Julia Extra Band 369
für ihn eine Rolle spielte. Und auch ein derart besitzergreifendes Verhalten passte nicht zu ihm. Sie musste es sich eingebildet haben.
Dennoch erschauderte sie.
„Wir teilen ja kein Feldbett miteinander, sondern nur ein Zelt“, verkündete Russell, offenbar aus Rücksicht auf den anderen Kulturkreis.
Allerdings erreichte er damit genau das Gegenteil. Mit versteinerter Miene warf Asad ihm einen Furcht einflößenden Blick zu.
„Inakzeptabel.“ Es war nur ein Wort, aber es klang so autoritär, wie sie bisher nur ihn erlebt hatte – und zwar als er ihr zu verstehen gegeben hatte, dass es keine gemeinsame Zukunft für sie gab.
Russell sank förmlich auf seinem Stuhl zusammen, während Catherines Blick sich umwölkte. Iris versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, während ihr Herz sich zusammenkrampfte.
Scheich Hakim runzelte die Stirn. „Mein Cousin hat recht. Es wäre weder sicher noch schicklich, wenn Sie beide so ein Lager aufschlagen würden.“
Iris sah ihre Felle davonschwimmen, während ihre Angst wuchs. Trotzdem wollte sie sich nicht so leicht geschlagen geben. „Ich habe schon viele solcher Aufträge erledigt und hatte noch nie ein Problem damit.“
Allerdings nicht im Mittleren Osten.
„Aber ich bin für die Sicherheit derer verantwortlich, die sich in meinem Gebiet aufhalten“, sagte der Scheich und schüttelte den Kopf. „Ein solches Lager in den Bergen kommt nicht infrage.“
Asad betrachtete sie nur mit unbeweglicher Miene. Genauso hatte er ausgesehen, als er sich damals von ihr verabschiedet hatte. „Wie ich schon sagte, kümmere ich mich um euch.“
„Du bist nicht für meine Sicherheit verantwortlich.“
„Doch. Das habe ich entschieden.“ Scheich Hakim wirkte nun ausgesprochen arrogant.
Und er war ein sehr wichtiger Kunde. Sein Land zahlte ihrer Firma viel Geld für diese Untersuchung. Deswegen musste sie seine Bedingungen akzeptieren. Entweder lehnte sie den Auftrag ab, oder sie fand sich mit den Einschränkungen ab.
„Wenn wir kein mobiles Lager haben, könnte das Entnehmen und Auswerten der Proben viel länger dauern“, versuchte Iris es ein letztes Mal.
„Das macht nichts“, beharrte der Scheich. „Ihre Sicherheit muss an erster Stelle stehen.“
„Wäre Ihnen ein männlicher Teamleiter lieber?“, fragte sie. Wenn der Scheich danach verlangte, würde es sich nicht negativ auf ihre berufliche Laufbahn auswirken. Schließlich wusste ihr Chef, dass man in bestimmten Kulturkreisen nicht gern mit weiblichen Geologen zusammenarbeitete. „Mein Chef könnte sofort einen Kollegen herschicken.“
„Überhaupt nicht. Sie werden sicher hervorragende Arbeit leisten“, erwiderte Scheich Hakim gewandt.
Russell betrachtete sie völlig entgeistert. Unter anderen Umständen hätte sie sich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt, wegen ihres Geschlechts benachteiligt zu werden.
„Dein Angebot überrascht mich“, mischte Asad sich ein. „Früher hast du dich vehement gegen die Vorstellung gewehrt, dass Männer die besseren Geologen sind.“
„Ich habe ja auch nicht behauptet, ein Kollege wäre ein besserer Geologe.“
„Natürlich nicht. Du hast mit Prädikatsexamen bestanden, stimmt’s?“
„Mich wundert, dass du das weißt.“ Aber vermutlich hatte es in ihren Referenzen gestanden.
Wieder zuckte Asad die Schultern. „Ich bin auf dem Laufenden geblieben, was dich betrifft.“
Das stimmte nicht. Nachdem er gegangen war, hatte sie nie wieder von ihm gehört. Ein gemeinsamer Freund hatte ihr allerdings von seiner Hochzeit erzählt, die ein Jahr nach seiner Rückkehr in seinem Heimatland stattgefunden hatte. Daraufhin hatte sie sich die Augen ausgeweint.
Dann hatte sie sich allerdings in ihre Arbeit gekniet, entschlossen, sich von nichts und niemandem den einzigen Traum zerstören zu lassen, an den sie sich noch klammerte. Sie hatte sogar weiter Arabisch studiert, es allerdings bis zu diesem Auftrag kaum anwenden können.
„Mich wundert, dass deine Frau nicht bei dir ist“, wechselte sie schnell das Thema, um sich ins Gedächtnis zu rufen, warum sie bei diesem Mann nicht schwach werden durfte.
Ja, wo war seine Frau eigentlich? Und was sagte sie dazu, dass Asad seiner Exfreundin Schutz und Geleit versprach?
Zumindest diese Frage war idiotisch. Natürlich wusste die Prinzessin nicht von ihr.
Sie hatte jedenfalls nicht von Prinzessin Badra gewusst, als sie sich mit Asad traf und mit ihm schlief.
Er hingegen hatte gewusst, dass er sein Leben nicht mit ihr
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