Julia Extra Band 371
Sternen am dunklen Wüstenhimmel.
„Ich glaube, ich würde schon ein wenig Angst haben“, meinte Natasha versonnen.
„Ich auch“, gestand Rakhal, „aber nur, wenn ich dich nicht gefunden hätte …“
– ENDE –
Finger weg von Herzensbrechern!
1. KAPITEL
„Wenn du noch ein einziges Mal Hochzeiten, Lametta oder den Weihnachtsmann erwähnst, wird das höchst unangenehme Folgen für dich haben!“
Spielerisch schwenkte Archer Flett eine Dose Surfwachs vor der Nase seines Bruders Travis hin und her.
Der lachte, schnappte sich die Dose und wachste unbeeindruckt sein Surfbrett weiter. „Widerstand ist zwecklos, mein Lieber. Da hast du keine Chance!“
Wenn es um Familienangelegenheiten ging, stand Archer tatsächlich meist auf verlorenem Posten. Mit seinen Brüdern verstand er sich wieder relativ gut, aber an der Entfremdung zu seinen Eltern hatte sich in den vergangenen Jahren nicht viel geändert. Deshalb machte ihn der obligatorische Besuch zu Weihnachten immer schrecklich gereizt, und darum blieb er meistens nur wenige Tage.
Dieses Jahr würde es wieder so sein, auch wenn sein Bruder Travis plötzlich zu einem romantischen Trottel mutiert war.
„Was hast du dir eigentlich dabei gedacht, ausgerechnet an Weihnachten zu heiraten?“, fragte Archer seinen jüngeren Bruder und steckte sein eigenes Surfbrett senkrecht in den Sand. „Noch kitschiger geht es ja wohl nicht.“
Travis bekam glänzende Augen. „Shelly wollte es so. Wozu länger warten, haben wir uns gedacht.“
„Du stehst also jetzt schon unter dem Pantoffel“, bemerkte Archer zynisch.
„Nein, ich bin wahnsinnig verliebt in Shelly, und sie in mich“, wehrte Travis sich.
Als ob das eine Entschuldigung wäre! Da die Familie Flett seit drei Generationen in Torquay ansässig war, würde zur Eheschließung des Jüngsten die ganze Stadt antanzen.
Weihnachten und Hochzeit, was für eine grauenvolle Kombination. Sobald die Hochzeitstorte angeschnitten ist, ergreife ich die Flucht, nahm Archer sich vor.
Mit zweiundzwanzig war sein kleiner Bruder – ein liebenswerter und nachgiebiger Bursche – viel zu jung zum Heiraten, fand er. Shelly schien ein nettes Mädchen zu sein, aber wie konnte man sich so früh fürs Leben binden?
Für ihn war das unvorstellbar! In dem Alter war er durch die ganze Welt gereist, hatte an den besten Stränden gesurft und sich dauernd mit neuen Mädchen verabredet. Nicht zuletzt deshalb, um nicht ständig daran zu denken, wie seine Familie ihn getäuscht hatte.
Plötzlich tauchte ungebeten eine Erinnerung in seinem Kopf auf: lange, heiße Nächte auf Capri, voller Gelächter und Leidenschaft.
Wann immer jemand aus seiner Bekanntschaft dumm genug war zu heiraten, musste er unwillkürlich an Callie denken …
„Wer begleitet dich denn zu meiner Hochzeit?“, erkundigte Travis sich. „Etwa eine von deinen mäkeligen Stadtschnepfen, die du sonst immer zu Weihnachten anschleppst?“, fügte er kritisch hinzu und zog die Nase kraus.
Solche Frauen wählte Archer absichtlich aus. Sie verlangten so viel Aufmerksamkeit von ihm, dass ihm für die Familie wenig Zeit blieb.
Das war ihm nur recht. Sonst hätte er womöglich gefragt, warum seine Angehörigen ihm damals nicht zugetraut hatten, das Richtige zu tun.
Er war nicht der oberflächliche sorglose Surfer, für den sie ihn hielten. Das würde er ihnen bei diesem Besuch beweisen. Die Surfschule, die Archer geplant hatte und die demnächst eröffnet werden konnte, würde ihnen – hoffentlich – zeigen, was für ein Mensch er war.
Was für ein Mensch er zumindest sein wollte.
„Lass meine Begleitung nur meine Sorge sein“, erwiderte Archer schließlich und zog das Surfbrett aus dem Sand. „Willst du übrigens den ganzen Tag nur hier rumstehen und tratschen? Oder möchtest du mir lieber beweisen, dass du inzwischen auch surfen kannst?“
„Worauf du deinen Allerwertesten verwetten kannst“, konterte Travis respektlos.
Archer lief los und genoss den warmen Sand unter den Füßen und den Wind im Gesicht, bevor er das Brett ins Wasser warf und sich darauflegte.
Wie üblich wirkte der Zauber des Ozeans sofort auf ihn. Ja, hier war er in seinem Element, hier fühlte er sich richtig lebendig.
Das Meer war beständig und verlässlich, zwei Eigenschaften, auf die er großen Wert legte. Und die ihm seine Eltern absprachen.
Archer begann mit den Armen zu paddeln und wünschte, er könnte die Gespenster der Vergangenheit einfach hinter sich lassen. Dabei
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