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Julia Extra Band 367

Julia Extra Band 367

Titel: Julia Extra Band 367 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsay Armstrong , Jessica Hart , Lynne Graham
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nicht so locker geklungen wie beabsichtigt, denn George stellte die Flasche auf den Boden, richtete sich auf und betrachtete mich aus zusammengekniffenen Augen.
    „Es war also keine gute Erfahrung?“
    „Nicht besonders.“ Dabei hätte ich es belassen können. Doch plötzlich überwältigten mich die Erinnerungen. „Es war schrecklich“, rutschte es mir heraus.
    Angelegentlich spielte ich mit dem Deckel des Kartons, der neben mir stand. „Es war kurz nach dem Tod meiner Mutter, als ich schon bei meinem Vater und Saffron lebte. Saffron war damals erst acht, und mein Vater hat den ganzen Tag gearbeitet. Ich fühlte mich einsam und vermisste meine Mum. Ich war von einem kleinen Haus in der Vorstadt in ein Herrenhaus gezogen und von einer staatlichen auf eine exklusive Privatschule gekommen. Ich gehörte nirgendwo mehr hin. Es war keine glückliche Zeit“, fügte ich hinzu, was stark untertrieben war.
    Mein Vater war auf dem Weg nach oben vielen Menschen auf die Füße getreten und von der Oberschicht nie akzeptiert worden. Er war zu forsch und direkt und hatte große Komplexe. Insgeheim sehnte er sich wohl nach Anerkennung, leugnete es allerdings immer.
    „Niemand blickt auf dich herab, wenn man einige Millionen auf dem Konto hat“, pflegte er zu prahlen, doch das ganze Geld nützte natürlich nichts, wenn man nicht auf die richtige Schule gegangen war oder den falschen Akzent hatte.
    Rücksichtslos versuchte er, Saffron und mich in die richtigen Kreise, wie er sie nannte, einzuführen, ohne sich darum zu scheren, dass alle uns von oben herab betrachteten. Saffron passte sich an. Sie ging mit jenen Mädchen zur Schule und hatte das entsprechende Aussehen, aber ich hatte nie dazugehört und wollte es auch gar nicht.
    Seiner Meinung nach gab ich mir nicht genug Mühe. Und ich war schlichtweg entsetzt, als ich erfuhr, dass er für die Weihnachtsferien eine Luxusvilla auf einer privaten Insel in der Karibik gemietet hatte, um mich mit den jungen Leuten dort in Kontakt zu bringen.
    Als mein Vater mich dort mit zu einer Party im Strandclub schleppte, begegnete ich Charles.
    „Ich habe ihn auf einer Party kennengelernt“, erzählte ich George. „Ich war furchtbar schüchtern und schämte mich meines Vaters, und Charles erschien mir wie ein griechischer Gott, der vom Olymp herabgestiegen war und mich wahrgenommen hatte. Er war wahnsinnig attraktiv und selbstsicher. Ein Blick in seine grünen Augen genügte, und ich war verloren“, gestand ich. „Ich konnte es nicht fassen, dass er mich überhaupt bemerkt hat, aber er flirtete mit mir, und zum ersten Mal hatte ich den Eindruck, dass mein Vater mit mir zufrieden war.“ Zu meinem Leidwesen stellte ich fest, dass meine Stimme sehnsüchtig klang. „Ich wehrte mich gegen meine Gefühle, aber als Charles meine Hand nahm und vorschlug, an den Strand zu gehen, sagte ich Ja.“
    „Ich ahne nichts Gutes“, meinte George, einen ungewohnt grimmigen Zug um den Mund.
    „Du kannst es dir bestimmt denken. Er hat mich in eine abgelegene Hütte gebracht und geküsst, und dann hat eins zum anderen geführt …“ Ich stellte die leeren Schachteln ineinander, bevor ich ihn anblickte.
    „Ich habe nicht Nein gesagt“, fuhr ich energisch fort. „Er sollte mein erster Liebhaber sein. Aber es war alles andere als schön und hat wehgetan. In meinen Augen war es das allerdings wert, weil ich unbedingt seine Freundin sein wollte.“
    Ich lachte bitter. „Als er vor mir die Hütte verlassen hat, wurde er dort von seinen applaudierenden Freunden empfangen.“ Selbst im Nachhinein schämte ich mich so, dass mir die Wangen brannten. „Sie hatten darum gewettet, ob er es schaffen würde, die schreckliche Tochter des schrecklichen Kevin Taylor flachzulegen, und er hatte gewonnen.“ Mühsam schluckte ich. „Während der restlichen Ferien habe ich das Grundstück nicht mehr verlassen. Mein Vater war furchtbar wütend auf mich und hat es mir nie verziehen.“
    „Hast du ihm nicht erzählt, was passiert war?“
    „Natürlich nicht. Ich hatte ja mitgemacht. Außerdem konnte ich nicht darüber sprechen. Ich kam mir so … dumm vor.“
    Hatte ich wirklich geglaubt, ein Typ wie Charles würde sich für mich interessieren? Jetzt, mit achtundzwanzig, war mir klar, dass er einfach nur ein verantwortungsloser Junge gewesen war. Damals war ich jedoch am Boden zerstört gewesen und hatte mich innerlich völlig zurückgezogen.
    „Er hat dir wehgetan“, sagte George ausdruckslos, und als ich ihn

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