Julia Extra Band 375
sich zu, als es nötig gewesen wäre.
Während er die breiten Steinstufen erklomm, die zur Haustür führten, zog er sich die dunkelgraue Seidenkrawatte zurecht, die exakt denselben Farbton hatte wie sein maßgeschneiderter Anzug. Als er auf den Klingelknopf drückte, hämmerte sein Herz so heftig, als stünde er vor den Pforten des Buckingham Palasts, um von der Queen persönlich empfangen zu werden.
Das Licht in der Halle ging an, die Tür öffnete sich und sie stand vor ihm!
Barfuß in engen schwarzen Jeans, darüber einen lässigen cremefarbenen Pulli, betrachtete sie ihn mit einem Blick, als wäre er der letzte Mensch auf Erden, mit dessen Besuch sie gerechnet hatte.
„Na, sieh mal an, was verschafft mir denn diese Ehre?“, zitierte sie ihn spöttisch.
Das waren ziemlich genau die Worte, mit denen Drake sie bei ihrem unangemeldeten Besuch in seinem Büro begrüßt hatte.
Ein reichlich frostiger Empfang, doch Drake ließ sich nicht davon abschrecken.
„Wenn ich dir sagen würde, dass ich dich in der letzten Woche mehr vermisst habe als irgendetwas in meinem ganzen Leben … Würdest du mich dann zu dem Kaffee einladen, den ich beim letzten Mal dummerweise ausgeschlagen habe?“, fragte er sie mit leiser, rauchiger Stimme.
Sie hielt sich weiterhin am Türrahmen fest, als hätte sie noch nicht entschieden, ob sie ihn hereinlassen sollte oder nicht. Aber er sah auch etwas in ihren Augen aufglimmen, das er als Hoffnung zu deuten beschloss.
„Ist das alles, was du willst – eine Tasse Kaffee?“, erkundigte sie sich misstrauisch.
„Das wäre zumindest ein Anfang.“
„Ein Anfang von was?“
„Von einem, wie ich hoffe, offenen und ehrlichen Gespräch.“
„Ja, das fände ich auch gut. Aber ich fürchte, du musst warten, bis meine Freundin sich verabschiedet hat. Sie ist heute Abend vorbeigekommen, um mir ein bisschen weibliche Unterstützung zuteilwerden zu lassen.“
Drake runzelte die Stirn. „Unterstützung bei was?“
Sie lächelte vielsagend. „Es gibt Zeiten, in denen Frauen ihre Freundinnen brauchen. Und dies ist so eine Zeit.“
„Soll das heißen, dass du ein Gespräch über uns beide gebraucht hast?“
Plötzlich flammte Zorn in Laylas sonst so sanften Augen auf. „Was glaubst du denn? Ist dir jemals in den Sinn gekommen, dass es mir vielleicht nicht so gut gegangen ist, nachdem du letzten Sonntag ohne glaubhafte Erklärung einfach abgehauen bist? Wir haben ein fantastisches Wochenende miteinander gehabt, und dann konntest du plötzlich nicht schnell genug wegkommen! Keine Sorge, ich habe mit Colette nicht über uns gesprochen, aber ich hatte vor, ihr zu erzählen, dass ich jemanden …“
Sie wurde rot und wandte für einen Moment den Blick ab. „Egal“, sagte sie. „In dem Moment hat es geklingelt und du standest vor der Tür.“
„Und was wolltest du deiner Freundin erzählen? Dass ich dich in meinem Haus verführt und danach wieder hier abgeladen habe, um mich auf Nimmerwiedersehen aus dem Staub zu machen?“
Layla sah ihn betroffen an. „Ich würde niemals in dieser Weise über dich sprechen, Drake. Hast du mir das wirklich zugetraut?“
„Nein, natürlich nicht“, lenkte er eilig ein. „Hör mal, könntest du Colleen nicht sagen, dass ich extra von London hierher gefahren bin, weil ich etwas Wichtiges mit dir zu besprechen habe?“
Sie konnte jetzt unmöglich hinaufgehen, und mit ihrer Freundin Small Talk machen, während er darauf brannte, die Luft zwischen ihnen zu reinigen und ihr zu gestehen, was er für sie empfand! Allein der Gedanke machte Drake rasend.
Laylas Befremden ging in Ärger über. „Wenn du etwas so Wichtiges zu besprechen hast, warum hast du mich dann nicht angerufen und mir gesagt, dass du heute Abend kommen willst? Sie heißt übrigens Colette, nicht Colleen, und ist eine sehr gute Freundin von mir. Wir sehen uns nicht oft, und ich fordere sie ganz bestimmt nicht zum Gehen auf, nur weil du beschlossen hast, jetzt sofort mit mir reden zu müssen.“
„Schon gut, ich habe verstanden.“ Drake schluckte die Enttäuschung hinunter und fügte sich in sein Schicksal. „Dann warte ich eben, bis ihr euren Abend beendet habt … das heißt, wenn dir das recht ist.“
Endlich gab sie die Tür frei. „Komm rein“, forderte sie ihn auf und trat einen Schritt zurück, um ihn in den Flur zu lassen. „Wir wollten gerade eine Flasche Wein aufmachen. Möchtest du auch ein Glas?“
„Lieber nicht. Ich will heute Abend einen klaren Kopf
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