Julia Extra Band 374
persönlich um das Baby kümmern? Damit hatte sie nicht gerechnet. Auch Giovanni war es nie um das Kind gegangen, er hatte es nur als Mittel zum Zweck benutzt, um seinem Bruder einen gemeinen Streich zu spielen.
Antonios Motive blieben ihr ein Rätsel, aber sie misstraute seinen Absichten, was sie selbst betraf. Den Preis für seine Großherzigkeit dem Baby gegenüber würde garantiert sie zu zahlen haben.
„Mein Kind ist auf deine finanzielle Unterstützung nicht angewiesen“, meinte sie knapp und versuchte, an ihm vorbeizugehen.
Er hielt sie an der Schulter fest. „Es geht um mehr als Geld“, erklärte er. „Dein Kind wird eines Tage an der Spitze des Rossi-Imperiums stehen. Darauf muss es vorbereitet werden – außer mir gibt es niemanden, der das leisten könnte.“
Dann ließ er den Arm wieder sinken und gab sie frei. „Oder möchtest du diese Aufgabe übernehmen?“
Isabella errötete. Antonio wusste genau, wie es um ihren sozialen Background bestellt war. Die gesellschaftlichen Kreise, in denen die Rossis verkehrten, waren ihr fremd. Trotzdem gab sie nicht auf.
„Wer sagt dir denn, dass mein Kind überhaupt im Stil der Rossis leben möchte?“, fragte sie herausfordernd.
„Niemand, es wird eines Tages selbst entscheiden müssen. Aber dazu muss es den Stil der Rossis, wie du es nennst, erst einmal kennenlernen, es muss sorgfältig erzogen werden, die besten Schulen besuchen, es …“
„Ich bin durchaus in der Lage, selbst für eine angemessene Erziehung zu sorgen. Nie würde ich dem Glück meines Kindes im Wege stehen!“ Isabella ärgerte sich, wie dünn und zittrig ihre Stimme klang.
Zu ihrer großen Überraschung legte ihr Antonio die Hand unters Kinn und zwang sie, ihm in die Augen zu sehen. „Dein Baby hat ausgesprochenes Glück mit seiner Mutter. Du bist liebevoll und fürsorglich“, meinte er ruhig.
Wahrscheinlich dachte er an das, was sie einmal geteilt hatten. Weil sie ihn so bedingungslos und hingebungsvoll geliebt hatte, glaubte er, sie sei zu jedem so.
„Aber du meinst, für einen Rossi-Erben ist das nicht genug?“
„Richtig, doch du hast mich, um das Fehlende zu ergänzen.“ Er ließ die Hand sinken.
„Wie lange? Bis dein Interesse an dem Kind erlischt? Bis du eigene Kinder hast?“ Sie dachte an die Frau, die er heiraten wollte, und schloss gequält die Augen. Isabella hatte Bilder von ihr in den Medien gesehen. Sie hieß Aida und war eine schöne, gebildete Italienerin allerbester Herkunft. Aida würde Antonios Image fördern, während sie, Isabella, daran gekratzt hatte.
„Ich habe diesem Kind gegenüber Verpflichtungen, denen ich selbstverständlich nachkommen werde.“
„Antonio, du weißt gar nicht, was es heißt, für einen anderen Menschen verantwortlich zu sein. Außerdem bin ich die Erziehungsberechtigte, und ich lehne deine Einmischung ab. Alles, worum es dir geht, ist Macht. Du willst die Kontrolle über das, was Giovanni mir an Geld und Rechten vererbt hat, nicht abgeben.“
„Das stimmt nicht!“ Er biss die Zähne zusammen.
„Befürchtest du, ich würde das Vermögen durchbringen? Hast du Angst, ich könne das Mitspracherecht missbrauchen, das ich in Firmenangelegenheit habe? Mach dir keine Sorgen, meine Ambitionen sind ganz andere, ich werde mich nur einmischen, wenn es sich nicht vermeiden lässt. Aber ich werde mein Kind schützen und für seine Interessen kämpfen.“
„Wenn du andere Vorstellungen vom Leben hast, warum verwirklichst du sie nicht? Wenn du auf deine geschäftlichen Rechte im Unternehmen verzichtest, könnte ich dir einen Abstand zahlen, sobald mir das offizielle Ergebnis des Vaterschaftstests vorliegt. Dann hättest du mehrere Millionen Dollar zusätzlich zu deiner freien Verfügung und bräuchtest dich nicht mit der Betriebsführung zu belasten!“
Wie schnell er mit diesem Vorschlag um die Ecke gekommen war! Isabella lächelte gespielt süß. „Wie praktisch für dich! Du allein hättest dann die Macht und hättest nichts mehr mit mir oder dem Baby zu tun!“
Nur Antonios bebende Nasenflügel verrieten, wie sehr er sich beherrschen musste. „Die Verantwortung, die ich für dich und das Baby trage, bliebe von einer solchen Vereinbarung selbstverständlich unberührt.“
Isabella schüttelte den Kopf. Sie hatte aus der Vergangenheit gelernt. Antonio wusste nicht einmal, worin Verantwortung überhaupt bestand. Er hatte nur eins im Sinn: die volle Kontrolle über das Vermögen zu erlangen. Sobald er sich am Ziel sah,
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