Julia Extra Band 371
gehört das Auto? Und wer ist der Fahrer?“, fragte sie beunruhigt.
„Das Auto gehört mir. Einer meiner Sicherheitsleute fährt, damit ich ein Auge auf Sie haben kann.“
„Wenn Sie so sicher sind, dass ich unbedingt zu einem Arzt muss, warum haben Sie dann keinen Krankenwagen gerufen?“, warf sie ein.
„Weil es so schneller geht“, gab er zurück. „Sie müssen zu einem Arzt, schließlich wurden Sie angegriffen.“
Da sich Rosie zu schwach zum Streiten fühlte, erwiderte sie nichts. Alex versuchte sie zu bevormunden, und diese Sorte Mann hatte sie noch nie leiden können. Typen wie Jason.
Ihre ehemalige Mitbewohnerin Mel war von Jason und seiner angeblich männlichen Ausstrahlung geblendet gewesen, bis sie die Schattenseiten seiner unvorhersehbaren Launen und Wutausbrüche kennengelernt hatte. Ganz zu schweigen von seiner Angewohnheit, sich an ihre Freundinnen heranzumachen, sobald es ihn überkam.
Natürlich kann man Alex Kolovos nicht mit Jason vergleichen, dachte Rosie schuldbewusst. Alex war praktisch ein Fremder und hatte dennoch Leib und Leben riskiert, um sie vor Jason zu beschützen.
„Hat Jason Ihnen wehgetan?“, flüsterte sie. Nach ihrem Sturz hatte sie nicht mitbekommen, wie die Auseinandersetzung verlaufen war.
Alexius rieb sich über das Kinn. „Er konnte einen Haken platzieren, bevor ich ihn zu Fall gebracht habe. Während meiner Schulzeit habe ich regelmäßig geboxt. Mehr als einen leichten Bluterguss werde ich nicht davontragen.“
„Es tut mir furchtbar leid“, murmelte Rosie. „Ich hatte nicht damit gerechnet, dass er mir auflauern würde.“
„Ist er Ihr Exfreund?“
„Um Himmels willen, nein! Mit so einem Menschen würde ich mich niemals einlassen. Er war mit einer Freundin von mir zusammen.“
Aufmerksam betrachtete Alexius sie. Ihr prachtvolles blondes Haar ergoss sich wie ein Wasserfall über die Sitzbank, und die großen grünen Augen hatten sich vor Sorge dunkel gefärbt. Der Schock schien ihr immer noch in den Gliedern zu sitzen. Sie war so klein und zerbrechlich, dass er versucht war, sie tröstend in die Arme zu nehmen.
Allein der Gedanke erschütterte ihn. Wann hatte er jemals einer Frau Trost spenden wollen? Sex war eine Sache, für die er jederzeit bereit war. Aber Trost und tiefere Gefühle standen auf einem ganz anderen Blatt. Er hatte richtig gehandelt, als er sie vor dem Angreifer beschützt hatte. Jetzt würde er noch dafür sorgen, dass sich ein Arzt um sie kümmerte. Für mehr Interesse oder gar Mitgefühl bestand keine Notwendigkeit. Er hatte längst beschlossen, sich bei Sokrates für sie einzusetzen. Obwohl ihr Verhalten ihn vorhin geärgert hatte, war Rosie ein durch und durch ehrlicher Mensch. Wenn er ihr das nächste Mal begegnete, würde sie wahrscheinlich schon bei ihrem Großvater in Griechenland sein.
Als er sie vorhin fortgeschickt hatte, hatte ihm die Gewissheit, dass das Versteckspiel vorbei war, seltsamerweise schlechte Laune bereitet. Dabei hätte er sich doch freuen sollen, dass der verhasste Auftrag endlich erledigt war …
Das Auto hielt in einem vornehmen Stadtteil vor einem hell erleuchteten Haus. Bevor Rosie widersprechen konnte, sprang Alexius aus dem Wagen und hob sie hoch. „Ich kann gehen“, protestierte sie. „Wo sind wir? Ich dachte, Sie würden mich in die Notaufnahme bringen.“
„Um dann stundenlang auf einen Arzt zu warten? Dr. Dimitri Vakros ist ein alter Freund von mir“, erklärte Alex.
Eine Sprechstundenhilfe führte Rosie in einen Umkleideraum, half ihr aus der verschmutzten Putzuniform und zog ihr einen Patientenkittel an. Danach wurde Rosie in einen Behandlungsraum gebracht, wo ein untersetzter Grieche sie auf der Untersuchungsliege Platz nehmen ließ. Der Arzt besah sich die Blutergüsse, die Jasons fester Griff auf ihrem Arm hinterlassen hatte, während die Sprechstundenhilfe die Schürfwunden an den Knien versorgte. Nach kurzer Zeit war die Behandlung beendet, und Rosie fühlte sich erleichtert, als sie an die vielen Stunden dachte, die sie vermutlich in der Notaufnahme verbracht hätte. Natürlich hätten Patienten mit schwereren Verletzungen dort Vorrang gehabt.
Allerdings wäre ich allein niemals in die Notaufnahme gegangen, dachte sie, während sie wieder in die Arbeitskleidung schlüpfte.
Wenn Rosie fiel, stand sie normalerweise einfach wieder auf und setzte ihren Weg fort. Die Sozialarbeiter, die in ihrer Kindheit für sie zuständig gewesen waren, hatten sie nicht gerade ermutigt, viel
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