Julia Extra Band 375
kannst dich nicht erinnern? Wie schade. Dann sollte man vielleicht ein bisschen nachhelfen.“
Sie sah die Herausforderung in seinen Augen, die dunkler geworden waren, registrierte seine leicht geöffneten Lippen. Hatte sie durch irgendetwas Interesse erkennen lassen, was er als Einladung auffasste, unauffällig näher an sie heranzurücken?
Und plötzlich küssten sie einander. Küssten einander … genauso wie früher. Er umspannte mit den Händen ihre Taille, während sie ihre Finger in seine Schultern krallte. Er strich ihr mit den Fingerspitzen ganz sacht über ihre Brüste, und sie stöhnte leise. Jetzt ließ er erst seinen und dann ihren Sicherheitsgurt aufschnappen, aber in dem kleinen Sportwagen herrschte so eine Enge, dass die Scheiben bereits zu beschlagen begannen. Es war nahezu unmöglich, sich zu bewegen, und ihr im asiatischen Stil geschnittenes Kleid machte alles noch schwieriger. Erst als Dante ungehalten irgendetwas auf Italienisch knurrte, wurde ihr wieder bewusst, dass er mitten auf der Straße vor ihrem Hotel parkte. Nachdem er sich von ihr gelöst hatte, sah sie die Frustration in seinen Augen.
„Nicht hier“, stieß er, den dunklen Kopf schüttelnd, hervor. „Nicht so. Nimm mich mit auf dein Zimmer, Justina.“ Er beugte sich vor und seine Lippen streiften ihre. „ Bitte. Ich vergehe vor Verlangen.“
3. KAPITEL
Ihr Hotelzimmer war tipptopp aufgeräumt, nicht mal die kleinste Kleinigkeit lag herum. Typisch Justina, dachte Dante und erinnerte sich an früher. Während ihre beiden Bandkolleginnen in einem kreativen Chaos aus angebissener Pizza, umherliegenden Klamotten, halb geleerten Wasserflaschen und benutzten Kaffeetassen existierten, hatte Justina in ihrer eigenen, penibel aufgeräumten Blase gelebt und mit unerschütterlicher Ruhe an ihren Songs gebastelt, ohne dem ganzen Tohuwabohu um sich herum auch nur die geringste Beachtung zu schenken. Dazu hatte sie ihm irgendwann einmal erklärt, dass ihr ausgeprägter Ordnungssinn ihr schon in ihrer Kindheit geholfen hätte, chaotische Zustände zu überstehen.
Doch diese Erinnerung verflog, sobald sie die Tür hinter sich geschlossen hatten. Weil er sie gleich wieder an sich ziehen musste, um sie erneut hungrig zu küssen. Sie presste sich mit dem Unterleib an ihn und begann sich instinktiv an ihm zu reiben, obwohl Dante den Verdacht hatte, dass ihr Verstand immer noch vehement Widerstand leistete.
Es wurde ein langer, sinnlicher Kuss. „Ich will dich“, stieß er schließlich hervor. „Ich kann mich nicht erinnern, eine Frau jemals so begehrt zu haben wie dich.“
Justina, deren Finger sich im weichen Dickicht seiner schwarzen Nackenhaare verfangen hatten, schloss die Augen. „Dante“, flüsterte sie, immer noch leise widerstrebend, aber wie hätte sie sich wehren sollen, wo er doch gerade anfing, so aufregend ihre Brüste zu streicheln?
„Was ist das denn für ein Ding?“, brummte er, an ihrem Kleid ungeduldig nach einem Reißverschluss fahndend.
„Das ist … ein Cheongsam. Ich … es stammt aus Singapur, es ist …“
„Egal“, unterbrach er sie grob. „Ich will einfach nur wissen, wie es aufgeht.“
„Da sind Knöpfe an der Seite …“
„Das sind ja tausend!“ Fieberhaft machte er sich ans Werk.
Als sie einen kühlen Luftzug auf ihrer Haut verspürte, ermahnte sie sich, diesem Wahnsinn sofort ein Ende zu machen. Doch vergebens. Sie schaffte es einfach nicht. Ihr Körper war zu ausgehungert, ihr Verlangen zu stark, um Widerstand zu leisten. Was kein Wunder war, nachdem sie die letzten fünf Jahre damit verbracht hatte, sich zu fragen, wann sie wohl jemals so etwas wieder spüren würde! Ob sie je wieder von diesem atemlosen Taumel des Begehrens mitgerissen werden würde. Und plötzlich wusste Justina, dass sie alles wollte. Dass sie – falls dies hier ihr Schwanengesang werden sollte – mit ihm auf Augenhöhe agieren wollte, was früher nie der Fall gewesen war. Wenigstens das. Heute war sie nicht mehr das unerfahrene Mädchen von einst, das seiner Anleitung bedurfte. Sie war längst erwachsen, und vielleicht wurde es ja Zeit, sich daran zu erinnern, wie gern sie mit diesem Mann Sex gehabt hatte.
Sie schüttelte sich die High Heels so schwungvoll von den Füßen, dass sie durch den halben Raum flogen, bevor sie anfing, an seiner Krawatte zu zerren.
„Hast du es eilig, tesoro ?“, fragte er, während er daran dachte, dass sie ihm früher als Erstes sehr ordentlich die Schuhe ausgezogen hatte.
„Du
Weitere Kostenlose Bücher