Julia Extra Band 366
sie sehnte sich danach, noch zu bleiben. Manchmal, wenn er sie ansah, flackerte in seinem ruhigen, verständnisvollen Blick Leidenschaft auf, und das war … fantastisch. Außerdem war es so lange her, dass sie etwas Angenehmes empfunden hatte. Etwas anderes als Traurigkeit, Demütigung oder Zurückweisung.
Sophie war im Begriff, ihm zu danken, ihre Cocktails zu bezahlen und zu gehen. Sie würde ihn nie wiedersehen. Ihr Barkeeper würde einfach ein freundlicher, unglaublich attraktiver Fremder bleiben.
Stattdessen streckte sie die Hand aus. „Hi, ich heiße Sophie.“
„Ich weiß.“ Lächelnd blickte er auf ihre Brust.
Erst da erinnerte sich Sophie an das Namensschild. „So viel dazu, mich für die große Unbekannte zu halten.“ Sie riss es ab, zerknüllte es und ließ es auf die Theke fallen, dann streckte sie noch einmal die Hand aus.
„Ich bin Dan“, sagte er und ergriff sie.
Ein kleiner Stromstoß schoss ihren Arm hoch, bevor sich die Spannung tief in ihrem Innern festsetzte. Das war ein gefährliches, aber herrliches Gefühl.
„Hi, Dan“, sagte Sophie leise. Ihre Blicke trafen sich. „Wenn du meinst, jemanden kennenzulernen kann man nicht planen, was würdest du denn machen?“
Einer Frau einen Drink spendieren und fragen, ob sie reden möchte.
Fast hätte Dan die Worte tatsächlich ausgesprochen. Und anschließend eine Einladung zum Abendessen.
Aber er hatte sich daran gehindert. Sein Bauchgefühl war richtig gewesen. Sophie verkörperte den Typ Frau, mit dem er sich nicht einließ. Sie gehörte eindeutig zur Sorte „Langzeitbeziehung“ und brachte zusätzlich noch seelischen Ballast und ein Projekt mit, das sowohl verschroben als auch überraschend liebenswert war.
Sie war das genaue Gegenteil der Frauen, mit denen er sich normalerweise einließ.
Deshalb beantwortete er ihre Frage nicht direkt. „Ich habe keine festen Beziehungen“, erklärte er, auch um sich selbst daran zu erinnern. Ganz gleich, wie schön Sophie war, mit diesem seidigen blonden Haar, dem Porzellanteint und den dunkelrosa Lippen – sie war eine Frau, die er meiden musste. Die Bindung, die eine wie sie wollte, konnte er ihr nicht bieten.
„Warum nicht?“
Ungläubig blickte Dan sie an. „Das fragst du noch, nach dem, was du erlebt hast?“
„Du willst nicht verletzt werden?“
Einen Moment lang war er sprachlos. Ihre Worte trafen ihn bis ins Mark. Gefühle, die er zehn Jahre lang ignoriert hatte, kochten in ihm hoch. Verletzt zu sein war jedoch nicht das vorherrschende. Tatsächlich verblasste es gegenüber den anderen.
Verrat.
Verlust.
Schuld.
„Nein“, erwiderte er, „ich halte nur nichts davon, auf Dauer mit einer einzigen Frau zusammenzuleben.“
Sein Ton ermutigte nicht zu weiteren Fragen.
Was Sophie allerdings nicht hinderte. „Möchtest du darüber reden?“
„Nein“, sagte Dan, schärfer, als er beabsichtig hatte. „Es gibt nichts, worüber ich reden müsste“, fügte er freundlicher hinzu.
Er hatte ihr gern zugehört. Nach einer Woche mit absurd langen Arbeitszeiten – ein Barkeeper hatte gekündigt, und die Hälfte seines Personals lag mit Grippe flach – war es fast erholsam gewesen, einfach ruhig dazusitzen und Sophie erzählen zu lassen.
Aber er wollte ihr nicht seine Lebensgeschichte erzählen. Außerdem hatte er nicht gelogen. Was ihn anbelangte, gab es nichts zu reden.
„Hast du nicht gesagt, du seist nicht bereit zu einer neuen Beziehung?“, lenkte er das Gespräch wieder auf sie.
Überrascht blinzelte sie und nickte. „Bin ich nicht.“ Sie zeigte auf den Plan, der noch auf der Theke lag. „Und es durchkreuzt mein Projekt.“
„Was meinst du damit?“ Dan las wieder die Aufgabenliste. Auf ihn machte Sophie nicht den Eindruck einer Frau, die glaubte, sie brauche unbedingt einen Mann. Die Aufgaben konnte sie sehr gut selbst erledigen: Neuen Job suchen. Ein Auto kaufen. Sexy Dessous kaufen .
Dan blickte auf. „Dessous?“, fragte er und zog die Augenbrauen hoch.
Sie wurde rot. „Das ist nicht wichtig“, wiegelte sie schnell ab und tippte auf die letzte Aufgabe auf der Liste. „Hier liegt das Problem. Ich muss zu einer Hochzeit!“
Es klang, als graute ihr davor. „Geh doch einfach nicht hin.“
„Eine alte Schulfreundin von mir heiratet. Ich möchte hingehen“, erwiderte Sophie.
Verdutzt sah Dan sie an.
„Das ist die erste Hochzeit, zu der ich eingeladen bin, seit ich meine abgesagt habe.“
Jetzt verstand er. „Und du willst nicht allein
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