Julia Extra Band 374
wusste, würde er skrupellos seinen Vorteil daraus schlagen, davon war sie überzeugt.
Sie trocknete sich ab und schlüpfte in ihre abgewetzten Jeans und ein graues T-Shirt, Ihre Haare band sie wie gewohnt mit einem Gummi im Nacken zusammen. Sie blickte in den Spiegel und schüttelte den Kopf.
Unfassbar, dass es einer Frau wie ihr jemals gelungen sein konnte, Antonios Aufmerksamkeit zu erregen. Sie war weder schön noch sexy, sie besaß nichts, was einen reichen und weltgewandten Mann wie ihn hätte fesseln können. Wahrscheinlich hatte er die Episode mit ihr lediglich als belebende Abwechslung empfunden.
Mit schleppendem Schritt ging sie zur Tür – und trat erschrocken zurück, als diese sich plötzlich öffnete. Mit einem Teller in der Hand stand Antonio vor ihr.
„Iss!“ Er hielt ihr den Teller hin, auf dem eine Scheibe trockener Toast lag.
Allein der Geruch des gerösteten Brots widerte sie an. „Ich wollte gerade nach unten kommen“, überging sie die Aufforderung.
„Wo du nur wieder eine Ausrede gefunden hättest, um nichts zu essen.“ Er lächelte ironisch. „Du wirst dich besser fühlen, wenn du etwas im Magen hast, glaub es mir.“
Zögernd nahm sie den Teller. Sie wollte sich nicht schon wieder mit Antonio anlegen, sie brauchte das Ticket von ihm. Doch statt wieder zu gehen, wie sie erwartet hatte, rührte er sich nicht von der Stelle.
„Willst du mir beim Essen zusehen?“
Er nickte. „Nur so kann ich mich davon überzeugen, dass du tust, was gut für dich ist.“
Isabella runzelte die Stirn. Ob ihn das wirklich interessierte? „Ich bin alt genug, um selbst für mich zu sorgen“, antwortete sie schnippisch.
„Das haben wir gesehen!“ Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Erst gestern musste ich dich ohnmächtig vom Boden aufsammeln – das reicht.“
„Das wird wirklich nicht wieder passieren“, versprach sie und aß einen Bissen.
„Gut“, meinte er zufrieden. „Das wird dir helfen. Wenn du fertig bist, fahren wir in die Praxis.“
Isabella verschluckte sich fast. „Du willst mitkommen? Das ist doch lächerlich, außer einer Ultraschalluntersuchung passiert nichts.“
„Wieso sträubst du dich?“ Er kniff die Augen zusammen. „Hast du etwas zu verbergen?“
„Nein, trotzdem möchte ich mich nicht beschatten lassen.“
„Ich bestehe auf einem Vaterschaftstest“, überging er den Vorwurf.
„Natürlich. Doch auch dazu ist deine Anwesenheit nicht erforderlich. Ich unterzeichne die Einverständniserklärung, und das Labor schickt dir das Ergebnis.“ Mühsam schob sie das letzte Stückchen Toast in den Mund. „Oder traust du mir zu, manipulieren zu wollen?“
„Bist du immer so misstrauisch, wenn man dir helfen will?“
„Ja.“ Bisher hatte noch jeder, der ihr angeblich helfen wollte, lediglich seine eigenen Ziele verfolgt. Giovanni war das beste Beispiel dafür.
„Dann wirst du ein Problem haben.“ Er nahm ihr den Teller ab. „Denn von nun an werde ich dich hüten wie meinen Augapfel.“
Obwohl seine Worte eine versteckte Drohung enthielten, wurde Isabella warm ums Herz. Es gab also wirklich einen Menschen, dem ihr Schicksal nicht egal war.
„Das tust du nur, weil du dich dazu gezwungen siehst“, hielt sie ihm dennoch entgegen. „Das Baby ist dir dabei ebenso egal wie ich.“
Er deutete auf ihren Bauch. „Du trägst den Erben des Familienvermögens. Daher geht ihr beide mich etwas an.“
„Für dich ist das Baby doch lediglich der Beweis, dass ich dich betrogen habe.“
„Ich lege einem Kind nicht die Verfehlungen seiner Eltern zur Last!“
Isabella atmete tief durch. „Das kann ich kaum glauben!“
Eigentlich traute sie Antonio nicht zu, ein unschuldiges Baby zum Werkzeug seiner Rache zu machen, doch sie wusste zu wenig aus dem Leben der beiden Brüder. Würde es Antonio wirklich gelingen, seine Gefühle für das Baby von seinem Zorn auf Giovanni zu trennen?
„Ich weiß nicht, wie du zu Kindern stehst“, erklärte sie in versöhnlicherem Ton. „Ich habe dich noch nie zusammen mit Kindern erlebt.“
„Und ich habe auch noch nicht gesehen, wie du mit Kindern umgehst! Trotzdem bin ich überzeugt, dass du eine vorbildliche Mutter sein wirst. Außerdem darfst du beruhigt sein, für mich ist der Vaterschaftstest nur eine Formalität. Das Baby ist ein Rossi, und da ich zu meiner Familie halte, werde ich mich auch persönlich um das Kind kümmern, verlass dich drauf.“
Isabellas Gedanken überschlugen sich. Er wollte sich
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