Julia Extra Band 369
betont zivilisiert. „Ich habe einfach schlecht reagiert. Sie sind die beste Assistentin, die ich jemals hatte. Wahrscheinlich die beste in ganz London. Und ich bin mir sicher, Sie wissen das.“
„Hm …“, gab sie nur zurück und senkte den Blick, den er auf unerklärliche Weise so faszinierend fand. Und dann sagte sie sehr leise etwas, das fast so klang wie: Das ist leider nichts, worauf ich stolz bin.
Fast hätte Cayo nachgehakt, aber er tat es nicht. Er hatte zwar die feste Absicht, den wahren Grund für ihre Kündigung herauszufinden, aber nicht jetzt. Nicht hier. Nicht bevor er diese Situation auf seine Art unter Kontrolle gebracht hatte.
Und das bedeutete, dass er sie vollends beherrschen musste.
„Aber Sie sind sich sicher bewusst“, fuhr er fort, „dass es noch ein große Anzahl von Papieren gibt, die es für Sie zu unterschreiben gilt, bevor Sie das Unternehmen verlassen. Unter anderem eine Verschwiegenheitserklärung.“ Er warf einen kurzen Blick auf seine Armbanduhr. „Es ist noch früh. Wir können sofort aufbrechen.“
„Aufbrechen?“, fragte sie verdutzt und runzelte überrascht die Stirn. Dabei fiel ihm auf, dass er solche Emotionen von ihr nicht kannte. Er hatte sie während der letzten Jahre ausschließlich ruhig und gelassen erlebt. Nur manchmal, da war dieses Funkeln in ihre Augen getreten. In diesen Momenten hatte er stets gespürt, dass sich hinter ihrer adretten Fassade noch etwas anderes verbarg. Mit einem Mal fühlte er sich wie magisch zu ihr hingezogen. Er konnte sich kaum losreißen vom Anblick ihrer herrlich vollen Lippen. Doch gleichzeitig fühlte er in ihrer Nähe ein wachsendes Unbehagen. Hinter dieser exzellenten Arbeitskraft steckte ein wirklicher Mensch. Und schlimmer noch … eine wirkliche Frau.
Aber daran wollte er gar nicht denken. Nein, das durfte ihm nicht noch einmal passieren. Er wollte diese Frau nicht in seinem Bett. Natürlich nicht.
Sie war zu klug und zu gut in dem, was sie tat. Sie musste weiter für ihn arbeiten, ständig abrufbereit.
„Mein gesamtes Team befindet sich im Augenblick in Zürich“, erinnerte er sie freundlich. „Aber das haben Sie sicher in Ihrer Eile vergessen.“
Er sah, wie sie sich versteifte, und rechnete mit ihrem Widerstand. Doch sie schluckte nur schwer. Dann straffte sie ihre Schultern, so als ob sie sich innerlich für den Kurztrip in die Schweiz wappnete.
„Gut“, sagte sie schließlich in einem ungeduldigen Ton. „Wenn Sie unbedingt darauf bestehen, dass ich noch diese Papiere unterschreibe, dann mache ich das. Selbst im verdammten Zürich. Hauptsache, wir bringen das schnell hinter uns.“
Cayo lächelte. Er hatte sie.
2. KAPITEL
Als der Hubschrauber auf dem Oberdeck der Luxusjacht landete, die sanft auf den Wellen schaukelte, war Dru außer sich vor Zorn.
Sie kletterte erst dann aus der kleinen Maschine, als sie begriff, dass der Pilot nicht weiterfliegen würde. Am liebsten wäre sie aus Protest sitzen geblieben, aber das hätte Cayo wohl kaum beeindruckt – außerdem war es reichlich unbequem!
Sie hätte damit rechnen müssen, dass Cayo irgendetwas Wahnsinniges tun würde. Er hatte sie regelrecht entführt!
Obwohl Dru sich den größtmöglichen Abstand zu ihrem Chef wünschte, folgte sie Cayo nun doch über das Deck. Sie war zu niedergeschlagen, um die Schönheit des Meeres zu genießen, das sich glitzernd um sie herum erstreckte. In einiger Entfernung erkannte sie die Küste von Kroatien. Der Seewind fuhr ihr durchs Haar und zog einzelne Strähnen aus ihrer Hochsteckfrisur. Aus reiner Gewohnheit zuckte sie zusammen – als ob ein perfektes Äußeres jetzt wichtig wäre. Ihre Reaktion zeigte ihr, wie sehr sie es sich schon zu eigen gemacht hatte, sich jederzeit nach Cayos Wünschen zu richten. Das wieder abzulegen würde wahrscheinlich länger dauern, als ihr lieb war. Und die Tatsache, dass er sie einfach in ein anderes Land verfrachtet hatte, machte es nicht einfacher.
„Sie sind sich hoffentlich im Klaren darüber, dass Entführung strafbar ist!“, sagte sie schroff. Cayo blieb stehen und drehte sich langsam zu ihr um. Sein durchdringender Blick ließ sie kurz erschauern.
„Aber wovon reden Sie denn da?“, fragte er mit einer seidenweichen Stimme, die nichts Gutes verhieß. „Niemand hat Sie zu dieser Reise gezwungen. Sie sind freiwillig mitgekommen.“
„Dies ist nicht die Schweiz“, bemerkte sie spitz und versuchte ihre aufkommende Panik zu unterdrücken. „Oder soll das hier etwa das
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