Julia Extra Band 371
trieb Rosie die Schamesröte ins Gesicht, und sie arbeitete schneller als sonst. Es war Freitag und sie würde nicht vor Montagabend wieder in seinem Büro sein. Rosie ging an der offenen Tür von Alex vorbei und erkannte aus dem Augenwinkel, dass er kurz den Kopf hob. Sofort wandte sie das Gesicht ab, entschlossen, nicht hinzusehen. Dabei hätte sie gerade das liebend gern getan!
Alexius spürte Rosie in der Personalküche auf. Es war bereits zwanzig Uhr. Er hatte die Nase voll davon, jeden Abend in diesem Büro zu verbringen und sich von Rosie einen Korb zu holen. Er fragte sich schon, ob sie über einen sechsten Sinn verfügte, der sie vor ihm warnte. Und sie hatte durchaus recht, ihm nicht zu vertrauen. Heute hatte er ein Bündel Geldscheine unter den Schreibtisch gelegt, um ihre Ehrlichkeit herauszufordern.
„Was macht die Arbeit?“, fragte er gelassen, als er sie mit einem Teebecher bewaffnet auf einem Stuhl sitzen sah.
Sein plötzliches Auftauchen irritierte Rosie so sehr, dass sie beinahe den Teebecher fallen gelassen hätte. Groß und bedrohlich wie eine Sturmwolke ragte er vor ihr auf, und Rosie wurde bewusst, wie klein sie war. Ihre Hand zitterte leicht, etwas Tee schwappte über den Becherrand und tropfte auf ihre Arbeitsuniform.
„Vorsicht“, sagte Alex, nahm Rosie den Becher aus der Hand und stellte ihn auf dem kleinen Tisch neben ihr ab. Dann nahm er die Küchenrolle von der Ablage und hielt sie ihr hin.
„Sie haben mich erschreckt!“ Rosie riss ein Blatt ab und tupfte das Oberteil trocken.
„Tut mir leid“, murmelte er, während seine silbergrauen Augen sie unverwandt ansahen.
Rosie errötete. Sie bemühte sich, nicht in sein attraktives Gesicht zu blicken, aber sie sah sein Bild sogar vor sich, wenn er gar nicht in der Nähe war. „Arbeiten Sie jeden Abend so lange?“, fragte sie, um das lärmende Schweigen zu füllen.
„An den meisten Abenden“, erklärte er wahrheitsgemäß.
„Dürfen Sie wenigstens die Überstunden abbummeln?“, fragte Rosie befangen. Ihre Blicke trafen sich. Was für wundervolle lange Wimpern, dachte Rosie und spürte eine verräterische Hitze in ihrem Unterleib.
„Ich bin Workaholic“, gestand Alexius und betrachtete ihre rosigen Lippen. Nur mit Mühe konnte er sich zurückhalten, ihre Lippen mit den seinen zu berühren, um herauszufinden, ob Rosie so gut schmeckte wie sie aussah.
„Ach, so …“ Rosie griff wieder nach dem Teebecher und trank einen Schluck. Gedankenverloren blickten ihre hellgrünen Augen auf sein bronzefarbenes Gesicht und verfolgten die markante Linie seiner Wangenknochen. Mit einem Mal wurde ihr klar, was sie tat, und sie sprang vom Stuhl auf, als hätte sie sich verbrannt. „Ich mache mich am besten wieder an die Arbeit“, sagte sie knapp und strich an Alexius vorbei. Sekunden später hörte er das Geräusch einer Bohnermaschine.
Alexius stieß einen leisen Fluch aus. Sie war einfach zu sehr auf der Hut, als dass sie auf seine Annäherungsversuche eingehen würde. Irgendjemand musste ihr in ihrem Leben wehgetan haben. Aber was ging ihn das an? Falls sie das Bündel Geldscheine, das er unter dem Schreibtisch als Falle ausgelegt hatte, an sich nahm, würde er sie sowieso niemals wiedersehen.
Zum Glück kehrte Alex nicht in sein Büro zurück, und so konnte Rosie dort ihre Runde fortsetzen. Sie arbeitete schneller als gewöhnlich, da sie endlich nach Hause wollte, um das Wochenende einzuläuten. Bis auf ihren samstäglichen Schulbesuch hatte sie für die nächsten zwei Tage frei.
Etwas blieb im Staubsauger stecken. Rosie stellte ihn ab und ging seufzend auf die Knie, um nachzuschauen. Sie traute ihren Augen kaum, als sie eine Fünfzigpfundnote entdeckte, die in der Düse steckte. Schnell entfernte sie die Düse und zog zu ihrem Erstaunen ein ganzes Bündel Geldscheine aus dem verstopften Rohr. Eine Unsumme Geld! Auf gar keinen Fall durfte sie es einfach so auf den Schreibtisch zurücklegen. Es machte sie wütend, dass jemand so sorglos mit seinem Geld umging. Schließlich konnten die Reinigungskräfte für das Verschwinden verantwortlich gemacht werden. In der Hoffnung, dass Alex das Gebäude noch nicht verlassen hatte, lief sie zum Konferenzsaal. Zu ihrer Erleichterung sah sie ihn am Tisch sitzen.
„Gehört das Ihnen?“, fragte Rosie und warf das Bündel ramponierter Geldscheine auf die blank polierte Tischplatte. „Es muss auf dem Fußboden gelegen haben und ist irgendwie in den Staubsauger geraten. Die Scheine sind
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