Julia Extra Band 366
gut, ich habe dich eingeladen, weil man das doch tut, wenn man einen festen Freund hat … Ich weiß, dass wir nicht fest zusammen sind, aber wir haben … Sex ist alles, was wir haben. Du machst dich lächerlich, Lucy. Andererseits war Santiago bei ihr, das musste doch etwas bedeuten? Oder nicht? „Ich habe mir wohl mehr gewünscht.“
„Ich auch.“
„Du willst mehr?“ Sie sah auf. „Mehr Sex oder …?“
„Mehr Sex ist auch eine prima Idee“, räumte Santiago ein und ließ sein Draufgängerlächeln aufblitzen. „Aber das habe ich nicht gemeint.“ Jetzt blickte er sie ernst an. „Überrascht dich das?“
„Ja, ich dachte … Du hast es anscheinend immer vermieden, mit mir in der Öffentlichkeit gesehen zu werden. Ich habe einen schlechten Ruf, deshalb ist das verständlich.“
„Um Himmels willen!“ Santiago sprang auf. „Ja, ich habe es vermieden, mit dir auszugehen. Aber nicht, weil ich mich schäme, sondern aus reinem Egoismus.“ Er ließ sich in den Sessel neben ihr sinken. „Wir hatten so wenig Zeit für uns. Du warst öfter bei den verdammten Eseln als bei mir. Wenn wir zusammen waren, wollte ich dich nicht mit anderen Leuten teilen.“
Zutiefst erschüttert, starrte Lucy ihn an. Tränen schimmerten in ihren großen blauen Augen.
Santiago konnte das Verlangen nicht länger unterdrücken, Lucy zu berühren. Er drehte sich im Sessel herum und zog ihre Hände auf seinen Schoß. „Du kommst in ein Zimmer und machst es hell. Menschen fühlen sich zu dir hingezogen, zu deiner Warmherzigkeit, deiner Schönheit, deinem echten Interesse an ihnen. Mich schämen? Ich weiß, dass ich mit dir an meiner Seite von allen Männern beneidet werde.“
Jetzt weinte Lucy. Sie entzog ihm die Hände, um sich die Tränen abzuwischen.
„Mit mir zusammenzuleben ist nicht einfach.“
Er bat sie, mit ihm zusammenzuleben!
„Aber du bist eine starke Frau. Nicht wie Magdalena. Du wirst dich nicht von mir tyrannisieren lassen.“
Unfähig, die Selbstverachtung in seiner Stimme zu ertragen, legte Lucy ihm den Zeigefinger an die Lippen. „Bitte sag so etwas nicht. Ich hasse es, und es ist nicht wahr. Du hast die Probleme nicht geschaffen, die Magdalena hatte. Und ihr Tod war ein Unfall. Ein grausamer Schicksalsschlag“, sagte Lucy heftig.
Sie sah ihm an, dass er ihr nicht glaubte. Ihr wurde klar, dass Santiago die Schuld immer mit sich herumtragen würde. Vielleicht mit der Zeit und mit der Hilfe von jemandem … Liebe wallte in ihr auf, so stark, dass Lucy kaum noch atmen konnte. Sie wollte dieser Jemand sein, der für ihn da war.
Als Santiago ihren leidenschaftlichen Blick erwiderte, wurde er von Gefühlen überwältigt und umfasste zärtlich ihr schönes Gesicht. „Hast du wirklich gedacht, ich würde dir erlauben, mich zu verlassen?“
Ihre Sehnsucht wurde so groß, dass es ihr schmerzhaft die Kehle zuschnürte. Sie musste schlucken. Nie hätte Lucy es für möglich gehalten, dass sie einmal so sehr lieben würde.
„Ich wäre ja verrückt, und Gabby würde mir das nicht verzeihen. Sie malt sich schon aus, was für einen Eindruck du auf die anderen Mädchen machen wirst, wenn du zum Elternabend erscheinst.“
„Ach, das tut mir leid!“ Eine Beziehung auch außerhalb des Schlafzimmers war eine Sache, etwas ganz anderes war es, wenn seine Tochter ihn verheiraten wollte. Lucy konnte sich vorstellen, wie der bindungsscheue Santiago darauf reagiert hatte.
Er runzelte die Stirn. Wie Lucys Verstand arbeitete, blieb ihm ein Rätsel. „Es tut dir leid?“
„Ich rede mit ihr, wenn es hilft. Junge Mädchen haben oft merkwürdige Vorstellungen vom Leben.“ Ältere Mädchen auch.
„Du findest es eine merkwürdige Vorstellung, dass meine Tochter eine Mutter in dir sieht?“, fragte Santiago.
Irgendwie klang er seltsam, und Lucy versuchte, seinen Gesichtsausdruck zu deuten. „Ich finde es lieb von ihr. Und ich wäre ihr gern eine Freundin … Hör mal, ich weiß, es geht mich nichts an, aber vielleicht …“
„Natürlich geht es dich etwas an! Ich gehe dich etwas an! Und Gabby, sie hat Freundinnen, sie hat einen Vater. Sie braucht eine Mutter. Ich habe gehofft, ihr mitteilen zu können, dass sie eine bekommt.“
Es dauerte ein paar Sekunden, bis Lucy verstand, was er da gesagt hatte. „Ist das ein Heiratsantrag?“
Ihre Stimme zitterte vor Empörung. Nicht die Reaktion, die er erhofft hatte. „Ist das ein Nein?“
„Du machst mir einen Heiratsantrag, damit deine Tochter eine Mutter bekommt! Und
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