Julia Extra Band 374
wären seine Versprechungen Schnee von gestern, und er würde sie ein zweites Mal verstoßen.
„Ich glaube, du verstehst unter Verantwortung etwas anderes als ich“, antworte sie ruhig. „Schon bei der ersten Krise konntest du dich nicht dazu durchringen, mir zu vertrauen und zu mir zu halten, wie willst du da Verantwortung für ein Kind übernehmen?“
„Und das sagst ausgerechnet du? Du hast mich hintergangen, und ich soll dir vertrauen?“ Antonios Gesicht war weiß vor Zorn.
„Ich habe dich nicht hintergangen.“ Müde rieb sich Isabella die Schläfen. „Doch es spielt keine Rolle. Wären es nicht Giovannis Intrigen gewesen, hätte dir etwas anderes als Vorwand gedient, um mich auf die Straße zu setzen.“
„Das ist nicht wahr!“, stieß er hervor.
„Doch. Es ist typisch für Männer wie dich!“
„Männer wie mich?“
„Du besitzt Geld und Macht, alle Mittel und Wege stehen dir zur Wahl.“ Ich dagegen habe dir nichts zu bieten, ergänzte Isabella im Stillen. „Warum solltest du nicht zugreifen, wenn sich etwas Neues und viel Interessanteres bietet?“
Er zog sie an den Handgelenken zu sich heran. „Ich wollte dich und nur dich!“
Das nahm sie ihm sofort ab – für kurze Zeit hatte das gestimmt. Mit einem kurzen Ruck befreite sie sich aus seinem Griff. „Und was sagt deine Verlobte dazu?“
„Daher also weht der Wind!“ Mit beiden Händen fuhr er sich durchs Haar. „Ich bin gar nicht verlobt.“
„Vielleicht nicht im formalen Sinne des Wortes, aber spielt das eine Rolle? Es geht um die Zusicherungen, nicht um den Ring am Finger.“
„Die Verlobung war schon gelöst, bevor wir uns trafen.“
Er hatte sein Eheversprechen also gebrochen? Anscheinend war er prinzipiell nicht bindungsfähig!
„Aber verlobt warst du jedenfalls. Mit der Frau, die auch in den Nachrichten genannt wurde?“, erkundigte sie sich.
Er nickte. „Unsere Eltern waren gute Freunde, sie hatten die Verbindung zwischen Aida und mir schon lange geplant.“
Isabella konnte nur staunen. Unvorstellbar, wie ein leidenschaftlicher Mann wie Antonio eine Vernunftehe hatte erwägen können! „Und zu so etwas hast du dich hergegeben?“
„Es wäre keinesfalls ungewöhnlich gewesen. Wir haben den gleichen Background, die gleichen Ansprüche ans Leben, und die Ehe wäre für beide Seiten geschäftlich von Vorteil gewesen. Aida wäre mir eine ideale Partnerin gewesen.“
Natürlich, Aida besaß alles, was einer hergelaufenen Amerikanerin wie ihr fehlte! „Wenn alles so ideal war, weshalb habt ihr dann nicht geheiratet?“
Antonio rieb sich den Nacken und wich ihrem Blick aus. „Wir wollten die Verlobung und den Hochzeitstermin schon offiziell bekannt geben, als Aida plötzlich einen Rückzieher machte. Sie hatte sich in Gio verliebt und konnte sich eine Ehe mit mir nicht mehr vorstellen.“
Erstaunt sah Isabella ihn an. „Deshalb hast du dich also mit deinem Bruder zerstritten!“
„Nein!“ Antonio schüttelte den Kopf. „Das hatte andere Gründe. Gio hat zum Glück nie etwas von ihren Gefühlen erfahren, denn Aida war nicht sein Typ, er hat sie nie beachtet.“
Isabella fragte sich, ob Antonio aus diesem Grund so schnell davon überzeugt gewesen war, dass sie ihn nur benutzt hatte, um an seinen Bruder heranzukommen. Hatte es sich auch nur um eine arrangierte Beziehung gehandelt, für Antonios männlichen Stolz musste Aidas Zurückweisung ein schwerer Schlag gewesen sein.
„Wie schrecklich für dich“, meinte sie leise.
„Warum? Ich habe Aida nicht geliebt, doch mein Eheversprechen hätte ich ernst genommen. Wenn du es mir auch nicht glaubst, weiß ich nämlich sehr wohl, was es heißt, Verantwortung zu übernehmen.“ Er blickte auf die Uhr. „So viel zur Vergangenheit. Mehr gibt es nicht dazu zu sagen.“
„Doch!“, widersprach sie, denn sie zu wusste immer noch nicht mehr über das Verhältnis zu seinem Bruder. Wie typisch für Antonio, die Diskussion an diesem Punkt abrupt abzubrechen! Wahrscheinlich bereute er, so viel über sich verraten zu haben.
„Nein“, wies er sie in scharfem Ton zurecht. „Es ist völlig egal, ob du die Erbschaft annimmst oder dich auszahlen lässt. Dein Baby ist und bleibt Gios Kind und gehört von daher in meine Familie und in mein Leben. Je eher du das einsiehst, umso einfacher werden wir es miteinander haben.“
Antonio wäre am liebsten wieder gegangen.
Die Atmosphäre im Untersuchungszimmer machte ihm zu schaffen, er fühlte sich wie in einem Gefängnis.
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