Julia Extra Band 374
ich alle meine Zukunftspläne auf Eis gelegt.“
„Ich habe dich nicht darum gebeten“, antwortete er kalt.
Sie legte die Hand auf die Klinke. „Ich habe mein Leben über den Haufen geworfen, um mit dir zusammen zu sein. Es gibt nichts, was ich im Moment mehr bereuen würde.“
Zornig sah er sie an. „Du bereust überhaupt nichts! Du fühlst dich lediglich ertappt, weil Gio mir die Wahrheit verraten hat – damit hattest du nämlich nicht gerechnet!“
„Du bist das Schlimmste, was mir je im Leben passiert ist“, schoss sie ihren letzten und – wie sie hoffte – vernichtenden Pfeil. „Dass ich mich mit dir eingelassen habe, war eine totale Entgleisung meinerseits. Aber keine Angst, Antonio, ich lerne schnell, ich mache einen Fehler immer nur einmal.“
6. KAPITEL
Gleich nach dem Aufstehen war die Übelkeit am schlimmsten.
Erschöpft lehnte Isabella die Stirn gegen die kühlen Fliesen des Badezimmers. Wie sollte sie diese Schwangerschaft nur durchstehen? Wie sollte sie es schaffen, die Aufgaben einer Mutter zu erfüllen?
Natürlich hatte sie stets davon geträumt, eigene Kinder zu haben, doch nicht jetzt, sondern irgendwann in unbestimmter Zukunft. Ihre Mutter war als Teenager ungewollt schwanger geworden und hatte damit ihre Karriere zerstört. Sollte sich die Geschichte wiederholen?
Ständig hatte ihre Mutter sie gewarnt: Sorge selbst für die Verhütung … Kein Kind vor dem Examen … Hüte dich vor reichen Männern …
Isabella schloss die Augen. Wie hatte sie nur so naiv sein können? Doch Jammern half ihr nicht weiter. In einigen Monaten würde sie Mutter sein, würde genauso allein, tapfer und aufopferungsvoll für ihr Kind sorgen, wie ihre Mutter für sie gesorgt hatte.
Unsicher stand sie auf, ging zum Waschbecken, spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht und putzte sich die Zähne. Die Augen hielt sie dabei gesenkt, um sich nicht im Spiegel betrachten zu müssen.
Ihr blondes lockiges Haar, auf das sie stets so stolz gewesen war, hing ihr stumpf und strähnig auf die Schultern. Ihre Wangen waren blass, die Lippen wirkten blutleer, und die Augen hatten den gewohnten Glanz verloren. Sie sah aus wie eine Vogelscheuche, und daran würde selbst das geschickteste Make-up nichts ändern. Seufzend griff sie zum Handtuch.
„Bella?“
Sie hörte, wie Antonio ihr Zimmer betrat. Keinesfalls durfte er sie so sehen! In einem Satz war sie an der Badezimmertür und schlug sie zu. Zu spät, Antonio hatte sie erblickt.
„Wieso versteckst du dich vor mir?“
„Ich bin noch nicht angezogen.“
„Du hast Shorts und ein Top an – ich habe dich schon in viel weniger gesehen. Komm raus!“
„Nein!“
Sie hörte ihn leise fluchen. „In einer Stunde haben wir einen Termin beim Arzt.“
„Sag ihn ab. Ich war erst vorige Woche bei meinem Gynäkologen, es ist alles okay, die Schwangerschaft verläuft völlig normal.“
„Trotzdem ist es immer gut, eine zweite Meinung einzuholen. Ich biete dir an, dich von einem anerkannten Professor untersuchen zu lassen. Warum weigerst du dich? Seine Tipps können dir nur helfen.“
Das klang vernünftig. Isabella gab sich geschlagen. „Ich beeile mich“, antwortete sie.
„Gut, du musst noch etwas essen. Ich werde dir etwas Weißbrot toasten.“
Allein der Gedanke an Essen verursachte eine neue Welle der Übelkeit, doch sie wartete ab, bis sie hörte, dass Antonio ihr Zimmer verließ. Erst dann schleppte sie sich zur Toilette, um sich ein zweites Mal zu übergeben.
Das war knapp gewesen! Hätte er sie von Nahem gesehen, hätte er sie bestimmt nicht allein gelassen. So verlockend die Vorstellung auch war, unterstützt zu werden und wenigstens einen Menschen zu besitzen, der sich um sie sorgte – Antonio kam für diese Rolle nicht infrage.
Sie war nicht mehr seine Geliebte und damit für ihn lediglich eine Belastung – wenn nicht sogar Schlimmeres. Denn sie erbte, was eigentlich ihm zugestanden hätte. Sobald sie Schwäche zeigte, würde Antonio das gnadenlos ausnutzen, um sich an ihr zu rächen, darüber machte sie sich keine Illusionen.
Sie musste hier weg!
Und sie würde es schaffen! Isabella drehte die Dusche auf. Nach dem Arzttermin würde sie ihr Ticket verlangen, zurück nach Kalifornien fliegen und alle weiteren Formalitäten durch einen Rechtsanwalt erledigen lassen.
Wenn Antonio es nicht schon längst entdeckt hatte, würde es nicht mehr lange dauern, bis er es erriet: Ihre größte Schwäche waren ihre Gefühle für ihn. Sobald er das
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