Julia Extra Band 368
dem Gedanken gespielt, in eine gemeinsame Wohnung zu ziehen – weil es bequemer wäre. Aber reichte das als Grund?
Für Kimber nicht. Ihre geschiedene Mutter hatte ihr eingebläut – eine Frau sollte ihren eigenen Namen, ihr eigenes Apartment und ihre Unabhängigkeit behalten, bis ein Mann ihr ein Angebot machte, das zu verlockend war, um ihm zu widerstehen. Und Kimber hoffte seit Monaten, dass Gil ihr endlich einen Verlobungsring schenkte, damit sie nicht länger grübeln musste, ob er wirklich ihr „Mr Perfect“ war.
Dann könnten sie ihr gemeinsames Leben beginnen. Mit Trauschein und natürlich einem soliden Ehevertrag.
Ihr Herz raste vor Aufregung, doch sie blieb skeptisch. Vielleicht war es nur ein Gerücht? „Wer hat es Ihnen erzählt?“
„Bertie.“
Roberta, Gils Sekretärin. Also stimmte es! Ein Gefühl der Erleichterung durchströmte Kimber, und sie lächelte versonnen. Da sie nicht allein war, wurde sie jedoch schnell wieder ernst. „Aber Sie und Bertie dürfen es niemandem verraten. Denn Gil könnte es sich noch mal anders überlegen.“
„Das wird er nicht.“ Anna schnaubte. „Sehen Sie sich doch an – Sie sind jung, hübsch und erfolgreich. Wenn Sie mich fragen, ist Gil ein Idiot, weil er Sie nicht schon längst geködert hat.“
Tja … oder wollte er gar nicht heiraten? In Kimber regten sich erneute Zweifel. Und ihre Freunde, Tanten und Cousinen stellten ihr oft die gleiche Frage – warum bat Gil sie nicht, seine Frau zu werden? Gab’s irgendwelche Probleme? Waren sie nicht glücklich miteinander? Oder warum zögerte er?
„Ich schätze, er wollte nur auf den perfekten Moment warten“, meinte Anna, als könnte sie die Gedanken ihrer Chefin lesen.
„Ja.“ Kimber nickte beruhigt. „Das glaube ich auch.“
Morgen um diese Zeit würden sie in Hängematten unter Palmen liegen … an eisgekühlten Cocktails nippen und beobachten, wie das türkisfarbene Wasser sanft auf den weißen Strand rollte. Weit entfernt von jeder Zivilisation. Dafür lohnte sich ein Flug um die halbe Welt.
Die im Indischen Ozean gelegenen Malediven bestanden aus Hunderten kleiner – meist unbewohnter – Inseln, und nur einige davon beherbergten Touristen in exklusiven Ferienanlagen. Es war ein traumhaftes Reiseziel – und eine wirklich romantische Kulisse für einen Heiratsantrag.
„Wann verlassen Sie das Büro?“, fragte Anna.
„Gil hatte ein Meeting in Alpharetta. Er holt mich in einer Stunde ab. Also drücken Sie mir bitte die Daumen, dass bis dahin keine schwierigen Mandanten oder andere Probleme auftauchen. Zum Glück ist die Pennington-Scheidung geregelt.“
In den vergangenen Monaten hatte sie mehr Zeit mit Della Pennington verbracht als mit ihrer eigenen Mutter. Della war verzweifelt gewesen, weil ihr Mann sie um die Scheidung gebeten hatte. Ehrlich gesagt, hielt Kimber die Frau für etwas verrückt – es war nicht gesund, sich so an einen Mann zu klammern.
Zugegeben, ihr Ehemann Gerald hatte seinen Wunsch nie begründet. Aber wie jeder Anwalt wusste, wies das meistens darauf hin, dass der Kerl schon längst eine Geliebte hatte. Della war jedoch stur bei ihrer Meinung geblieben – sie behauptete, Gerald wolle sich gar nicht scheiden lassen.
„Was für ein nervtötender Fall.“ Anna seufzte. „Jetzt ist hoffentlich Ruhe. Heute Morgen habe ich den Scheidungsvertrag per Courier an Mrs Pennington geschickt.“
„Gut.“ Mitsamt der Rechnung für etliche teure Beratungsstunden, in denen Kimber sich oft wie eine Psychologin gefühlt hatte, die versuchen musste, eine Frau behutsam davon zu überzeugen, dass die Scheidung unumgänglich war. Und leider hatte sie kläglich versagt – Della glaubte noch immer, dass Gerald sie liebte. Hoffentlich war es nicht zu traumatisch für sie gewesen, den Vertrag in den Händen zu halten. Doch früher oder später würde sie ja der Wahrheit ins Gesicht sehen müssen.
Kimber verscheuchte den Gedanken an Della. „Um pünktlich aus dem Büro zu kommen, habe ich für heute Nachmittag keine Termine vereinbart“, erklärte sie. „Aber diese Akten wollte ich noch erledigen.“
„Verstehe.“ Anna grinste. „Ich werde persönlich die Tür blockieren, falls irgendjemand zu Ihnen möchte.“
„Danke, Anna.“ Kimber wartete, bis ihre Assistentin verschwunden war, dann stieß sie die Faust in die Luft und juchzte. Gil würde sie bitten, seine Frau zu werden! Wenn sie von den Malediven zurückkam, würde sie einen Verlobungsring am Finger
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