Julia Extra Band 369
überhaupt gefragt?“
„Weil ich eine Antwort brauchte.“
Nachdem er sie eine Weile nur angestarrt hatte, nickte er schließlich. „Hakim findet, ich soll dir meine wahren Beweggründe verraten.“
„Darüber haben wir doch schon gesprochen.“
„Ich wollte dir beruflich auf die Sprünge helfen. Du hingegen dachtest, ich wollte wieder mit dir schlafen.“
„Das war ja auch der Fall.“
„Ich wollte mehr. Allerdings war mir das zuerst nicht bewusst. Ich will so viel mehr.“ Sein Gesicht war erhitzt, und das lag nicht an der Wassertemperatur und dem Dampf. „Dich damals zu verlassen war der größte Fehler meines Lebens. Durch die Heirat mit Badra habe ich alles nur noch schlimmer gemacht, aber du musst mir glauben, dass ich nie aufgehört habe, dich zu lieben.“
Iris war so schockiert, dass ihr der Atem stockte. „Du hast mich geliebt?“, wiederholte sie matt.
„Ja, aber ich war ein Idiot und habe es nicht gemerkt. Ich hatte einen Plan, den ich auf Biegen und Brechen umsetzen wollte.“ Asad machte einen Schritt auf sie zu und umfasste ihre Schultern. Dabei sah er ihr tief in die Augen. „Ich weiß nicht, wie ich so blind sein konnte. Jetzt weiß ich es. Und das muss doch irgendwie zählen.“
„Ja … das tut es wohl.“
„Ich habe dir wehgetan.“
„Du hast mir das Herz gebrochen.“
„Aber du warst stark … du bist es, viel stärker als ich. Ich glaube, ich werde es nicht überleben, wenn du mich jetzt zurückweist.“
„Was willst du?“, fragte Iris leise und voller Hoffnung. „Sag es mir.“
„Eine Mutter für meine Tochter. Eine Frau für mein Volk. Eine Ehefrau für mich.“
„Heißt das, ich soll dich heiraten?“, brachte sie hervor. Sie musste ganz sicher sein, dass sie beide dasselbe meinten.
Schweigend hob Asad sie hoch und trug Iris aus dem Becken. Nachdem er sie beide abgetrocknet hatte, half er ihr in einen der flauschigen Bademäntel, schlang sich ein Handtuch um die Hüften und kniete sich vor sie.
Der Ausdruck in seinen Augen war so intensiv, dass sie sich darin zu verlieren glaubte. „Möchtest du dein Leben mit meinem verbinden, bis es keinen Sand mehr in der Wüste gibt?“
Das war eine sehr lange Zeit. Iris wollte antworten, brachte jedoch kein Wort über die Lippen.
„Ich muss dir sagen, warum“, fuhr Asad eindringlich fort. Aber hatte er das nicht längst getan? „Weil du wirklich meine habibti , meine Geliebte, bist. Ich habe dich vor sechs Jahren geliebt, war aber zu blind, um es zu merken. Ich liebe dich immer noch. Mit meinem Stolz und meiner Dummheit habe ich uns beiden viel Kummer zugefügt, aber seit dem Monat nach Nawars Geburt habe ich mit keiner anderen Frau mehr geschlafen.“
„Du hast die letzten vier Jahre enthaltsam gelebt?“, hakte Iris schockiert nach, woraufhin er nickte.
„Und davor hatte ich nur ein paar Mal Sex mit meiner Frau.“
„Aber warum?“
Nachdem er den Blick flüchtig abgewandt hatte, schaute er ihr wieder in die Augen. „Deinetwegen. Ich habe mir eingeredet, dass ich keine Lust auf Sex habe, weil ich den Frauen nicht mehr vertrauen konnte, nachdem Badra mich hintergangen hatte. Aber es lag nicht an ihr. Ja, sie hat mich manipuliert, aber nur, weil ich es zugelassen habe. Weil ich dich verlassen habe, obwohl ich bei dir hätte bleiben sollen.“
„Es war dir nicht bewusst.“
„Auch wenn ich es mir nicht eingestehen wollte, warst du diejenige, die ich wollte, als ich mich von Badra scheiden ließ. Und nach ihrem Tod und dem Ende der Trauerzeit warst du es, die ich zurückhaben wollte.“
Asad hatte seine Sehnsüchte verdrängt, weil er es nie gelernt hatte, sich seine Bedürfnisse einzugestehen. Vielleicht weil er immer verdrängt hatte, dass er seine Eltern brauchte, während diese sich für ein Leben in Europa entschieden hatten. Iris wusste nicht, ob es ihm je klar werden würde. Doch von nun an würde sie ihm die Liebe geben, die er brauchte.
Anders als damals würde sie ihn nie wieder aufgeben.
„Ich habe dich damals gehen lassen“, gestand sie. „Ich habe nicht um dich – um uns – gekämpft.“
„Ich habe dir auch nicht die Gelegenheit dazu gegeben.“
„Du bist gegangen. Ich hätte dir folgen können, aber ich habe mich dafür entschieden, mich zu verkriechen und meine Wunden zu lecken. Schließlich war ich es gewohnt, von den Menschen, die mir am nächsten stehen sollten, keine Liebe zu bekommen. So tolerant werde ich nie wieder sein.“
„Gut“, sagte Asad nachdrücklich.
Iris
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