Julia Extra Band 374
hätte es sich um Statuen gehandelt, wären sie aus ganz verschiedenem Material gemeißelt gewesen. „Du hast mir nicht gesagt, dass er so … so …“
„So was, Emma?“
Sie blickte auf den leckeren Salat mit Mozzarella, den sie kaum angerührt hatte. Obwohl Nat und sie wirklich nur Freunde waren, scheute sie davor zurück, ausgerechnet ihm zu sagen, dass sie seinen Bruder bei aller Abneigung auch atemberaubend sexy gefunden hatte. Am besten war es, gar nicht darüber nachzudenken.
„So … entschlossen ist, seinen Kopf durchzusetzen“, sagte sie darum lieber.
„Das ist doch typisch für einen Tyrannen“, meinte Nat.
Emma schüttelte nachdenklich den Kopf. Abgesehen von ihrer Verärgerung hatte die Begegnung mit Zak Constantinides sie in ganz anderer Hinsicht tief beunruhigt. Schlimm genug, dass er Gefühle in ihr geweckt hatte, die sie nicht gewohnt war. Noch schlimmer war, dass er sie gezwungen hatte, sich an ihre Vergangenheit zu erinnern, die sie längst hinter sich gelassen zu haben glaubte.
Wer zurückblickte, betrachtete automatisch auch die Gegenwart mit anderen Augen und fragte sich, ob er wirklich mit dem Leben, das er führte, zufrieden war. Seit dem Gespräch mit Zak fühlte sie sich … rastlos. „Du glaubst nicht, was er mir vorgeschlagen hat.“
„Was denn?“
Sie begegnete dem warmen Blick seiner dunklen Augen. „Dass ich meine Zelte hier abbreche und in einem seiner anderen Hotels arbeite!“
„In welchem Hotel?“
„Das hat er nicht gesagt, aber gemeint hat er, in irgendeinem Hotel, solange es nicht das Granchester ist. Am besten irgendwo in einem anderen Land, da ich ja wild entschlossen bin, dich mir zu angeln, weil ich es auf dein Geld abgesehen habe.“
„Zak sieht in den Augen jeder Frau Dollarzeichen“, meinte Nat versöhnlich. „Fairerweise muss man sagen, dass er in diesem Punkt auch genügend schlechte Erfahrungen gesammelt hat. Und? Was hast du ihm geantwortet?“
Während Emma sich zurücklehnte, sah sie sich um. Sie liebte dieses kleine italienische Restaurant. Es war nicht weit vom Granchester entfernt und nicht zu teuer, wenn man sich mit einem Gang begnügte – worauf sie zu Nats Belustigung stets genauso bestand wie darauf, sich die Rechnung mit ihm zu teilen.
Sie und Nat aßen regelmäßig hier, allerdings abhängig vom aktuellen Zustand seines Liebenslebens. War er wieder einmal leidenschaftlich verliebt, trafen sie sich seltener. Sobald er aber entdeckte, dass auch seine jüngste Angebetete nicht unfehlbar war, suchte er häufiger Emmas Gesellschaft. Augenblicklich war er schon länger nicht verliebt gewesen, weshalb sie sich ziemlich häufig sahen. Es war für beide Seiten unkompliziert und locker, und bis zu ihrem Gespräch mit Zak Constantinides am heutigen Nachmittag war Emma mit dieser Regelung sehr glücklich gewesen. Aber jetzt hatte sie das Gefühl, aus einem schlechten Traum aufgewacht zu sein, ohne sich daran erinnern zu können, was ihr so viel Angst gemacht hatte.
„Ich habe ihm gesagt, er solle mitsamt seinem Job zur Hölle gehen“, beantwortete sie Nats Frage.
Dieser sah sie sprachlos an. „Du hast Zak gesagt, er soll zur Hölle gehen?“
„Na ja, genau genommen habe ich noch hinzugefügt, dass man ihn dort gar nicht einlassen würde.“
„Ich wünschte, ich hätte sein Gesicht gesehen!“ Nat lachte laut.
Emma nippte rasch an ihrem Wein, denn der Gedanke an Zaks Gesicht ließ ihr Herz plötzlich schneller schlagen. „Ich hoffe jedenfalls, dass ich ihn nie wiedersehen werde“, erklärte sie dann. „Er kann sich seinen Job samt seiner ungeheuerlichen Einmischungsversuche an den Hut stecken. Was bildet er sich nur ein, wer er ist, dass er glaubt, Menschen wie Schachfiguren herumschieben zu können? Ich werde einfach kündigen und wieder freiberuflich arbeiten.“
„Aber du weißt noch gar nicht, wo er dir einen Job anbietet, oder?“, gab Nat zu bedenken. „Überleg doch einmal, Emma, es könnte in New York sein! Zak besitzt ein tolles Hotel auf der Madison Avenue in der Nähe des Central Parks. Und in Paris gehört ihm ein Luxushotel auf der Avenue Georges V, unweit der Seine.“
„Ich weiß alles über den beeindruckenden Hotelbesitz deines Bruders, Nat, und es reizt mich nicht.“
„Auch nicht mir zuliebe?“
„Wie meinst du das?“
„Wie du heute selbst erfahren hast, ist Zak ein Kontrollfreak, der mich immer im Auge haben will. Seine größte Angst ist, dass irgendeine durchtriebene Schöne an das
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