Julia Extra Band 366
Handtasche.
Anständig wäre es, ihn damit zu verschonen. Indem er sich ihr Geplapper über Rick angehört hatte, war er weit über seine ritterlichen Pflichten hinausgegangen. Andererseits müsste sie dann irgendeinen Mann engagieren. Die Aussicht gefiel ihr überhaupt nicht.
Und es wäre schlecht für das Projekt. Wenn dies ein IT-Projekt wäre, dann würde sie nicht den Staranalysten zurückweisen, der zum Team stoßen wollte, oder?
Wenn sich Dan also sozusagen ehrenhaft opferte, sollte sie sein Angebot nicht hinterfragen und sich zumindest nützlich machen.
Pünktlich war sie, und sie trug Schwarz. Darüber hinaus wurde es ein bisschen schwierig. Zu Hause hatte sie sich online Videos über die Arbeit von Kellnerinnen angesehen, und neben ihrer Kaffeetasse lag ihr in aller Eile gekaufter „Großer Cocktailführer“.
Leider hatte Sophie das Gefühl, dass das Auswendiglernen von Cocktailrezepten und ein paar Lehrfilme ihr nicht weiterhelfen würden. Trotzdem würde sie es versuchen.
Margarita: Tequila, Orangenlikör, Limettensaft, Salz.
Martini: Wermut, Gin … Aber wie viel von jedem? Hm …
Between the Sheets: weißer Rum, Brandy und … tja …
Als Dan durch die Tür mit dem Schild „Nur Personal“ an der Rückseite des Lokals hereinkam, hatte Sophie keine Chance mehr, sich die anderen Zutaten ins Gedächtnis zu rufen. Er war genauso groß, fit und gut aussehend, wie sie ihn in Erinnerung hatte.
Gestern Nacht hatte Sophie ihn auf Mitte dreißig geschätzt. In weiten, tief auf den Hüften sitzenden Shorts, einem T-Shirt mit dem Logo eines Surfunternehmens und Flip-Flops wirkte er jünger. Ihr Blick blieb an seinem dunklen Bartschatten hängen – offenbar hatte er sich heute noch nicht rasiert –, dann bemerkte sie, wie auch er sie musterte.
Sein Blick ließ ihre Haut prickeln.
Sophie erschauerte.
Verdammt. Zu ignorieren, dass sie sich zu Dan hingezogen fühlte, würde schwieriger werden, als sie erwartet hatte.
Eilig holte sie den Plan unter dem Cocktailführer hervor. Daran musste sie denken. An den Plan. Der war viel wichtiger als eine kurze Affäre mit Dan. Er würde im Nu das Interesse an ihr verlieren, und wie stand sie dann da? Ohne Partner auf Karens Hochzeit und wieder ganz am Anfang.
Und vermutlich würde ihr von Neuem das Herz brechen, das sie gerade verzweifelt zu heilen versuchte.
Ganz Projektleiterin, erhob sich Sophie und streckte die Hand aus. „Guten Tag“, sagte sie – hoffentlich – leicht distanziert und sachlich.
Dan zog die Augenbrauen hoch. „Über Händeschütteln sind wir hinaus, finde ich.“
„Ich nicht. Dies ist eine geschäftliche Vereinbarung, also gehe ich auch so damit um.“ Sie streckte wieder die Hand aus. „Hallo, ich bin Sophie Morgan.“
Er nahm ihre Hand, und Sophie wusste sofort, dass sie einen Fehler begangen hatte.
„Es ist mir ein Vergnügen, Sophie. Ich bin Dan Halliday.“
Sie hatte einen raschen Händedruck im Sinn gehabt, nur ließ Dan nicht los, und als er mit dem Daumen über ihre Fingerknöchel strich, breitete sich von dort eine prickelnde Empfindung in ihrem ganzen Körper aus. Sie sollte ihm die Hand entziehen, konnte aber einfach nicht.
Jetzt neigte er sich nahe zu ihr, und sie erstarrte. Wartete.
„Wie geht es dir heute?“, fragte er. In seinem Ton schwang nichts Erotisches mit, lediglich aufrichtige Sorge. „Hat das Reden gestern Nacht geholfen?“
Das kam so überraschend. Sophie war auf irgendeinen Flirtspruch gefasst gewesen. Sie nickte, ihr war die Kehle plötzlich wie zugeschnürt.
Jetzt ließ Dan ihre Hand los, und es war, als würde er seinerseits auf professionell umschalten. Der Wechsel von sexy zu besorgt zu geschäftsmäßig war verwirrend.
Wem wollte sie etwas vormachen? Dan war immer sexy. Sie räusperte sich. „Und … was … soll ich heute Abend tun?“
„Hast du schon einmal bedient?“
„Nein. Aber ich habe während meines Studiums in einem Fish-and-Chips-Laden gearbeitet, wenn das hilft?“
Dans Husten klang verdächtig nach einem unterdrückten Lachen. „Hier zu arbeiten ist ein bisschen anders.“
„Ich weiß.“ Und ihr Mastergrad nützte ihr in dieser Umgebung überhaupt nichts, das war ihr nur zu klar. Sie zeigte auf das Buch. „Ich habe recherchiert. Wie man Cocktails mixt, wie man bedient.“
„Du planst wirklich alles durch, stimmt’s?“
„Ich versuche es. Aber es war schwer, mich vorzubereiten, da ich nicht wusste, wozu du mich brauchst. Ich hätte mich also aufs
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