markos ein Papptablett hoch, auf dem zwei große Coffee-To-Go-Becher standen. „Der scharfe Typ, der am Wochenende gegenüber im Coffeeshop arbeitet, sagt, dass du immer einen großen Kaffee nimmst“, fügte er trocken hinzu.
Eva spürte, dass sie rot wurde, als sie sich an die Unterhaltung erinnerte, bei der sie Markos bewusst hatte provozieren wollen.
„Du hast ihm erzählt, für wen der Kaffee ist?“
Markos zog spöttisch die Augenbrauen hoch. „Ich habe nur ganz nebenbei fallen gelassen, dass er für jemanden im Haus gegenüber ist. Da wusste er sofort Bescheid. Das nur dazu, dass er keinerlei Notiz von dir nimmt“, neckte er sie, während Eva ihn hereinwinkte.
Mit Markos wirkte ihr Wohnzimmer plötzlich viel kleiner als normalerweise. Er trug heute ausgewaschene Bluejeans, dazu ein schwarzes Freizeithemd mit offenem Kragen.
„Sehr hübsch hast du es hier.“ Markos stellte das Tablett auf dem Tisch ab, während er sich umsah. In Evas behaglich eingerichtetem Wohnzimmer dominierten herbstlich warme Farben, verschiedene Rot- und Goldtöne, Orange und sämtliche Zwischentöne. Der perfekte Hintergrund für ihre schwarzgoldene Schönheit. „Das Ambiente passt zu dir.“
Eva, in enger schwarzer Jeans und hellgrünem T-Shirt, war viel zu blass heute Morgen, was ihrer Schönheit jedoch keinen Abbruch tat.
„Hier.“ Markos griff sich einen Becher und hielt ihn ihr hin. „Du siehst aus, als könntest du eine Stärkung vertragen.“
Ihre Hand zitterte leicht, als sie den Kaffee entgegennahm. „Und dann reden wir?“
„Und dann reden wir“, bestätigte Markos und runzelte die Stirn, als ihm noch deutlicher auffiel, wie zerbrechlich Eva heute Morgen wirkte. Er war im Lauf einer unruhigen Nacht zu der Erkenntnis gelangt, dass er Eva unbedingt wiedersehen musste, dass er mit ihr zusammen sein wollte, auf welche Weise auch immer. Nachdem Markos diese Wahrheit akzeptiert hatte, war alles andere nebensächlich geworden. Doch Eva ebenfalls davon zu überzeugen, würde möglicherweise etwas länger dauern!
„Markos?“ Eva ahnte nicht, was ihm da gerade durch den Kopf ging, sie sah nur, dass er die Stirn zu runzelte. Doch dann hob er das Kinn und straffte die Schultern. „Du wolltest mit mir reden?“
Sie befeuchtete sich die Lippen: „Ich dachte, wir haben beide erkannt, dass wir miteinander reden müssen?“
Er lächelte kühl. „Ich bin im Moment nicht in der Stimmung für Spielchen, Eva.“
„Ich auch nicht“, versicherte sie ihm. Dafür war diese Situation, dieses Gespräch, das sie führen mussten, viel zu wichtig. „Also, wer fängt an?“
Markos war müde, nicht nur, weil er letzte Nacht kaum geschlafen hatte, sondern auch, weil ihn die Art, wie sie beide um den heißen Brei herumschlichen, erschöpfte.
„Willst du mich heiraten, Eva?“, platzte er deshalb ganz und gar undiplomatisch heraus.
„Wie bitte?“ Sie wurde zuerst noch blasser, als sie ohnehin schon war, dann knallrot.
Das war keine besonders ermutigende Reaktion auf den ersten Heiratsantrag seines Lebens – und den einzigen, den Markos jemals zu machen beabsichtigte. Wenn Eva jetzt nicht einwilligte, war die Sache mit Ehe und Familie für ihn gelaufen, so viel stand fest. Er wollte Eva oder keine.
„Ich frage dich, ob du meine Frau werden willst“, erwiderte er, wieder total unromantisch. „Überleg es dir gut, bevor du mir einen Korb gibst“, fügte er eilig hinzu.
„Ist das dein Ernst?“, brachte sie schließlich mühsam hervor.
Er nickte knapp. „Ich bin eine gute Partie, Eva, vergiss das nicht. Ich bin vermögend und …“
„Du kannst es dir sparen weiterzureden, so einen Mann hatte ich nämlich schon mal“, erinnerte sie ihn heiser.
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