Julia Extra Band 368
Zimmer.
Eine einzelne Träne rann ihr über die Wange, Katherine wischte sie unwirsch fort, ging ins angrenzende Bad und stellte sich unter die heiße Dusche.
Unter dem prasselnden Wasserstrahl starrte sie auf die Hennamuster auf ihrer Haut. Sie nahm die handgefertigte Seife aus dem goldenen Halter und rieb sich energisch damit ab. Sie wollte die Zeichen von ihrer Haut abwaschen. Wollte ihn von sich abwaschen.
Doch es funktionierte nicht.
Sie ließ sich auf den Fliesenboden sinken. Ihre heißen Tränen rannen zusammen mit dem Wasser in den Ausguss. Für einen Moment dachte sie daran, mit der nächsten Maschine nach Altina zurückzufliegen. Sie könnte dort im Palast wohnen. Ihr ganzes Leben hatte sie die abschätzigen Bemerkungen ihres Vaters ertragen und war stark geblieben. Sie würde auch weiter stark sein …
Ihr Blick fiel wieder auf die Hennaranken. Diese Muster, die sich nicht abwaschen lassen wollten, waren ein Symbol für die Ehe. So wie der Sand die immerwährende Vereinigung symbolisierte. Und die Veränderungen, die in ihr vorgegangen waren, würden ebenfalls andauern – die Überzeugung, dass sie etwas wert war, ohne sich ständig beweisen zu müssen.
So wie man die Sandkörner in der Glasvase nicht mehr voneinander trennen konnte, so waren Zahir und sie unzertrennlich geworden. Er mochte es vielleicht nicht wissen, aber sie war ein Teil von ihm. Allerdings vermutete sie, dass er es genau wusste und sich der Wahrheit nur nicht stellen wollte.
Katherine wischte sich Wassertropfen und Tränen aus dem Gesicht. Nein, sie würde nicht nach Altina zurückkehren. Dem Mann den Rücken zu kehren, der an sie glaubte, an ihre Stärke glaubte, kam nicht infrage. Sie war ihm und auch sich selbst mehr schuldig als das. Sie verdiente Liebe, und Zahir konnte ihr diese Liebe geben, das wusste sie.
Er sollte sie inzwischen besser kennen und wissen, dass Scheicha Katherine S’ad al Din vor keiner Herausforderung zurückschreckte.
Zahir fühlte sich, als würde er innerlich verbluten. Katherine gehen zu lassen war schlimm genug, aber sie auch noch verletzen zu müssen, damit sie ihn wirklich verließ … Der Schmerz war unerträglich. An einem solchen Schmerz konnte ein Mann zugrunde gehen.
Doch er wusste, er musste ihre Beziehung beenden. Sie gab, wieder und wieder, und er war derjenige, der nur nahm.
Zahir eilte zu den Ställen. Er würde nicht dabei zusehen, wie sie ihn verließ. Denn das würde sie. Er hatte sie verletzt, so sehr er nur konnte. Er ließ die Erinnerung an die Szene im Schlafzimmer wie eine Flutwelle über sich hinweg rollen – und wartete geradezu auf einen Flashback, der ihn aus der quälenden Gegenwart reißen würde. Doch er sah nur Katherines Gesicht vor sich – der Schmerz zerriss ihn schier.
Nein, er durfte nicht dabei sein, wenn sie ging … Weil er sie dann aufhalten würde.
Er sattelte Nalah. Die Überlebensausrüstung steckte wie immer in den Satteltaschen. Er musste weg. Seine Stärke reichte nicht mehr aus …
Einmal hatte er es geschafft, wieder ins Leben zurückzukehren. Aber ohne Katherine … Er bezweifelte, dass es ihm ein zweites Mal gelingen würde.
Zahirs Hand zitterte, als er sie flach an die Tür zu Katherines Suite legte. Drei Tage war er weg gewesen. Genug Zeit für sie, um alles Nötige zu arrangieren und den Palast zu verlassen.
Die Dinge würden sich wieder einspielen. Das mussten sie. Katherine würde über ihren Schmerz hinwegkommen. Irgendwann würde sie sogar erleichtert sein. Nach dem Tode ihres Vaters würde er seine Pflicht als Regent von Altina erfüllen, selbst wenn es sich nur um eine Formsache handelte. Katherine konnte das Land regieren, sie war stark genug dafür, sie brauchte ihn nicht.
Sollte er die Tür nun öffnen oder nicht? Wenn er es nicht tat, konnte er sich einbilden, sie wäre noch hier …
Nein. Er schüttelte den Kopf. Er würde seinen Schmerz und seine Gefühle nie wieder ignorieren, das hatte sie ihn gelehrt. Sie hatte ihm geholfen, sein Herz wiederzufinden. Letzteres schien vor Schreck stehen zu bleiben, als er die Tür aufschob. Katherine saß auf dem Bett, den Rücken gerade, die Hände im Schoß gefaltet, die Miene entschlossen.
„Was tust du hier?“, entfuhr es ihm.
„Oh, ich bin nicht gegangen.“
„Ich hatte es dir aber befohlen.“
„Stimmt.“ Sie nickte. „Und ich hatte dir gesagt, dass du in meinem Zimmer nichts zu suchen hast. Und sieh dich nur an … hier bist du also.“
„Nach drei
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