Julia Extra Band 366
bildete.
Ihre Frage war berechtigt. Er war ein wunderbarer Mensch, dazu unermesslich reich – ein begehrter Junggeselle.
„Ich habe einfach noch nicht die Richtige getroffen“, antwortete er zögerlich.
„Und woran würdest du erkennen, dass sie die Richtige ist?“
„Keine Ahnung, aber ich lass es dich wissen, sobald ich sie gefunden habe.“
Ihre Augen leuchteten, als sie über seine Antwort lachte. Makin hatte sie noch nie so ausgelassen und fröhlich gesehen: Ihre Grübchen zeichneten sich ab, in ihren Augen tanzte das Leben. Was würde er dafür geben, sie öfter lachen zu sehen!
Sein Blick wanderte von ihren Augen zu ihrem verführerischen Mund, und plötzlich wollte er sie noch einmal küssen, ihre Lippen mit der Zunge öffnen, wollte sie schmecken …
Gestern hatte er gedacht, das Kerzenlicht und der nachtblaue Himmel hätten ihn verzaubert. Jetzt wusste er, dass es allein die Wirkung dieser Frau gewesen war. Sie war betörend sexy. Aber er hatte eine Geliebte, und Emmeline war schwanger. Sie würden ihren eigenen vorbestimmten Weg gehen müssen.
„Ich habe große Pläne“, sagte er fest. Ihm gefiel es nicht, wie sein Körper auf Emmelines Nähe reagierte. Auf keinen Fall durfte er zulassen, dass sie ihn von seinem Weg abbrachte.
Wenn es seinem Vater trotz schlimmer Krankheit gelungen war, erfolgreich zu sein, dann musste ein gesunder Makin Berge versetzen können.
Allerdings würde ihm das nicht gelingen, wenn er sich ablenken ließ. Eines Tages würde er vielleicht Zeit dafür finden, nicht jetzt.
Nicht jetzt , wiederholte er in Gedanken. Doch als sein Blick wieder auf die unwiderstehliche Frau neben ihm fiel, regte sich Begehren in ihm. Doch in das Verlangen mischte sich der Wunsch, sie vor der Welt zu beschützen.
„Es ist nicht mehr weit“, sagte Emmeline leise. Das Lächeln war aus ihrem Gesicht gewichen.
Die Limousine hatte die Hauptstadt von Brabant erreicht. Ausdruckslos betrachtete Emmeline die alten Gebäude hinter dem Wagenfenster.
Hätte Makin sie nicht besser gekannt, er hätte geglaubt, sie führe zu einer Modenschau und nicht zu einem quälenden Treffen mit ihren Eltern.
Ihm wurde klar, dass er sie nur nach ihrem schönen Äußeren beurteilt und sich vorgestellt hatte, sie würde sorglos durchs Leben spazieren und von den Nöten der Menschen nichts wissen.
Er hatte sich geirrt.
Sie war nicht verzogen. Zwar reagierte sie sehr emotional, war dabei aber ein warmherziger, intelligenter Mensch. Plötzlich spürte er einen Schmerz in seiner Brust. Sie war liebenswert und lustig. Warum war ihm das vorher nie aufgefallen?
Lag es vielleicht an ihrer Schönheit? Hatte er sie vorab verurteilt, nur weil sie eine bildhübsche Prinzessin war?
„Ich bin froh, dass wir uns in den letzten Tagen ein bisschen näher kennengelernt haben“, sagte er. „Ohne Bodyguards und Bedienstete bist du wirklich sympathisch.“
Sie lachte. „Vorsicht. Sei nicht zu nett zu mir, sonst könnte ich uns für Freunde halten.“
Wahrscheinlich hatte sie einen Freund bitter nötig, dachte Makin. Es schien niemanden in ihrem Leben zu geben, dem sie sich anvertrauen konnte. „Was erwartet dich, wenn wir bei dir zu Hause angekommen sind?“, fragte er.
Ein Schatten zog über ihr Gesicht. „Meine Mutter wird mich mit zahlreichen Vorwürfen überschütten. Aber das geht irgendwann vorüber.“ Sie versuchte ein Lächeln.
Ihr gequälter Gesichtsausdruck ging ihm zu Herzen. Er ahnte, dass die Vorhaltungen ihrer Mutter sie ungeheuer verletzen würden.
Er wandte den Kopf und schaute aus dem Fenster. Es regnete, und die grauen Wolken verliehen dem Nachmittag etwas Düsteres. Sie passierten einen gepflasterten Platz, der von großen grauen Stadtvillen aus dem 18. Jahrhundert gesäumt war, dann bogen sie in eine Allee ein, die zum Schlosspark führte.
„Heute mag es schlimm sein“, sagte er. Ihm war bewusst geworden, dass er sich bereits zu sehr um Emmeline sorgte. Er musste wieder auf Distanz gehen, schließlich lieferte er sie nur zu Hause ab. „Morgen sieht die Welt schon ganz anders aus.“
„Wir werden sehen“, sagte sie leise, als sich das Tor zum Schlosspark vor ihnen öffnete.
Sie betraten den großen Salon, in dem ihre Eltern sie erwarteten. Emmeline hatte den Eindruck, sie würde sich in die Höhle des Löwen begeben.
Die schwere Tür hatte sich noch nicht ganz geschlossen, als ihre Mutter vor Wut herausplatzte: „Was hast du dir bloß dabei gedacht?“
Königin Claire d’Arcy sprang
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