Julia Extra Band 368
Abenteuer, sie wollte nicht fremdgehen. Doch wenn … dann mit Finn Meyers. Und wie sie ihn einschätzte, würde er sie nicht zurückweisen.
Finn griff nach einem langen Brett, hob es vorsichtig hoch, um es zu betrachten. Er ließ die flache Hand über die Oberfläche gleiten, so konzentriert und sanft, dass Kimber der Mund trocken wurde. Würde er seine Partnerin ebenso streicheln?
Oh! Finn blickte auf und ertappte sie dabei, wie sie ihn anstarrte. Als er ihr zuzwinkerte, begann ihr Herz wild zu pochen. Sie wandte sich zur Seite und nahm ihre Kamera, denn von hier hatte sie eine schöne Sicht – auf die felsige Landschaft, wo zwischen den Steinen purpurfarbene und weiße Blumen wuchsen. Die Sonne stand hoch und brannte heiß, aber in dieser Höhe wehte eine angenehme Brise.
Kimber atmete tief ein, um ihre Lunge mit der sauberen, klaren Luft zu füllen, und atmete langsam wieder aus. In Atlanta nahm sie sich nur selten Zeit, um einen Spaziergang im Park zu machen. Vor allem, da Gil auf fast alle Pflanzen und Bäume allergisch reagierte. Sie schwor sich jedoch, diesen Teil ihres Lebens zu ändern. Elaina war Mitglied in einem Wanderclub, und sie hatte Kimber schon oft gebeten, sie auf eine Tagestour zu begleiten. Demnächst würde sie es tun.
Am Horizont sah sie einen Streifen blauen Wassers, den Indischen Ozean. Über dieses Meer hinweg in Richtung Westen lagen die Malediven, wo Gil auf sie wartete. Sie spürte seinen Ärger förmlich, trotz der vielen Meilen, die sie trennten.
Plötzlich zupfte jemand an ihrer Bluse. Kimber senkte den Kopf – vor ihr standen die beiden Kinder, ihre Augen und Zähne leuchteten weiß im Kontrast zur dunklen Haut. Ein Mädchen und ein Junge, vielleicht fünf Jahre alt. Sie sahen sich so ähnlich, dass sie Zwillinge sein könnten.
„Hallo.“ Kimber lächelte sie an. „Wie geht’s euch?“
Die beiden schienen sie nicht zu verstehen, aber das Mädchen reichte ihr eine Blütenkette – aus purpurfarbenen und weißen Bergblumen.
„Wie schön!“ Sie tippte sich auf die Brust. „Für mich?“
Das Mädchen nickte, und Kimber ging in die Hocke, damit die Kleine ihr die Kette über den Kopf streifen konnte.
„Danke.“ Kimber betastete die schlichte, doch wunderschöne Kreation. Dann sah sie die Kleinen an, zeigte auf die Kamera. „Darf ich euch fotografieren?“
Die Kinder lächelten und stellten sich nebeneinander – eine Kamera war ihnen sicherlich nicht fremd.
Sie machte ein Foto und dankte ihnen, bevor die beiden sich von ihr entfernten, um weiter herumzutollen.
Kimber blickte auf – und sah, dass Finn sie lächelnd beobachtete. Spontan hob sie die Kamera und fotografierte ihn. Er hielt die Hand hoch, um weitere Fotos abzublocken. Dann zückte er seine Brieftasche, um das Holz zu bezahlen. Er nahm auch Münzen aus der Hosentasche und spielte für die Kinder den Zauberer. Tat so, als würde er die Geldstücke aus ihren Ohren ziehen, bevor er sie in ihre kleinen Hände legte. Der Junge und das Mädchen lachten glucksend.
Der Mann half Finn, die Bretter und Holzpfähle auf dem Pick-up zu verstauen. Als sie damit fertig waren, stieg Kimber ein, glücklich, in diesem fremden Land ein paar Eindrücke des täglichen Lebens bekommen zu haben.
„Danke“, sagte sie zu Finn, sobald er wieder neben ihr saß. „Dafür, dass ich dich heute Nachmittag begleiten durfte.“
Er wirkte überrascht. „Du bist mir nicht böse, weil ich dich erst morgen auf die Malediven bringe?“
„Nein. Du hattest diesen Termin ja schon geplant. Ich habe mich sozusagen in letzter Minute in dein Flugzeug gedrängelt.“
„Trotzdem. Es ist nicht das, was du wolltest. Und ich schätze, dein Freund wird verärgert sein.“
„Ist er“, gab sie zu. „Gil mag keine Überraschungen.“
Finn lachte. „Überraschungen sind der Grund, warum ich morgens aufstehe.“
„Ihr zwei könntet nicht unterschiedlicher sein“, sagte Kimber und versuchte zu ignorieren, wie gut es sich anfühlte, neben diesem Mann zu sitzen. Er hatte einen Arm auf der Rückenlehne ausgestreckt, was ihnen mehr Platz verschaffen sollte – sie aber noch enger aneinander rücken ließ.
Finn presste die Lippen zusammen, und sie begriff, dass sie ihn unabsichtlich gekränkt haben könnte, indem sie ihn mit Gil verglichen hatte. „Was steht denn heute Abend auf dem Programm?“, fragte sie, um das Thema zu wechseln.
„In Colombo findet ein Straßenfest statt. Das wäre eine gute Gelegenheit für dich, den Sari zu
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