Julia Extra Band 375
stellte sich auf die Zehenspitzen und drückte ihre Lippen sanft auf seine. „Mir ging es genauso. Aber jetzt gehst du besser, bevor ich mich komplett lächerlich mache und am Ende noch zu heulen anfange.“
Drake musste sich sehr beherrschen, um sie nicht so hart und gierig zu küssen, wie er es gern getan hätte.
„Danke für alles“, murmelte er und löste sich widerstrebend aus ihrer Umarmung. Dann ging er zu Tür und zog sie rasch hinter sich zu, bevor er es sich anders überlegen konnte.
11. KAPITEL
Layla stürzte sich in einen regelrechten Aktivitätsrausch, um ihre Ängste bezüglich Drake auf Abstand zu halten. Wenn sie nicht im Café arbeitete, putzte sie ihre Wohnung auf Hochglanz, sortierte ihre Schränke und Schubladen aus und brachte die Sachen, die sie nicht mehr brauchte, in einen Wohltätigkeitsladen. Danach studierte sie hingebungsvoll ihre Kochbücher und suchte neue Rezepte heraus, die sie für den Mittagstisch im Café ausprobieren wollte.
Nur in den Momenten, in denen sie nicht wachsam war, verirrten sich ihre Gedanken in die verbotene Richtung. Dann nagte die Frage an ihr, was Drake zu seinem beinah fluchtartigen Aufbruch am Sonntag veranlasst hatte. War er zu dem Schluss gekommen, dass er keine Beziehung mit ihr eingehen konnte, nachdem er seine Vergangenheit vor ihr enthüllt hatte? Weil er sich nun viel zu ausgeliefert und verletzbar fühlte? Wusste er denn nicht, dass sie eher sterben würde, als sein Vertrauen zu missbrauchen?
Die Woche schleppte sich qualvoll langsam dahin, und endlich wurde es Freitag. Als am Abend das Telefon klingelte, flog Layla förmlich durchs Zimmer und riss den Hörer hoch.
„Ja, bitte?“, meldete sie sich atemlos.
„Hi, Layla. Ich bin es, Colette.“
Noch nie war Layla so enttäuscht gewesen, die Stimme ihrer Freundin zu hören.
„Hi“, antwortete sie mit wenig Enthusiasmus. „Nett, dass du anrufst, wir haben ja schon länger nichts voneinander gehört. Wie geht es dir?“
„Mir geht’s bestens, aber du klingst, als ob dir gerade jemand die Butter vom Brot gestohlen hätte. Was ist denn passiert?“
Jeder brauchte Freunde, besonders in Krisenzeiten, und Colette war ein echter Kumpel. Andererseits wollte Layla Drakes Privatsphäre schützen, daher sagte sie nur: „Ich habe einen Mann kennengelernt.“
„Aha, und anscheinend gibt es da das eine oder andere Problem. Wohnt er hier in der Stadt?“
„Nein, er lebt in London.“
„Was zum Teufel hat er dann hier gemacht?“
„Arbeiten. Er gehört zu dem Team, das mit der Stadterneuerung beauftragt ist.“
„Hm … und was tut er genau? Ist er Stadtplaner oder Landvermesser?“
„So was in der Art.“
Colette seufzte. „Okay, anscheinend bist du nicht bereit, am Telefon mit mehr Einzelheiten herauszurücken. Hast du heute Abend schon etwas vor?“
„Nein, habe ich nicht.“ Leider , hätte Layla am liebsten hinzugefügt, doch das hätte nur wieder zu weiteren Fragen geführt.
„Schön, dann komme ich mit einer Flasche Wein vorbei. Und mach dir nicht die Mühe, deine Filmsammlung nach etwas Passendem zu durchsuchen. Dazu haben wir viel zu viel zu bereden. Also dann, wir sehen uns später.“
Kaum hatte Colette aufgelegt, bereute Layla es auch schon, sich auf das Treffen mit ihr eingelassen zu haben. Sie war absolut nicht in der Stimmung für ein vertrauliches „Mädchengespräch“. Viel lieber wäre sie ins Bett gekrochen und hätte sich die Augen aus dem Kopf geweint.
Er parkte schon seit fast zehn Minuten vor ihrem Haus und ging im Stillen immer wieder durch, was er ihr sagen wollte.
Als er an diesem Morgen aufgewacht war, hatte er plötzlich ganz genau gewusst, was zu tun war. Im Licht dieser Klarheit erschien es ihm geradezu idiotisch, dass er sich eine ganze Woche lang von ihr ferngehalten hatte.
Doch nun, da er vor dem anmutigen viktorianischen Haus stand, in dem Layla aufgewachsen war, fragte Drake sich, ob es wirklich so eine gute Idee gewesen war, hierherzukommen. Immerhin gab es keinerlei Garantie dafür, dass sie sich über sein Erscheinen freute.
Sein abrupter Abgang an ihrem letzten gemeinsamen Abend dürfte jedenfalls kaum dazu beigetragen haben, dass sie sich nach ihm verzehrte. Vermutlich fragte sie sich gerade, was das größere Übel war: ein betrügerisches Schlitzohr oder ein neurotischer Feigling?
„Verdammt!“ Mit einem Schwall weiterer Flüche auf den Lippen stieg Drake aus seinem roten Aston Martin und schlug die Tür eine Spur heftiger hinter
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