Julia Extra Band 371
riss ihn aus dem Wunschtraum.
„Nimm das Juwel und geh.“ Er bettelte fast, dennoch hielt er die Hand, die mutiger wurde, nicht auf. Die ganze Nacht hatte er darauf gehofft, Natasha zu finden, jetzt konnte sein Körper nicht mehr widerstehen, so sehr er sich auch bemühte, das Verlangen zu unterdrücken.
„Meine Gedanken gehören einer anderen“, wiederholte er.
„Lass mich sie sein“, flüsterte Natasha, denn sie wusste, dass sie es war, an die er dachte. Sie verstand jetzt auch, warum Nadia und die anderen so still bei ihrer Rückkehr in den Harem gewesen waren. „Du kannst an sie denken.“ Mit einem Finger strich sie leicht die samtene Länge seines Schafts entlang, und sie hörte, wie er mit den Zähnen knirschte.
„Nimm den Stein und geh.“ Sein Geist wollte ihn überlisten, denn unter dem schweren Parfüm meinte er, Natashas frischen Duft zu erhaschen. Doch er wollte die Augen nicht öffnen, wollte nicht noch einmal enttäuscht werden. Würde er das für den Rest seines Lebens tun müssen? Die Augen schließen, und sich vorstellen, dass Natasha bei ihm wäre?
Ja, so würde es wohl sein, denn sie war nicht aufzufinden.
„Bitte …“, flehte er diese lüsterne Frau an, die seiner Anordnung nicht folgen wollte.
„Lass mich sie sein.“ Lächelnd beugte Natasha sich über ihn, legte die Lippen um die feuchte Spitze, liebkoste, reizte. Sie hasste das Klingeln der Ohrringe, denn sie lenkten ihn nur ab, und sie musste seine Selbstbeherrschung bewundern, als er in ihr Haar fasste und ihren Kopf wegzog.
„Ich liebe eine andere!“, stieß er hervor.
Wie wütend er das sagte, und wie wunderbar das in ihren Ohren klang. „Dann erlaube mir, dich zu lieben“, sagte sie und benutzte wieder ihre Lippen.
„Ich werde mein Bett nur mit ihr teilen. Meine Leute suchen nach ihr“, sagte Rakhal. Aber ihr Mund war zurück, und er war schwach.
Er musste diese Frau loswerden, die so genau wusste, was ihm gefiel, die ihn so schwach machen konnte. Er griff nach der Lampe, musste diese Fantasie beenden … Doch das Licht fiel auf rote Locken und helle Haut, und die Anstrengung, sich zu beherrschen, brachte ihn schier um.
Rakhal hob ihren Kopf an und schaute in grüne Augen. Natasha … oder spielte seine Vorstellungskraft ihm nur einen grausamen Streich? Doch unter all dem Make-up, unter dem schweren Parfüm … Sie war es!
„Natasha … ich habe nach dir gesucht.“
„Ich war die ganze Zeit hier. Dein goldenes Siegel erlaubte mir überall Zutritt.“
Zusammen mit der Erkenntnis brandete bittere Wut in ihm auf. „Ich habe diesen Stempel nie gegeben.“
„Nur du kannst doch …“
„Ich … und der König.“ Er wusste, welch großen Wert seine Leute auf die alten Traditionen legten, doch dass sein Vater sich an einer solchen Täuschung beteiligen sollte, erfüllte ihn mit maßlosem Schmerz. Man hatte nie nach ihr gesucht, trotz seiner Anweisung.
„Abdul wusste, wo ich war“, erklärte Natasha. „Er bewacht den Harem – oder sollte es zumindest tun.“
Die Wut trieb Rakhal aus dem Bett. Er schlang sich einen Schurz um die Lenden, suchte nach seiner Robe. Blinde Rage erfüllte ihn. Er würde Abdul mit eigenen Händen erwürgen!
„Er ist eingeschlafen. Er dachte wohl, dass du für heute Abend mit dem Harem fertig bist.“
Rakhal hörte das Beben in ihrer Stimme und wusste, auch sie war wütend. Nun, um Abdul würde er sich später kümmern, hier gab es Wichtigeres, dem er sich zuerst widmen musste. „Ich habe jede für ihr Schweigen bezahlt, weil ich mit keiner anderen zusammen sein konnte, seit ich bei dir gelegen habe.“
„Doch eines Tages wirst du das vielleicht. Wenn ich nicht da bin, weil sich die Frauen um mich ‚kümmern‘. Oder wenn wir uns gestritten haben, weil ich nicht deiner Meinung bin. Oder wenn ich alt und krank bin …“
Voller Abscheu sah sie zu dem Seil, doch Rakhals Blick blieb an der Frau hängen, die er jede Nacht so sehr vermisst hatte. Er wollte keine Nacht mehr ohne sie verbringen … und das klang sehr nach der Liebe, von der sie immer sprach.
„Nein.“ Er schüttelte den Kopf. „Das ist vorbei.“
„Das sagst du jetzt.“
Und er meinte es so. Sie war die Einzige, die sich nichts aus seinem Titel machte, nichts aus dem Luxus, den er ihr bieten konnte, nichts aus den Privilegien, die die Heirat mit ihm ihr bringen würde. Sie wollte nur ihn. Es machte demütig, wenn man der Liebe in die Augen schaute.
Und so war es das erste Mal, dass der Kronprinz sie
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