Julia Extra Band 366
Schreibtisch und wühlte in einer Schublade.
„Ich hatte ja keine Ahnung“, begann er, ohne hochzublicken. „Hättest du doch nur einen Ton gesagt.“
Sie ging bis zu seinem Schreibtisch. Obwohl sie nicht wusste, wovon er sprach, unterbrach sie seinen Redefluss besser nicht.
„Hättest du uns gleich eingeweiht, wäre die Szene im Salon gestern nicht so unangenehm geworden.“ Jetzt hob er den Kopf und bedachte sie mit einem tadelnden Blick. „Vor allem, weil Makin dabei war.“
„Ja, Vater.“ Warum nur flatterten Schmetterlinge in ihrem Bauch, sobald sie seinen Namen hörte?
„Andererseits verstehe ich auch, warum du nichts gesagt hast. Natürlich wollte Al-Koury zuerst mit mir reden, schließlich gebietet es das Protokoll. Er ist eben ein Gentleman und wollte zuerst in aller Form bei mir um deine Hand anhalten …“
„Wie bitte?“
„Wenn ich ganz ehrlich bin“, fuhr er fort, „hätte Al-Koury diesen Schritt allerdings tun müssen, bevor er mit dir in ein Flugzeug gestiegen ist. Gehören tut es sich nicht, schließlich warst du offiziell noch mit König Patek verlobt. Das hat mich in eine missliche Lage gebracht, vor allem deiner Mutter gegenüber. Aber ihr seid ja beide nur Menschen, da passiert so etwas eben.“
„Vater!“, sagte sie etwas lauter.
Aber er hörte ihr nicht zu. „Für deine Mutter ist es nicht so leicht. Sie hängt so sehr an den Traditionen. Ihrer Ansicht nach heiratet man zuerst und bekommt dann ein Baby. Nicht umgekehrt.“
Verständnislos blickte Emmeline ihn an.
„Aber ich habe Al-Koury versprochen, dass wir dich nicht weiter kritisieren werden. Deshalb: Herzlichen Glückwunsch, der Scheich wird dir ein guter Ehemann sein. Außerdem besitzt er Unmengen von Geld …“
„Vater.“
„Du hast recht, über Geld spricht man nicht. Trotzdem werde ich mich mit ihm zusammensetzen und einen guten Ehevertrag für dich aushandeln …“
„Vater!“
„Ja, Emmeline?“
„Ich verstehe kein Wort.“
„Mach dir keine Gedanken über den Ehevertrag. Das geht nur Al-Koury und mich etwas an. Und natürlich seine Rechtsanwälte, die heute noch einfliegen werden.“ Er hielt kurz inne und lächelte sie an. „Deine Mutter hätte etwas dagegen, dass ich es sage, aber sie ist nicht hier. Also: Emmeline, ich bin stolz auf dich. Du hast dir einen der reichsten Männer der Welt geangelt. Herzlichen Glückwunsch, Kind.“
„Wann hast du mit ihm gesprochen“, fragte sie tonlos.
„Gestern Abend, nachdem du zu Bett gegangen warst.“
„Mir hat er gesagt, er wolle nach Hause fliegen“, flüsterte sie.
„Wir haben ihm eine Suite gegeben. Deiner Mutter behagt der Gedanke, einen Scheich als Schwiegersohn zu haben, noch nicht. Aber sie wird sich beruhigen.“
Emmeline schluckte. „Vater, das ist ein Missverständnis. Wir sind nicht … verlobt.“
„Aber ich habe meine Erlaubnis zu Eurer Hochzeit gegeben, und er wird dir noch heute einen Verlobungsring schenken.“
„Aber er liebt mich nicht, er mag mich nicht einmal …“
Das schrille Klingeln des Telefons, das auf dem großen Schreibtisch stand, unterbrach sie.
„Es ist alles gesagt“, übertönte König William das Klingeln. „Der Scheich wird dir heute einen Ring anstecken, und deine Mutter wird sich beruhigen. Jetzt muss ich den Anruf entgegennehmen.“
„Er ist nicht der Vater des Kindes.“
„Ich verstehe dich nicht, das Telefon ist so laut. Bitte, geh jetzt. Wir feiern heute Abend mit einem kleinen Festmahl.“
Im Flur stützte sich Emmeline mit den Händen an der Wand ab und atmete tief durch.
Makin war nicht abgereist, sondern hatte bei ihrem Vater um ihre Hand angehalten?
Was hatte er sich bloß dabei gedacht?
Entschlossen ging sie zu seiner Suite und klopfte energisch an die Tür.
Ein Dienstmädchen mit einem Staubwedel in der Hand öffnete.
„Scheich Al-Koury nimmt gerade sein Frühstück auf der Terrasse ein.“
Emmeline bedankte sich für die Auskunft und ging zur Terrasse, wo Makin seelenruhig Kaffee trank.
„Was hast du getan?“, fragte sie mit zitternder Stimme.
„Ich habe alles in Ordnung gebracht“, antwortete er freundlich.
„Nein. Du hast alles nur noch schlimmer gemacht! Mein Vater sitzt in der Bibliothek und reibt sich die Hände, weil er an dein Geld denkt. Aber wir werden niemals heiraten.“
„Ich habe ihm mein Wort gegeben.“
„Ohne mich zu fragen.“
„Das wollte ich nachholen. Du brauchst jemanden, der dich beschützt. Dafür heiratest du am besten
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