Julia Extra Band 374
kleinen Bruder sein! Oder sexuell derart frustriert, dass er eine Frau begehrte, die völlig indiskutabel war … in beinahe jeder Hinsicht.
„Haben Sie noch einmal über mein Angebot nachgedacht?“
„Ja, habe ich.“
„Und?“
Emma schwirrte der Kopf. Nat hatte ihr zwar geraten, dass sie sich diese Chance nicht entgehen lassen sollte. Dennoch gab es zumindest einen sehr guten Grund, warum es nicht klug war, sich darauf einzulassen, und der stand genau vor ihr. Was immer Zak Constantinides an sich hatte und sie so heftig auf ihn reagieren ließ, mahnte ihren Instinkt zur Vorsicht. Andererseits verspürte sie das unwiderstehliche Bedürfnis, diesem Erztyrannen eine Lektion zu erteilen. Wäre es da nicht genau das Richtige, die Rolle zu spielen, die Nat sich wünschte, und ihrem lieben Freund damit eine lang ersehnte Zeit der Freiheit zu schenken? Und würde es ihr nicht immense Genugtuung bereiten, seinen arroganten Bruder an der Nase herumzuführen und dessen ganze Intrige der Lächerlichkeit preiszugeben?
Bevor sie es sich anders überlegen konnte, antwortete sie lächelnd: „Ich nehme es an. Unter einer Bedingung.“
„Oh nein“, wehrte Zak sofort ab. „Ich stelle hier die Bedingungen, nicht Sie.“
„Ich will rechtzeitig zu Weihnachten wieder in London sein“, fuhr sie fort, als hätte er gar nichts gesagt.
Zak zögerte verblüfft, da er erwartet hatte, sie würde so etwas wie eine unverschämt hohe Prämie verlangen. Reichten knapp zwei Monate Trennung aus, um den gewünschten Effekt zu erzielen? Er sah hinüber zu seinem kleinen Bruder, der angeregt mit der schönen Leda plauderte, und lächelte. Natürlich reichte das! Nat würde Emma Geary schnell vergessen. Wie hieß es noch so richtig: aus den Augen, aus dem Sinn.
„Ich denke, das ist kein Problem“, erwiderte er darum und fügte mit einem Blick auf ihren kaum angerührten Salat hinzu: „Und genießen Sie Ihr letztes Abendessen hier, bevor Sie Ihren neuen Job antreten. Denn ich möchte, dass Sie dieses Wochenende abreisen.“
„Machen Sie Witze?“
Er blickte sie eindringlich an. „Nein, Emma, es ist mir todernst.“
Die Art, wie er ihren Namen aussprach … so sinnlich, ja genüsslich … brachte sie völlig aus dem Konzept. „Warum … die Eile?“
Dass er sie verunsichert hatte, gefiel Zak. „Warum es unnötig hinauszögern? Lange Abschiedsszenen sind so schmerzlich. Besser ein sauberer Schnitt, und dann gewöhnen Sie sich schnell an ein Leben ohne Nat.“
„Wo wollen Sie mich denn hinschicken? In die äußere Mongolei, vermute ich?“
„Ganz so weit vorgedrungen ist der Constantinides-Konzern leider noch nicht“, erwiderte Zak ohne mit der Wimper zu zucken. „Nein, ich habe einen weitaus internationaleren Standort im Sinn.“
„Und darf ich erfahren, wo? Oder wollen Sie mich überraschen?“
Ihre Widerspenstigkeit reizte ihn mehr, als ihm lieb war. Ein Mann in seiner Position war es nicht gewohnt, dass eine Angestellte derart beherzt mit ihm sprach, wie Emma Geary es tat. Es weckte in ihm den Wunsch, sie seinem Willen zu unterwerfen.
„Was halten Sie von New York?“, fragte er betont freundlich.
Wie vom Donner gerührt sah sie ihn an. War er nicht nur ein Kontrollfreak, sondern auch ein Sadist? Er musste doch wissen, dass sie während ihrer unheilvollen Ehe in New York gelebt hatte und die Stadt voller schlimmer Erinnerungen für sie war. Doch ein Blick in Zaks unergründliches Gesicht riet ihr, besser keine Schwäche vor diesem Mann zu zeigen.
„New York?“, wiederholte sie darum scheinbar freudig. „Wie wundervoll! Die Stadt, die niemals schläft!“
„So heißt es. Das Ticket ist für Samstag gebucht. Ein Wagen holt Sie ab und bringt Sie zum Flughafen. Meine Sekretärin wird sich wegen der Einzelheiten noch mit Ihnen in Verbindung setzen. Wir sehen uns dann im ‚Big Apple‘, Emma.“
Ohne eine Erwiderung abzuwarten, ging Zak zu seinem Tisch und überließ es Emma, über die Bedeutung seiner letzten Bemerkung nachzudenken.
Mit anderen Worten, er würde auch in New York sein? Um sie im Auge zu behalten? Um sicherzugehen, dass sie genau das tat, was er wollte? Eine ebenso beunruhigende wie … erregende Vorstellung.
4. KAPITEL
Es war ein seltsames Gefühl, wieder zurück zu sein. Seltsam, den breiten, amerikanischen Akzent zu hören und die vielen Leute in den Straßen in alle Richtungen eilen zu sehen – mit jener Zielstrebigkeit, wie man sie nur in New York zu finden schien. In die weichen
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