Julia Extra Band 375
keine Priorität.
Doch hier saß er, und zwar aus genau demselben Grund, aus dem er vor einigen Tagen das Telefonat mit Huang Bin verschoben hatte. Er wollte einfach keine Gelegenheit verpassen, Elizabeth zu sehen.
Natürlich würde dieser Abend nicht so spektakulär enden wie der letzte, weil er ihre Bitte „respektierte“ und sich von Elizabeth fernhielt.
Es brachte ihn fast um. Die eine Liebesnacht – nicht einmal eine ganze Nacht – mit Elizabeth war wie eine Droge und absolut nicht genug gewesen. Sein Körper brauchte mehr.
Van versuchte erneut, das Team in Partylaune zu bringen. „Also noch einmal, Leute. Auf das Eishockey-Team von Gilmore!“
Charles beobachtet Liz, die am anderen Ende des Tisches ihr Glas hob. „Mr Hancock hat recht“, sagte sie. „Ihr könnt alle sehr stolz sein, dass ihr so weit gekommen seid.“ Sie hatte dieses echt ermutigende Lächeln auf den Lippen, mit dem sie einem das Gefühl gab, Bäume ausreißen zu können. Als Charles es sah, wurde ihm klar, dass es nicht nur der Sex war, den er vermisste. Es war dieses Lächeln und ihre Art. Er vermisste ihre Nähe.
Er vermisste sie .
Am Tisch diskutierten Doug, Van und ein paar andere über eine ihrer Meinung nach falsche Entscheidung des Schiedsrichters im ersten Drittel. Während sie debattierten, bemerkte Charles, wie sich Elizabeth mit zwei leeren Karaffen in Richtung Bar davonstahl.
Zur Hölle mit all der Vorsicht, entschied er. Ich möchte mit ihr sprechen. Er griff nach einem leeren Tablett, das sich in Reichweite befand, und stand auf. Elizabeth schien ein Basketballspiel zu verfolgen, das in einem Fernseher über der Bar übertragen wurde.
„Gutes Spiel“, sagte er zu ihr. „Wirklich schade, dass sie verloren haben.“
„Man kann nicht immer nur gewinnen“, antwortete sie, die Augen noch immer starr auf den Bildschirm gerichtet.
Meint sie das Spiel? „Das ist wohl wahr, aber es heißt nicht, dass man es nicht versuchen sollte.“
Er schaute sich ihr Profil an und bemerkte zum ersten Mal, wie tief die Ringe unter ihren Augen waren. „Du siehst müde aus.“
„Ich habe ein paar anstrengende Tage hinter mir. Mein Boss erwartet wichtigen Besuch.“
Das soll der Grund für ihre Müdigkeit sein? „Ich mache mir Sorgen, dass du nicht genügend Schlaf bekommst. Bei mir selbst ist es jedenfalls so.“ Den nächsten Satz sprach er so leise aus, dass ihn niemand außer ihr hören konnte. „Mein Bett ist viel zu leer gewesen.“
„Charles …“
So schwer es ihm auch fiel, er hatte ein Versprechen abgegeben. Sie verstummten und gaben beide vor, das Basketballspiel anzuschauen. Doch seine Aufmerksamkeit war viel zu sehr auf die Frau neben ihm gerichtet.
Nach einer Weile nahm er einen Bierdeckel von einem Stapel und rollte ihn hochkant über die Bar. „Andrew und Victoria scheinen sich zu benehmen“, sagte er.
„Bisher zumindest.“
„Wie läuft es mit Andrew?“
Liz zuckte mit den Achseln. „Das Übliche. Ich bin gemein, weil ich wissen will, wo er ist und was er macht. Ich bin gemein, weil ich nicht will, dass er nach der Schule zu Victoria geht. Ich bin gemein, weil ich existiere. Das Übliche eben.“
Das klingt hart. „Wie kommst du damit klar?“
„Er denkt, dass ich schwach werde und nachsichtiger bin, wenn er unausstehlich zu mir ist.“
„Ich wünschte, ich könnte helfen.“ Außer, indem ich mich fernhalte.
Er rollte den Bierdeckel zu ihrer Hand und eine Seite berührte die Spitze ihres Zeigefingers. Er berührte sie, ohne sie zu berühren.
Sie zog ihre Hand zurück. „Vielen Dank. Ich komme allein zurecht.“
„So hast du es ja schließlich am liebsten.“
Sie sah ihn wütend an. „Das ist nicht fair.“
Wohl wahr. Trotzdem bereute er die Bemerkung nicht. „Das Leben ist zu kurz, Elizabeth.“
„Und du wirst die Stadt in ein paar Wochen verlassen. Ein Unentschieden sozusagen.“
Charles verstand, dass es keinen Sinn hatte, und ging zurück zum Tisch. Als er ihn erreichte, bemerkte er, dass noch jemand gekommen war. „Tim?“
Der Bürgermeister Tim Callahan stand auf und schüttelte ihm die Hand. „Schön, Sie zu sehen!“
„Gleichfalls. Was verschlägt Sie hierher?“
„Ich bin hier, damit das gesamte Team die Neuigkeiten erfährt“, antwortete der Bürgermeister. „Nehmen Sie Platz.“
Noch immer unsicher, was Tim Callahan vorhatte, setzte er sich, und der Bürgermeister stand auf.
„Dürfte ich um Ihre Aufmerksamkeit bitten?“, sagte er laut. „Wie Sie alle
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