Julia Extra Band 366
an.
– ende –
Nur einmal – oder für immer?
1. KAPITEL
Das Sophie-Projekt (Projektleiterin: S. Morgan)
Aufgabe eins: einen Partner finden
„Nur damit Sie Bescheid wissen: Ich kann keine Kinder bekommen.“
Sophie Morgan beobachtete, wie sich der Gesichtsausdruck des Mannes, der ihr gegenübersaß, veränderte. Eben noch hatte er gelächelt, jetzt sah er sie verstört an. Sie trank einen Schluck von ihrem Martini, bevor sie weitersprach. „Ich kann es wirklich nicht. Es würde auch nichts ändern, wenn ich ‚aufhöre, es zu versuchen‘ oder ‚in den Urlaub fahre‘ oder mich ‚einfach entspanne‘.“
Der Mann verschluckte sich an seinem Bier. „Ist es für so ein Gespräch nicht ein bisschen früh? Wir kennen uns erst seit fünf Minuten.“
Einen Moment später brachte das Läuten einer silbernen Tischglocke alle im Raum zum Verstummen.
Die Frau, die das Speed-Dating moderierte, sah deprimierend gut aus. Sie würde nie als Kandidatin an so einer Veranstaltung teilnehmen, um auf die schnelle Art jemanden kennenzulernen, dessen war sich Sophie sicher. Anders als sie selbst schien sich die Modelschönheit in der hypermodernen Bar mit dem schwarzen Granitboden und der Chrom- und Glaseinrichtung wohlzufühlen. In Sydney waren solche Locations Sophies zweites Zuhause gewesen. Aber jetzt in Perth, dreitausend Kilometer von ihrem alten Leben entfernt, kam sie sich wie eine Hochstaplerin vor.
„So, meine Herren, es ist Zeit, dass Sie sich verabschieden und zu Ihrem nächsten Date gehen.“
Der Mann sah noch immer wie betäubt aus, deshalb erklärte Sophie es ihm rasch. Sie wusste ja, dass es nicht normal war, mit ihrer Unfruchtbarkeit so schnell herauszuplatzen. „Alle hier wollen eine Beziehung, richtig?“
Er nickte. Tatsächlich war dieser Abend eigens für Leute, die eine Langzeitbeziehung suchten.
„Und für die meisten Menschen gehören zu einer festen Beziehung auf die Dauer Kinder dazu. Mit mir ist das nicht möglich. Ich finde es nur fair, von Anfang an mit offenen Karten zu spielen.“
„Nicht jeder will Kinder haben.“
Lächelnd zuckte Sophie die Schultern. „Vielleicht denken Sie später einmal völlig anders darüber.“
Menschen änderten ihre Meinung.
„Warum sich jetzt schon darüber Gedanken machen?“, fragte er, während er aufstand. „Warum eine neue Beziehung nicht einfach laufen lassen?“
Er setzte sich an den Nebentisch, richtete seine Aufmerksamkeit schon auf sein nächstes Date. Sophie beneidete ihn um seine Naivität. Darum, dass er eine Beziehung im Hier und Jetzt führen und so tun konnte, als würde man nur einander brauchen. Sie konnte das nicht. Nicht noch einmal.
Natürlich sehnte auch sie sich nach einem Happy End wie im Märchen. Sie würde zu gern mit ihrem Traummann zusammen alt werden. Was auch immer „Traummann“ bedeutete. Auf jeden Fall musste es einer sein, der wirklich keine Kinder wollte. Aber wie sollte sie das zweifelsfrei feststellen? Einer, der aus einer anderen Beziehung schon Kinder hatte? Oder schon älter war? Eigentlich stand sie nicht auf ältere Männer.
Sophie trank einen Schluck von ihrem Cocktail. Offensichtlich wusste sie nicht, was sie wollte. Sie wusste nur, dass sie nicht mit einem Typen ihre Zeit verschwenden wollte, der sie verließ, sobald er erfuhr, dass sie ihm nicht geben konnte, was er sich wünschte. Sie würde nicht noch einmal ihr Herz riskieren. Es offen anzusprechen war eine gute Idee.
Dennoch kreiste sie jetzt neben dem Namen ihres letzten Dates „Nein“ ein. Wie sie es bei den vier Männern vor ihm getan hatte und wahrscheinlich bei den verbleibenden fünf tun würde.
Nein. Sie musste positiv denken!
Noch war sie nicht bereit zuzugeben, dass das Speed-Dating ein Fehler gewesen war. Schließlich war es die erste Aufgabe auf ihrer Liste. Wenn sie nicht einmal das schaffte, wie standen dann die Chancen für den Rest ihres Projekts?
Ihre Bombe so schnell platzen zu lassen, war vielleicht nicht normal. Aber dass sie ihr Leben wie ein Projekt plante, war verrückt und Sophie wusste es. Trotzdem – sie wollte unbedingt weitermachen! Nach den chaotischen, richtungslosen vergangenen sechs Monaten brauchte sie ein Ziel, einen festen Plan.
Sophie griff in ihre Handtasche und befühlte das gefaltete Blatt Papier, das sie heute Abend hierher geführt hatte. Es gab ihr etwas, worauf sie sich konzentrieren konnte. Listen mit Aufgaben und Deadlines beruhigten sie. Das Dokument, das sie auf ihrem Laptop erarbeitet
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