Julia Extra Band 375
behalten.“
„Dann einen Kaffee?“
„Ja, das wäre großartig. Danke.“
Als ihre Blicke für eine volle Sekunde ineinandertauchten, schoss eine Tausendvoltladung Strom durch Drakes Körper. An Laylas Pupillen, die sich kurz weiteten, konnte er erkennen, dass sie mit einem ähnlichen Problem zu kämpfen hatte.
„Ich hätte anrufen sollen“, gab er ihr recht. „Aber ich musste erst Klarheit über mich gewinnen, und das hat eine Weile gedauert. Kannst du mir verzeihen?“
„Jetzt bist du ja hier, und nur darauf kommt es an.“
Ihr Lächeln war so schnell wieder verschwunden, wie es gekommen war, aber Drake hatte es gesehen. Und das beruhigte ihn immens.
Auf dem oberen Treppenabsatz erwartete sie eine hübsche Blondine mit langen Locken und einem offenen Trenchcoat über verwaschenen Jeans und einer geblümten Bluse.
„Du willst doch nicht schon gehen?“, fragte Layla sie erschrocken.
Colette tätschelte ihr beruhigend den Arm. „Alles ist gut, Süße, aber ich glaube, du brauchst meinen Beistand jetzt nicht mehr. Als ich von unten eine fremde Stimme hörte, wusste ich gleich, dass sie dem Mann gehören muss, von dem du mir gerade erzählen wolltest.“
Sie wandte sich Drake zu und streckte ihm lächelnd die Hand entgegen. „Ich bin Laylas Freundin Colette, und Sie sind …?“
„Drake Ashton.“ Er zögerte nicht, ihr seinen vollen Namen zu sagen. Der offene Blick des Mädchens verriet ihm, dass sie Layla gegenüber hundertprozentig loyal war.
„Dann sind Sie der berühmte Architekt, der unserem müden Städtchen wieder neues Leben einhauchen soll?“
Er schnitt eine Grimasse. „Ich bin einer aus einer Gruppe von Fachleuten, die dafür engagiert worden sind.“
In Colettes blauen Augen tanzten übermütige Funken. „Und sehen die anderen Fachleute auch so gut aus wie Sie?“
„Colette!“
Layla schüttelte ungläubig den Kopf über die Unverfrorenheit ihrer Freundin.
„Keine Sorge, Drake, ich habe nur Spaß gemacht. Layla weiß, dass ich sehr glücklich verheiratet bin.“ Colette knöpfte ihren Mantel zu und hängte sich die Schultertasche über. „Und jetzt fahre ich nach Hause und schlage meiner besseren Hälfte ein romantisches Dinner beim Italiener um die Ecke vor. Ihr könnt euch ja die Flasche Wein zu Gemüte führen, die ich mitgebracht habe, und dabei auf mein Wohl trinken.“
Bevor Layla Widerspruch erheben konnte, schnappte Drake sich ihre Hand und drückte sie kurz. „Das werden wir, Colette, und ich verspreche hoch und heilig, nie wieder ein Mädchentreffen zwischen euch zu stören.“
„Ich habe es notiert. Also dann viel Spaß, und Drake …?“
„Ja?“
„Brechen Sie Layla bloß nicht das Herz. Glauben Sie mir, Sie haben großes Glück, dass sie sich für Sie interessiert. Ich fing schon an, mich zu fragen, ob sie jemals jemanden findet, der ihr wirklich gefällt.“
Seine Augen ruhten mit einem undurchdringlichen Blick auf Layla. „Sie können sicher sein, dass ich Laylas Zuneigung nicht für selbstverständlich halte.“
Als sie allein waren, bemerkte Drake sofort Laylas Nervosität und Unsicherheit. Hatte sie wirklich keine Ahnung, was er fühlte? Er folgte ihr in die Küche. Auf der Arbeitsplatte stand eine ungeöffnete Weinflasche, daneben zwei langstielige Weingläser und ein Korkenzieher.
„Ich sagte zwar, dass ich Kaffee will, aber was hältst du davon, wenn wir das Eis mit einem Glas Wein brechen?“, schlug er in leichtem Konversationston vor. Er wollte unbedingt, dass sie sich wieder entspannte.
„Das Eis brechen?“, wiederholte Layla spöttisch. „Ist es seit unserer letzten Begegnung so frostig zwischen uns geworden, dass wir uns einen antrinken müssen, um miteinander zu kommunizieren? Was mich betrifft, würde ich lieber gleich zum Punkt kommen.“
„Okay, dann machen wir das.“
„Du bist einverstanden ?“
In ihrer Überraschung sah sie so unwiderstehlich süß aus, dass Drake ihr innerlich zu Füßen sank. „Ja, ich bin einverstanden“, bestätigte er und hob zum Zeichen seiner Kapitulation die Hände. „Willst du nicht anfangen und mir erzählen, was dir so alles im Kopf herumgegangen ist?“
„Na schön.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust und ging unruhig auf den schwarz-weißen Steinfliesen auf und ab. „Als du mich am Sonntag nach Hause gebracht hast, muss irgendetwas passiert sein. Du wolltest auf einen Kaffee bleiben, aber dann hast du plötzlich deine Meinung geändert. Die Gründe, die du genannt hast,
Weitere Kostenlose Bücher