Julia Extra Band 366
auch nicht vorstellen, dass Sophie halbe Sachen machte.
„Ich muss erst meine Konten überprüfen. Anfang nächster Woche sollte ich in der Lage sein, dir das Geld zu überweisen.“
„Ich will dein Geld nicht“, sagte er.
Jetzt guckte Sophie so schockiert, wie er wahrscheinlich gerade ausgesehen hatte.
„Warum hilfst du mir dann?“
Er hatte keine Ahnung. Nein, das war eine Lüge. Er wusste genau, warum. Weil er ein unvernünftiger Macho mit einem ausgeprägten Beschützerinstinkt war.
Natürlich war es ein Fehler. Sie fühlten sich zweifellos zueinander hingezogen, und das Letzte, was Sophie brauchte, war ein Mann wie er – rein in ihr Leben und raus aus ihrem Leben im Handumdrehen. Ein Mann, dessen längste Beziehung in den vergangenen zehn Jahren knapp über einen Monat gedauert hatte. Er war denkbar ungeeignet, um Sophie das Vertrauen zu Männern zurückzugeben.
Aber das hatte er ja auch nicht angeboten.
Also musste er sich bloß noch eine Erklärung ausdenken.
„Aus rein geschäftlichen Gründen“, sagte er. „Ich bin zurzeit personell unterbesetzt. Wenn du bis zur Hochzeit jeden Samstagabend bei mir arbeitest, bin ich dein Date.“
In der Bar waren mehr Leute nötig, und er hatte immer Schwierigkeiten, welche zu finden, die samstags arbeiteten. Ein perfekter Deal also.
Nicht mehr und nicht weniger!
Sophie biss sich auf die Lippe, während sie darüber nachdachte. „Das scheint mir fair zu sein. Dafür will ich aber jede Woche ein paar Stunden mit dir Beziehung üben.“
Üben klang gut. Dan ahnte, was für ein Gesicht er bei dem Gedanken machte. Deshalb hob er die Hände, als würde er sich ergeben, als Sophie ihm einen strengen Blick zuwarf.
Nicht, dass sie beunruhigt sein musste. Er würde sich während der nächsten fünf Wochen von seiner besten Seite zeigen.
„Danke. Das ist wirklich nett von dir, Dan.“ Sophie lächelte ihn an.
Ihm fiel nicht das Wort „nett“ ein, wenn er daran dachte, ihren Freund zu spielen, sie zu berühren, sie an sich zu ziehen und ihren Körper an seinem zu spüren … sie zu küssen …
Von seiner besten Seite war möglicherweise zu viel versprochen. Aber er würde sich bemühen.
„Wann hast du Zeit?“, fragte Sophie. „Wir sollten uns bald treffen und vielleicht als Erstes unsere Vorgeschichte besprechen.“
Schon war sie ganz die Projektleiterin.
„Wie wäre es, wenn wir das morgen Abend machen …?“ Dan hatte so eine Ahnung und sah auf seine Armbanduhr. Es war drei Uhr morgens. „Oder besser gesagt: heute Abend?“
„Was meinst du damit?“
Er sammelte die leeren Gläser ein, und Sophie glitt von ihrem Barhocker und stand ratlos da.
„Deine Schicht beginnt um fünf Uhr nachmittags“, erklärte Dan schließlich. „Trag Schwarz.“
3. KAPITEL
Das Sophie-Projekt 2 (Projektleiterin: S. Morgan)
Aufgabe eins: Grundregeln aufstellen
Sie kam zu früh. Sie kam immer zu allem zu früh, von wichtigen Meetings bis zum Kaffee mit Freundinnen.
Also auch zu ihrer unerwarteten Zweitkarriere als Barkeeperin. Oder als Kellnerin, oder als was auch immer sie an diesem Abend eingesetzt werden würde. In der Nacht hatte die Aussicht, mit Dan zu Karens Hochzeit zu gehen, sie so beschäftigt, dass sie zu fragen vergessen hatte, wie ihre Gegenleistung genau aussah. Wahrscheinlich war sie noch immer ein bisschen geschockt gewesen, als er sie am Ende der Nacht in ein Taxi verfrachtet hatte.
Nein, an diesem Morgen, korrigierte sie sich.
Jetzt saß Sophie an einem Tisch in Dans Bar und trank einen Cappuccino, während sie auf ihn wartete. Falls seine Mitarbeiter es seltsam fanden, dass er sie so plötzlich eingestellt hatte, ließen sie es sich nicht anmerken.
Der Kaffee schärfte ihren cocktailbenebelten Verstand, sodass sie besser über Dans Angebot nachdenken konnte. Warum in aller Welt wollte er das tun? In einer so schicken Location wurde nicht jeder eingestellt, das machten die einschüchternd tüchtigen Leute klar, die um sie herumschwirrten.
Noch ein möglicher Job hier fiel Sophie ein: Küchenhilfe.
Oh, sie hoffte es. Geschirr spülen, das konnte sie. Bedienen? Drinks mixen? Eher nicht.
Und sie wollte wirklich gute Arbeit leisten. Denn sie war ziemlich sicher, dass Dan angeboten hatte, ihren Partner zu spielen, weil er zwar wie ein sexy Playboy aussah, aber im Grunde ein Ritter ohne Furcht und Tadel war. Ein echter Kavalier, der sich verpflichtet fühlte, Frauen in Not zu retten – sogar beschwipste mit Projektlisten in der
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