Julia Extra Band 374
sie ihm entgegen.
Mehr jedoch als über ihn, ärgerte Isabella sich über sich selbst. Wie konnte sie so leidenschaftlich auf diesen Mann reagieren, während er sie derart beleidigte?
„Hast du an mich gedacht, wenn du ihn ganz tief in dir gespürt hast?“
„Hör endlich auf damit!“
Er lehnte seine Stirn gegen ihre. „Ich will ihn aus deinen Erinnerungen tilgen. Ich will mit dir ins Bett und dich vergessen lassen, dass Giovanni jemals existiert hat.“
„Ich gehe nicht mit dir ins Bett!“
Doch wie gern hätte sie es getan! Die ganze Nacht lang wollte sie ihn lieben und sich ihm schenken – doch der Preis war zu hoch. Am nächsten Morgen würde Antonio sie kalt lächelnd wieder vor die Tür setzen, und noch einmal würde sie die Schmach und die Erniedrigung ertragen müssen.
Statt auf ihren Einwurf einzugehen, küsste er die empfindliche Stelle hinter ihrem Ohr. Isabella schloss die Augen. Sie durfte ihrer Sehnsucht nicht nachgeben!
„Es ist mein voller Ernst, Antonio ! Ich schlafe nicht mit einem Mann, der mich verachtet.“ Mit diesen Worten versuchte sie, sich Mut zu machen.
Er lächelte nur. „Soll ich dir das Gegenteil beweisen? Gib mir fünf Minuten, und ich habe dich da, wo ich dich haben will.“
Sie errötete, widersprach jedoch nicht. Was er sagte, stimmte. Aber was für sie galt, galt auch für ihn. Es hatte Momente gegeben, da war auch er ihr willenlos ausgeliefert gewesen. Doch das war lange her …
Wieder suchten seine Lippen ihren Mund. Protestierend stemmte Isabella die Hände gegen seine Schultern, doch als sein Kuss immer fordernder wurde, erlahmte ihr Widerstand, um schließlich ganz zu erlöschen. Isabella gab dem tiefen, sehnsüchtigen Ziehen nach und sank an Antonios Brust.
„Wie feinfühlig du reagierst! Gio scheint ein ausgezeichneter Lehrmeister gewesen zu sein.“
Isabella drehte den Kopf zur Seite, um seinem Kuss auszuweichen. Wenn sie doch auch seinen Worten ausweichen könnte!
„Ich könnte dich jetzt auf der Stelle nehmen, hier am Fenster“, fuhr er unbarmherzig fort. „Doch ich möchte kein Risiko eingehen, nachher nennst du mich noch beim falschen Namen.“
Gequält schloss Isabella die Augen. Wie gern hätte sie Gleiches mit Gleichem vergolten und aus Rache sehnsüchtig nach Giovanni geseufzt! Sie wollte Antonio den vernichtenden Stoß versetzen, von dem er sich nie wieder erholte!
Sie brachte es jedoch nicht übers Herz, weil sie sich selbst damit getroffen hätte.
Sie liebte Antonio noch immer, und sein Leid war auch ihr Leid. Nie würde sie es sich verzeihen, dass sie ihm bereits so viel Schmerz zugefügt hatte!
„Hast du mir jetzt bewiesen, was du mir beweisen wolltest?“, fragte sie unter Tränen. „Dann möchte ich jetzt ins Bett – alleine. Ich bin nämlich todmüde.“
Er ließ die Arme sinken und trat einen Schritt zurück. „Mach dir keine Sorgen, ich werde dich nicht weiter belästigen. Der Sex, den wir hatten, war gut, doch an den abgelegten Gespielinnen meines Bruders bin ich nun wirklich nicht interessiert.“
Sein letzter Pfeil traf sie vernichtend. Mit den hölzernen Bewegungen einer Marionette ließ sie Antonio stehen und ging zu ihrem Rucksack, den sie neben einem Sessel abgestellt hatte.
Sie wünschte, sie könnte Antonios Leben ebenso einfach verlassen wie dieses Zimmer. Antonio verachtete sie, sollte er doch, es spielte keine Rolle mehr. Ihre Wege würden sich wahrscheinlich schon morgen trennen, und sie würden sich nie wiedersehen. Ihr kurzes Glück war ein Traum gewesen, eine schillernde Seifenblase, die dem rauen Wind des Lebens nicht hatte standhalten können.
„Wenn du das Haus verlässt, werde ich dich wieder zurückschleifen!“, rief er ihr hinterher. „Du trägst den Erben der Rossi!“
Eben noch hatte er sie leidenschaftlich begehrt, jetzt behandelte er sie mit kalter Verachtung. Warum konnte sie nicht auch so gefühllos sein?
An der Tür drehte sie sich noch einmal um. Trotz seines offenen Hemdes und seiner zerzausten Haare strahlte Antonio Überlegenheit aus und schien sich und die Situation unter Kontrolle zu haben. Sie dagegen fühlte sich wie ein Blatt im Wind, das mal in die eine, dann wieder in die andere Richtung geweht wurde.
„Ich habe dich geliebt!“, erklärte sie bitter.
Unbeeindruckt zuckte er die Schultern. Isabella schluckte. Er schien es gewusst zu haben, doch es schien ihm gleichgültig zu sein.
„Ich hielt dich für den Mann meiner Träume“, redete sie weiter. „Für dich habe
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